„Ein Quell der Inspiration“ – fränkische Autoren auf Leipziger Buchmesse

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von
Messehalle Leipzig

Raum für Austausch rund um die Literatur: Die Messehalle in Leipzig. Foto: © włodi / / Flickr (cc)

Franken hat eine reichhaltige Literaturszene. Wie haben einige Akteurinnen und Akteure die Leipziger Buchmesse für sich nutzen können? Wie sehen sie die heimische Schreib- und Literaturszene? Über Motivation, neue Projekte und noch mehr Potential für Vernetzung.

Die Bücherkisten sind wieder ausgepackt, die neuen Visitenkarten einsortiert und frische Kontakte vielleicht schon genutzt: vor wenigen Wochen ist die Leipziger Buchmesse zu Ende gegangen. Wie haben Frankens Autorinnen, Verlage und andere Akteurinnen und Akteure der fränkischen Literaturszene die Messe erlebt? Welche Anregungen haben sie mit nach Hause genommen? Über ihre Erfahrungen berichten die Lektorin, Agentin und Texterin Marion Voigt aus Zirndorf von den Bücherfrauen Franken, der Verleger Norbert Treuheit vom Ars Vivendi Verlag in Cadolzburg, Ursula Schmid-Spreer, Nürnberger Autorin und mittelfränkische Ansprechpartnerin des Bundesverbandes junger Autorinnen und Autoren sowie Heike Duken, ebenfalls Autorin aus Nürnberg, die nach ihrem ersten Roman nun demnächst ihr erstes humorvolles Sachbuch in den Händen halten wird.

„Die lebendige Atmosphäre ist einfach prickelnd“

Das wievielte Mal haben Sie an der diesjährigen Buchmesse in Leipzig teilgenommen?

Marion Voigt

Die Leipziger Buchmesse besuche ich schon seit den Jahren vor der Wende, als sie noch in den alten Messehallen untergebracht war. Ich kenne sie auch als Ausstellerin. Für mich ist sie eine sinnvolle Ergänzung zur Frankfurter Buchmesse. Dieses Mal war ich allerdings nur einen Tag dort.

Norbert Treuheit

Ich war schon öfter dort. Aber die Leipziger Buchmesse ist nicht so wichtig für mich wie die Frankfurter. Wir waren als Aussteller mit einem Gemeinschaftsstand von sieben Verlagen vertreten.

Ursula Schmid-Spreer

Da ich erst seit einem halben Jahr Ansprechpartnerin für den Bundesverband junger Autorinnen und Autoren in Mittelfranken bin, war dies mein erstes Mal in Leipzig.

Heike Duken

Das war bei mir das vierte Mal

Besucher Buchmesse Leipzig

Zeitgleich zur Leipziger Buchmesse fand auf dem Messegelände die Manga-Comic-Convention statt. Foto: © Heike Duken

Mit welchen Erwartungen und Zielen sind sie nach Leipzig gefahren?

Marion Voigt

Ich fahre grundsätzlich mit einer riesigen Neugier dorthin. Die Leipziger Buchmesse ist vor allem ein Lesefest, denn hier steht nicht das Lizenzgeschäft im Vordergrund wie in Frankfurt. Mich interessiert, wie sich die kleinen Verlage präsentieren, deren Publikationen man in Buchhandlungen oft vergeblich sucht. Sie haben heuer ein eigenes Forum bekommen, »Die Unabhängigen«. Genau das richtige Umfeld für die Verleihung des Kurt Wolff Preises an einen Independent-Verlag. Diese Vielfalt an Büchern mit den dazugehörenden Menschen ist für mich ein Quell der Inspiration. Die lebendige Atmosphäre ist einfach prickelnd, in Leipzig genauso wie in Frankfurt. Natürlich war ich auch am Gemeinschaftsstand meiner beiden Branchennetzwerke, der BücherFrauen und des Verbands der freien Lektorinnen und Lektoren. Dort ist ein Umschlagplatz für Neuigkeiten und Informationen über die Programme beider Vereine. Und alle Neugierigen sind willkommen.

„Es wäre gut, einen gemeinsamen Anlaufpunkt zu haben“

Norbert Treuheit

Ich war nur einen Tag dort und habe einige Termine wahrgenommen. Ansonsten hatte ich keine so hohen Erwartungen. Mir ist wichtig zu beobachten, was am Markt so abgeht.

Ursula Schmid-Spreer

Zunächst wollte ich mich mit meinem eigenen Verleger treffen und meine Lektorin persönlich kennenlernen. Danach habe ich mich darauf gefreut, weitere Autoren kennenzulernen.

Portrait Autorin Heike Duken

Heike Duken. Foto: © Jörg H. Lingrön

Heike Duken

Da ich bei den 42er Autoren (gemeinnützige Autorenvereinigung) Mitglied bin, wollte ich mich mit anderen Autorinnen und Autoren aus diesem Kreis austauschen. Man trifft sich halt auf einen Kaffee. Außerdem hatten die 42er einen eigenen Stand , an dem wir ansprechbar waren und mit vielen Interessenten reden konnten. Und natürlich habe ich den Stand des Verlages besucht, der mein Buch herausbringt und geschaut, was sie sonst noch so machen.

