Fränkische Bratwurst und frische Laugensemmeln im Kokosnussflair auf Phuket
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Markus Wolf
2004 war für Thomas Moog und Phuket ein Schicksalsjahr. Nicht nur, dass am 26. Dezember der zerstörerische Tsunami über die Westküste der Insel rollte, sondern im gleichen Jahr verstarb auch sein Bruder in der gemeinsamen Wahlheimat Phuket.
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1986 war Thomas das erste Mal geschäftlich in Thailand unterwegs. Wie für viele Deutsche war damals auch für ihn der Textilhandel mit dieser Region sehr bedeutend. Thomas hätte sich aber niemals träumen lassen, fast 30 Jahre später ein florierendes Restaurant in genau diesem Land sein Eigen zu nennen. „Ich wollte schon immer ins tropische Klima“ gestand er mir, „und da ich durch meine häufigen Geschäftsreisen noch gute Kontakte hatte, entschied ich mich für Thailand“. Dafür sprach auch die gute Infrastruktur und ein für die Region recht gut funktionierendes Sozialsystem. „Keiner der Hilfe braucht wird hier vom Krankenhaus weggeschickt“, meinte er und verwies dabei auf das im Vergleich erheblich schlechtere Sozialsystem der USA.
Als Thomas Moog – heute Mitte 50 – vor rund 18 Jahren von seiner fränkischen Heimat Ansbach weg zog, konnte er auf solide gastronomische Erfahrungen zurückgreifen. In Phuket angekommen, eröffnete er daher zusammen mit seinem Bruder in Kamala eine Tropic-Kneipe. Zwischenzeitlich hatte er sich auch an Modeschmuck versucht. Im Schicksalsjahr 2004 eröffnete er dann das Restaurant Kokosnuss. Anfangs war dies nur ein Frühstücks-Cafe mit selbstgebackenen Semmeln – Laugen, Sesam, Mohn und anderen Leckereien aus der Heimat, aber mit der Zeit stieg die Nachfrage und der Gewinn wurde in den Ausbau der Kokosnuss gesteckt: Hier eine Wand eingerissen, dort den Eingang begradigt und zum Schluss noch ein Vordach installiert. Die Bauvorschriften auf Phuket in Thailand sind flexibler als in Deutschland. Hier versucht die Bürokratie nicht, dich mit Gewalt von Veränderungen abzuhalten. Zwar gibt es auch hier Genehmigungen, die für das eine oder andere Vorhaben beantragt werden müssen, doch diese richten sich eher nach den zu erwartenden Verkaufszahlen und Gewinnabsichten als nach strengen Regeln.
Dagegen braucht man für alles, was man verkaufen möchte, eine entsprechende Lizenz, die man aber relativ leicht bei einer dem Ordnungsamt vergleichbaren Behörde bekommt. Das Brot und die Semmeln wurden von Anfang an selbst gebacken und um die große Nachfrage zu bewältigen arbeitet Thomas im Bedarfsfall auch mit Bäckern zusammen, bei denen er nachbestellen kann. Die Würste nach deutscher Art kommen von einem Metzger aus Chiang Mai, der sich darauf spezialisiert hat, diese Leckereien in Thailand anzubieten. Von der Großstadt im Norden Thailands versendet Günter Dingeldein innerhalb von 24h über das ganze Land. Der deutsche Metzger aus dem Odenwald ist seit über 10 Jahren in Chiang Mai und betreibt zusätzlich ein Restaurant, in dem er auch seine Spezialitäten anbietet.
in Kamala auf Phuket
Schweden, Russen, Deutsche und auch Thais kommen immer wieder gerne in sein Restaurant Kokosnuss. Überrascht hat Thomas das Interesse der russischen Touristen. Deren Begeisterung für seine Wurstplatte wird nur noch vom Schnitzeltag am Montag übertroffen. Da die Kokosnuss etwas abseits der Hauptstraße liegt, war es anfangs schwer, neue Kunden zu gewinnen. Heute funktioniert die Mundpropaganda, da seine vielen Stammgäste fleißig für ihn die Werbetrommel rühren. Einen Vorteil hat seine ungünstige Lage: Er kann sein Essen auf Grund geringerer Miet-Kosten ca. 30% günstiger anbieten.
Wie schon unser Podcast-Gast Klaus P. Wünsch – Mr. Foodtruck – so hat auch Thomas früher in seiner Heimat American Football gespielt. Mit den Ansbach Grizzlies war er dreimal Deutscher Meister. Diese Begeisterung von damals bringt ihn auch heute immer mal wieder zurück nach Deutschland. Da er noch seine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, muss er jedes Jahr erneut eine Aufenthaltsgenehmigung beantragen, trotz thailändischer Ehefrau und zwei Kindern. „Wenn man das hinter sich hat weiß man, wie gut es die Bürokratie in Deutschland mit den Ausländern meint.“, bemerkte er leicht genervt. Im Vergleich zu Deutschland wechselt das Personal hier viel häufiger, denn so etwas wie Kündigungsfristen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gibt es auf Phuket nicht. „Du musst lernen, dein Personal so zu behandeln, wie es in Thailand üblich ist. Ein cholerischer Wutausbruch sorgt nur dafür, dass du nach 10 Minuten alleine da stehst“, weiß Thomas von seinen Anfängen zu berichten.
des Magazins Phuket heute
Da auf Phuket viele deutsche Überwinterer wohnen, gibt es eine steigende Nachfrage nach Produkten aus der Heimat. Das Restaurant ist zur Hauptsaison (Deutscher Winter) abends besonders gut besucht. So denkt Thomas schon weiter und hat neben den üblichen Restaurantaktivitäten ab diesem Jahr eine Lizenz für das Veranstalten von Reisen zu den umliegenden Inseln bekommen. Auch Touren auf Phuket plant der Exil-Ansbacher anzubieten, denn mit deutscher Reiseleitung war das bisher schwer auf der Insel zu finden. Als Herausgeber hat sich Thomas auch schon versucht und mit “Phuket heute” ein Magazin veröffentlicht, das leider nach zwei Ausgaben wieder eingestellt wurde. Der Grund für das Scheitern war der fehlende Durchhaltewille seines Partners.
Es ist schön zu beobachten, was Unternehmergeist und Interesse für Neues alles bewegen können. Anstatt nach dem Tsunami nach Deutschland zurück zu kehren und zu jammern hat die Familie erst mal klar Schiff gemacht und gerettet, was zu retten war. Die 20.000 Baht (500 Euro) Unterstützung durch die Regierung waren dabei allerdings nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Gut, dass er noch zahlreiche Bekannte zu Hause hatte, die ihm bei seinem erfolgreichen Neuanfang geholfen haben.