Artistisch gespielter Verfall im neuen Stück von WildWuchs
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Valerija Levin
„Die Stühle“ von E. Ionesco – so lautet die Premiere im Palais Schrottenberg, Kasernenstr. 1, dem Zuhause der schon bekannten Theatervereinigung WildWuchs. Zu sehen sein wird der Klassiker des Absurden am 27. und 30. November, sowie 9., 20. und 30. Dezember 2014. Das Stück soll neugierigen Zuschauern nichts vorenthalten und vor allem für heißen Diskussionsstoff sorgen.
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Früher Abend. An Bambergs Ufern dämmert es bereits. Dichter Nebel über dem Steinpflaster. Kaum jemand traut sich heute bei den herrschenden eiskalten Temperaturen noch auf die Straße und in den Cafés werden tüchtig alle möglichen Arten von Tee zubereitet. Auch im Palais dampft die Kaffeekanne vor sich hin. Bei schwachem Licht, umgeben von alten Fotos und einer barockalen Atmosphäre sitzen Künstler, Schauspieler und Regisseur zusammen um den Tisch und bereiten sich auf das neue Stück vor. Auch wir Neugierige wurden eingeladen, bei den Proben zu Ionescos „Die Stühle“ dabei zu sein.
In dem Frühstücksraum des neueröffneten Hotels steht bereits die Bühne und etliche Requisiten schmücken Wände und Fenster. Doch es ist noch lange nicht alles an seinem Platz – an den Kulissen wird noch gearbeitet. Sebastian Stahl, Bühnenbildner und Schauspieler telefoniert geschäftig. Die Darsteller sitzen auf Stühlen inmitten der Bühne, bereit mit den Proben anzufangen. Der Regisseur, Frederic Heisig, geht noch mal das Skript durch. Da läutet es an der Tür. Ein hochangesehener bereits erwarteter Gast wird hereingebeten. Es gibt nur eine kleine Besonderheit: Der Gast ist unsichtbar. Wie im Übrigen auch alle anderen Gäste, die im Laufe des Stückes durch diesen Torbogen treten werden.
Poppet 94 Jahre und Semiramis 95 Jahre alt
E. Ionescos Stück „Die Stühle“, eine tragische Farce und zugleich Klassiker des absurden Theaters, handelt von Vergänglichkeit, dem Verfall der Schönheit und der Welt, von Wahrnehmung der Realität der beiden etwas verwirrten Menschen Poppet 94 und Semiramis 95 Jahre alt. Sie leben und lieben in einer von ihnen selbst erschaffenen Welt. Er ist für sie Chefarzt, Chefmarschall, Chefkönig sogar und sie seine Gefährtin, Geliebte und Mutter zugleich. Sie leben abgeschnitten von der Welt, jedoch selektiv in der Wahrnehmung ihrer eigenen, trösten sich mit Träumen von Karrieren, die nie gemacht wurden, geben einander Kosenamen und spielen sich einen Abendempfang mit unsichtbaren Gästen vor. Immer wieder klingelt es an der Tür, der Empfang scheint kein Ende zu nehmen, der Platz wird immer knapper und das Ehepaar wird immer hektischer beim Hereintragen neuer Stühle, die sie für ihre unsichtbaren Gäste auf die Bühne stellen.
WildWuchs - Ein gesunder Sinn für das Absurde
„Wir hatten ja schon immer einen gesunden Sinn für das Absurde. Bei der Suche nach einem neuen, geeigneten Stück fanden wir das Thema der Grenze zwischen Normalität und Anderssein so zeitlos und spannend, dass wir uns für Ionesco entschieden. Vor allem durch das Groteske des Stückes und den besonderen Charme der Charaktere ergibt sich ein interessanter Blick auf die Wirklichkeit“, so F. Heisig. Wer also das letzte Stück von WildWuchs, „Die Schachnovelle“, kennt und in Erinnerung behalten hat, wird diesmal eine ganz andere Seite dieser kleinen Schauspielertruppe mit neuen aber auch alten Gesichtern zu sehen bekommen. Die Hauptrollen übernehmen diesmal Florian Berndt und Hanne Hacker, dem einen oder anderen bekannt aus früheren Stücken, wie „Der Reigen“ oder „Freunde der Sonne“. Die Darsteller ringen um Realität, beschwören Illusionen und lassen Banales in Monströses übergehen. Eine zugleich tragische und komische Geschichte über die Welt und uns Menschen.
„Ich schätze unser Publikum hat eine ganz gute Vorstellung davon, was bei WildWuchs (Facebook) zu erwarten ist. Da fällt auch ein Ionesco nicht aus der Reihe. Wir wollen mit unseren Stücken nicht erklären, das übernimmt schon zur Genüge das Kino, wir wollen berühren, gemeinsam mit Schauspielern und Publikum ein Problem durchleben.(…) Die Stühle waren, geschichtlich gesehen, beim Publikum lange Zeit sehr unbeliebt – zu Unrecht, wie ich finde. Wir erwarten mit unserem Stück in erster Linie keinen Massenerfolg, sondern langanhaltende Diskussionen.
Aber erst mal heißt es abwarten und Tee trinken.“, sagt der Regisseur und lässt die Spannung nur noch steigen.