Neue Online-Geschäftsmodelle für das Neuland – TransformingMEDIA
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Markus Wolf
Vor 500 Jahren wurden die Kaiserstallungen nahe der Nürnberger Burg genutzt, um erfolgreich Botschaften in alle Herren Länder zu senden. 500 Jahre später bieten die Räumlichkeiten erneut die Möglichkeit, sich mit dem Thema Botschaften auseinander zu setzten. In dem komplett renovierten Gebäude der Jugendherberge fand im Eppeleinsaal die Veranstaltung „transformingMEDIA“ statt. „Neue Geschäftsmodelle in der digitalen Wirtschaft“ versprach die Fachkonferenz zum Thema Online-Publishing. Nach der Local Web Conference war dies das zweite Event der „BayMS“ (Bayerischen Medien Service Gesellschaft) das ich besuchte. Interessante Fachvorträge rund um das Unwort „Content“ lockten auf die Nürnberger Burg.
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Das Unwort schon seit Jahren ist “Content”
Gleich zu Beginn meinte der Moderator Richard Gutjahr, dass das Thema Geschäftsmodelle mehr als verpönt sei, denn es gibt bis jetzt noch keine passende Antwort auf die Frage „Wie kann online mit Inhalten Geld verdient werden“. Der Einstieg klang ja schon mal vielversprechend. Gleich zu Beginn wurde diese übergreifende Fragestellung mit einer Gegenfrage beantwortet: „Warum gibt es in Unternehmen noch viel zu wenige Innovationsabteilungen?“ Veränderung und die Bereitschaft dazu ist keine Selbstverständlichkeit, denn wo kein Raum für neue Ideen zur Verfügung steht, wie sollten diese sich dann entwickeln können. Neben dem Thema der Innovatoren breitet sich ein weiterer großer Trend über alle Branchen hinweg aus: Vernetzung. Dieses Thema wird auch vor der zahlreich vertretenen Verlagswelt nicht zurückweichen. Ob Medizin oder Automobilbranche: Überall werden vernetzt Produkte entwickelt und dem Kunden zugänglich gemacht. Neben fach- und brachenübergreifenden Produktionstechniken sind auch die Produkte selbst vielfach vernetzt. Die Möglichkeit, Musik oder Podcasts von Smartphones über die Medienanlage in zahlreichen PKWs abzuspielen, ist ein mittlerweile gängiges Beispiel erfolgreicher Vernetzung.
Es existiert noch immer eine sehr altertümliche Auffassung von Journalismus
Alexander von Streit (Chefredakteur der Krautreporter) drehte für seine Keynote die Zeit um etliche Jahre zurück, als Journalismus noch Thema in Herrenzimmern war. „Aktuell gibt es ein noch sehr altertümliches Bild von Journalismus in den Köpfen der Konsumenten und vor allen Dingen in denen der Macher“ meinte er. Die Digitalisierung war schneller als die Menschen hinter den Geschichten und sie hat sie deshalb alle links überholt. Heute schreiben nur noch die wenigsten das, was die Menschen wirklich interessiert. Mit der Frage “Brauchen wir überhaupt noch Verlage?” thematisierte er die aktuelle Entwicklung hin zu Portalen wie Buzzfeed.
Frustrierte Journalisten verlassen die Verlagshäuser, um sich neue Wirkungskreise zu erschließen. Eine Möglichkeit: „Die Krautreporter“, eine durch Crowdfunding finanzierte Plattform für Blogger, die neue Publizierungsformen entdecken und ausprobieren möchten.
Beim Thema „Refinanzierung des Journalismus“ darf aktuell die Methode Crowdfunding nicht fehlen. Johanna Stiller von StartNext – der deutschen Plattform zur crowdfundingbasierten Finanzierung von Projekten – eröffnete Ihren Vortrag zunächst mit einer Begriffserklärung. Was Crowdfunding ist und wie es funktioniert könnt ihr unter anderem auch in unserem Artikel “Wenn’s um Geld geht – Crowdfunding” nachlesen. StartNext sieht sich nicht nur als generalistischer Anbieter für Crowdfunding, sondern sieht das Ganze auch als Testmöglichkeit für Ideen und Produkte. Je nach „Dankeschön“ müssen 7% oder sogar 19% MwSt. gezahlt werden. Es geht also neben der Provision für StartNext auch automatisch die Mehrwertsteuer von der gesammelten Summe weg. Ein Punkt, den viele Projektstarter und besonders die Backer (Unterstützer) nicht berücksichtigen.