Welche Anregungen haben Sie für Ihre Arbeit hier in Franken bekommen?

Marion Voigt

Ich nehme mir immer gezielt Vorschauen und Visitenkarten von Gesprächspartnern mit und komme mit einem ganzen Sack an Ideen nach Hause. Auf dieser Messe habe ich unter anderem eine Übersetzerin getroffen, mit der ich demnächst das zweite gemeinsame Buchprojekt angehen werde.

Nobert Treuheit

Als kleiner Verlag muss man schauen, wo man den Schwerpunkt setzt. Man sieht einfach, dass auch große Verlage auf der Leipziger Buchmesse den Ball flach halten. Sie ist ja wesentlich kleiner als die Frankfurter, auch die personelle Besetzung ist geringer, das wird sich in naher Zukunft sicher nicht ändern. Für die Besucher ist es so jedoch angenehmer, da Leipzig eine Publikumsmesse ist.

Ursula Schmid-Spreer

Da ich ja für den Tempest (Newsletter für AutorInnen) schreibe, wollte ich zuerst eine kleine Zusammenfassung über die Leipziger Buchmesse verfassen. So eine Messe gibt natürlich viel Motivation, man sieht, was sich alles so tummelt. Nachdem ich mich mit anderen Autoren getroffen habe, habe ich auch wieder mehr Lust bekommen, an meinen eigenen Projekten weiterzuarbeiten.

Heike Duken

Ich konnte tollen Autorinnen und Autoren bei zahlreichen Live-Interviews zuhören. Besonders beeindruckt hat mich, was Amos Oz über das Schreiben, über Israel und seinen neuen Roman zu erzählen hatte. Der Austausch mit Anderen hat mir generell etwas gebracht. Gerade auch die aktuelle Selfpublisherdebatte mit ihren Schwierigkeiten. Letztlich träumen alle davon, ein richtiges gedrucktes Buch zu veröffentlichen.

Wie gut ist Ihrer Meinung nach die fränkische Literaturszene miteinander vernetzt?

Portrait Autorin Marion Voigt

Marion Voigt. Foto: © Günter Distler

Marion Voigt

Die Personen und Gruppen, die hier in Franken tätig sind, sollten sichtbarer werden und sich untereinander stärker austauschen. Wenn man keine Ansprechpartner kennt, ist die Hürde hoch, den ersten Schritt zu wagen. So weiß man gar nicht, was alles möglich ist. Ich wünsche mir weniger Berührungsängste und mehr Lust am Experimentieren, ohne Angst, dass einem Ideen geklaut oder Aufträge weggeschnappt werden. Ein Prinzip des Vernetzens ist es doch, für andere mitzudenken, verschiedene Kompetenzen zusammenzuführen. Solange das auf Gegenseitigkeit beruht, haben alle etwas davon. Für den Informationsfluss wäre es sinnvoll Initiativen zu bündeln und einen gemeinsamen Anlaufpunkt zu haben, so etwas wie ein offenes Literaturhaus. Auf virtueller Ebene bietet das Portal mehrwertzone.net die Möglichkeit der Vernetzung [die Plattform der Kultur- und Kreativbranche in Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach]. Insgesamt müsste da noch viel mehr passieren.

Norbert Treuheit

Das hängt immer etwas davon ab, wie gut die einzelnen Kulturämter hinter der Literatur stehen. In Nürnberg ist es sicher nicht so, dass die Kulturreferentin die Literatur als ihr großes Steckenpferd sieht. Zum Beispiel beim Literaturhaus in Nürnberg, das eine rein private Initiative ist, hätte die Stadt schon früher tätig werden müssen. Außerdem geschieht Vieles eher halbprofessionell. Auch die Sektion Buchwissenschaft an der Uni in Erlangen würde ich mir, im Vergleich zu München, Leipzig oder Mainz, praxisorientierter wünschen. Ich habe seinerzeit den fränkischen Krimipreis mit initiiert und bin auch gerne bereit, mich in der Zukunft weiter für die fränkische Literaturszene zu engagieren.

Ursula Schmid-Spreer

Ich glaube nicht, dass wir stark vernetzt sind. Das könnte schon mehr sein. Die AutorInnenvereinigung deutschsprachiger Krimiautoren Syndikat trifft sich alle drei Monate zum Stammtisch, da hilft man sich untereinander. Ansonsten lade ich z.B. zum jährlichen Autorentreffen zu Christi Himmelfahrt ins Nürnberger CPH (Caritas-Pirckheimer-Haus) ein, da kommen Autoren aus ganz Deutschland, der Schweiz und auch aus Frankreich. Das ist dieses Jahr das zwölfte Mal.

Heike Duken

Ich finde die fränkische Literaturszene nicht besonders gut vernetzt. Es gibt keine richtige Struktur. In München hingegen bin ich öfter, dort lädt man mich auch ein und kennt mich schon. Aber es ist auch eine Zeitfrage; ich kann nicht zu jedem Treffen in Nürnberg kommen. Manchmal gehe ich ins Literarische Café im Bildungszentrum.

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