Klassikgenuss im Nürnberger Luitpoldhain – Klassik Open Air 2014
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Daniel Bendl mit Bildergalerie
Es gibt Veranstaltungsformate in Nürnberg, die inzwischen fest etabliert sind und zu denen man sich Jahr für Jahr aufs Neue vornimmt endlich einmal selbst dabei zu sein. Bei mir hat es 15 Jahre gedauert und ich stellte fest: Wer nicht zum Klassik Open Air nach Nürnberg geht, der verpasst einen grandiosen Abend.
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Sonnenuntergang, ein Korb mit Leckereien zum trinken und essen, eine Picknickdecke sowie den Partner an seiner Seite. Was etwas kitschig klingt und Zweisamkeit suggeriert, beginnt in Wahrheit mit einer Völkerwanderung zum Nürnberger Luitpoldhain. Visa vie dem Volksfestplatz fand auch in diesem Jahr das Klassik Open Air Nürnberg statt. Zum 15 mal luden die Nürnberger Symphoniker sowie die Staatsphilharmonie Nürnberg zum größten Klassik Open Air der Republik ein. Drei Termine werden jedes Jahr geboten. Neben dem klassischen Familienkonzert am Nachmittag und einem abendlichen Musikfest mit Abschlussfeuerwerk im Juli findet Anfang August der dritte Teile vom Klassik Open Air statt. Nachdem der Juli sich mit viel Regen wenig sommerlich zeigte, fiel leider auch das Klassik Open Air ins Wasser, fand aber trotzdem statt. Umso mehr freute ich mich über den sonnigen Abend, als ich mit meiner Frau und Picknick-Utensilien nach Nürnberg aufbrach.
Eintrittsgelder? Nicht beim Klassik Open Air!
Trotz 75.000 Besuchern an diesem Abend gab es ausreichend Parkplätze rund um den Luitpoldhain. Sowohl am Ring und am Volksfestplatz als auch auf der großen Straße am Messegelände hatte man genug Optionen das Auto abzustellen. Für drei Euro parkte ich am Messegelände. Geld ausgeben muss man darüber hinaus fürs Klassik Open Air nicht. Denn das riesige Areal südlich der Meistersingerhalle ist weder eingezäunt noch werden Eintrittsgelder verlangt. Das ist eine der Besonderheiten des Klassik Open Air. So hat wirklich jeder die Gelegenheit klassische Musik zu genießen oder vielleicht sogar das erste mal kennen zu lernen. Im Strom der Massen fäll einem dann auch die Vielfalt der Besucher auf. Eltern mit Kindern, Seniorengruppen, frisch Verliebte, Feierwütige auf Zwischenstopp zum nächtlichen Clubbesuch… alle schleppen sie Klappstühle, Deckenstapel, Sitzboxen und Co. in Richtung Luitpoldhain.
sprechen für sich
Dort herrscht bereits weit vorm offiziellen Beginn um 20 Uhr ein volksfestähnliches Treiben. Man hat genug Gelegenheit sich mit allerlei Kulinarischem zu versorgen oder sich direkt auf die Suche nach dem besten Platz zu begeben. So werden Luftmatratzen aufgepustet, Decken und Kissen zurecht gerückt und Liegestühle aufgebaut. Kurzum: Es verspricht gemütlich zu werden. Begibt man sich für klassischen Musikgenuss in der Regel in feinem Zwirn zur Oper oder Konzertsaal, fallen beim Klassik Open Air vereinzelt in Abendgarderobe gekleidete Menschen eher auf. Hier auf der grünen Wiese zwischen Sträuchern und unter Baumkronen steht nur die Musik im Vordergrund. Alles andere ist Nebensache und so bleibt die Ausgestaltung des Abends jedem selbst überlassen. Empfohlen sei in jedem Fall eine Decke – groß genug zum ausstrecken oder zudecken – und eine Jacke oder Pullover für die späteren Stunden. Ist die Sonne erst einmal in Nürnbergs Westen verschwunden, kann selbst ein lauer Augustabend in Bodennähe frisch werden.
Pünktlich setzten die ersten Takte ein und klassische Musik erfüllte das grüne Areal. Ich gebe zu mir fällt es schwer diese Atmosphäre auch nur annähernd zu beschreiben. Darum lasse ich es und kann jedem Nürnberger, Fürther, Erlanger oder einfach nur Klassik-Begeisterten, dem die Anfahrt nach Nürnberg nicht zu weit erscheint, den Besuch des Klassik Open Air empfehlen. Die Musik plätschert an diesem Abend nämlich nicht einfach nur vor sich hin. Nein. Der Chefdirigent der Nürnberger Symphoniker Alexander Shelley führte auch als Moderator durch den Abend. Charmant und humorvoll vermittelte er dem Publikum Wissenswertes und Hintergründe zu den jeweils folgenden Stücken. Gefeiert wurde das Klassik Open Air unter dem Titel "La Primadonna" und Alexander Shelley führte durch eine Reise der schönsten Arien, Ouvertüren und Chorwerke der Geschichte. Star des Abends war die vielfach ausgezeichnete Sopranistin Simone Kermes. Ich gebe zu kein Opern-Fan zu sein, aber ihre Stimme in diesem Ambiente sorgte für Gänsehautgarantie.
Neonfarbene Westen suchen und spenden
Ohne Geld lässt sich kaum noch etwas bewegen und erst recht nicht eine Veranstaltung dieses Formats auf die Beine stellen. Darum empfehle ich nicht nur die Ohren sondern auch ab und an einmal die Augen offen zu halten. Dann nämlich kann man in den Gängen und auf den Wiesen Menschen mit neonfarbenen Westen und einem Korb im Arm sehen. Dort am besten mit Geldbeutel Halt machen und eine kleine oder auch große Spende hinterlassen. Ab einer Spende von vier Euro erhält man einen kleinen Vogel als Pin-Anstecker. Und wem es so gut gefällt, dass er von nun an jedes Jahr das Klassik Open Air besuchen wird, der kann seiner Sammelleidenschaft frönen, denn jedes Jahr werden die kleinen Vögel anders gestaltet.
Das komplette Klassik Open Air dieses Abends gibt es hier in der BR-Mediathek.