Verschiedene Geschäftsmodelle werden vorgestellt
Bei einer Diskussion um verschiedene Modelle zur Refinanzierung von Inhalten sind natürlich zahlreiche Beispiele eine ideale Wissensgrundlage. André Voigt (Got Nexxt), Antonia und Alexander Sutter (sisterMAG), Maximilian Schierstädt (readly), Moritz Orendt (BlogBox) und natürlich unsere „und so“-Inspiration Timo Hetzel (Bits und so) stellten ihre Projekte vor. Cosmin Ene erklärte die Produktidee hinter Laterpay, einer Möglichkeit, Artikeln einen Preis z.B. 0,90€ zu geben, der dann vom Leser später bezahlt wird. Dieses Konzept stellte schon Richard Gutjahr auf der re:publica 2014 vor und motivierte auch dieses mal die Gäste, das Konzept doch einfach mal auszuprobieren.
als "Digitale Selbsthilfegruppe"
Die anschließende Diskussionsrunde brachte nicht viel Neues, auch wenn sich Moderator Gutjahr eifrig in die Thematik einmischte und Lösungsansätze vorschlug. Die Diskussion über „Paywalls“ – Bezahlschranken für Online-Inhalte – bringt, nach Meinung aller, den Online Journalismus nicht weiter. Es ist vielmehr ein hervorragendes Negativbeispiel für die Denkweise der Verlage, die sich immer noch als Götter fühlen und darüber entscheiden wollen was der Leser gnädigste lesen sollte. Die Zeiten haben sich geändert, denn wie Katharina Ritzer richtig meinte: „Die Schlacht wird in den sozialen Medien geschlagen“. Geld wird nur für Mehrwert bezahlt und diesen gilt es zu finden und zu integrieren.
23 Gedanken zu BuzzFeed, Journalismus und Social Media
Martin Giesler, selbst Nachrichten-Redakteur bei heute.de, stellte seine 23 Gedanken zu BuzzFeed, Journalismus, Social Media, Technologie und den Medienwandel vor. Sehr gut für alle Nichtanwesenden: Seine „Präsentation“ steht online zur Verfügung. Ganz im BuzzFeed Stil hatte er sich unter anderem mit diesem Thema beschäftigt und einige Geschäftsmodelle dazu erklärt. Den Teil der Risikokapital-Finanzierung übernahm zum Ende des Tages Sigrun Albert von der Mediengruppe Oberfranken. Sie stellte diese Möglichkeit der Finanzierung aus der Sicht eines Verlages vor. Risikokapital – auch Venture-Capital – sagt eigentlich schon alles aus: RISIKO.
Vielleicht war der letzte Fachvortrag auch symptomatisch für eine ganze Branche, denn die Oberfranken investieren erst dann, wenn ein Unternehmen schon Umsätze in 6-stelliger Höhe hat. Also immer erst dann, wenn das Risiko bereits überschaubarer ist. Bloß kein Risiko eingehen! Oder für die Filmfans unter euch: "Niemals auf halber Strecke die Pferde wechseln" – Wag the Dog USA 1997.
Der von mir sehr geschätzte Karsten Lohmeyer hatte an Ende die Aufgabe eine Zusammenfassung (Wrap up) des Tages zu geben. Eine Aufgabe, die er mit Bravour löste. „In vielen Präsentationen am heutigen Tag habe ich den Begriff der Zwischen-Generation gehört“, meinte Karsten. Aus seiner Sicht sind viele der Anwesenden an diesem Tag aus eben dieser Zwischen-Generation – weder Digital-Natives, noch uneingeschränkte Fans von Druckerzeugnissen. Er beendete seine Zusammenfassung mit der Aussage: „Do it yourself or die“ – einfach mal ausprobieren!