Schweigen für den Frieden. Reden gegen den Krieg.
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Daniel Bendl mit Bildergalerie
Über Demonstrationen stolpert man manchmal zufällig. Gerade wenn im Stadtgebiet von Nürnberg demonstriert wird. So erging es mir am vergangenen Samstag. Mit dem eigentlichen Ziel etwas zu fotografieren sah ich während der Zugfahrt von der bei Facebook veröffentlichten Veranstaltung "Schweigestunde für den Frieden auf der Welt in der Stadt der Menschenrechte". Die beiden Organisatoren Bülent Bayraktar und Inci Kaygisuz hatten einen großen Freundes- und Bekanntenkreis eingeladen. Von den 3500 Eingeladenen sind ca. 70 dem Ruf der Veranstalter gefolgt und trafen sich am Plärrer.
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Nicht mit Parolen und Transparenten sollte hier die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Anliegen gelenkt werden, sondern mit Sonnenbrillen und Kopfhörern ausgestattet und mit von Klebeband verschlossenen Mündern zum Schweigen gezwungen. Im Fokus stand nicht ein expliziter Krisenherd, sondern die Summe vieler Konfliktregionen. Angefangen bei den aktuell wieder aufflammenden Gefechten zwischen Palästinensern und Israelis, über den Krieg in der Ukraine bis hin zu den kaum noch in den Medien präsenten Kampfhandlungen in Syrien. Dies erfuhr ich im Gespräch mit Inci Kaygisuz. Die Nürnberger Unternehmerin will nicht länger hinnehmen, dass die Welt dazu schweigt bzw. durch einseitige Berichterstattungen teils falsch informiert wird. Aus einem Bauchgefühl heraus entstand darum der Wille etwas zu tun. Persönlich war Inci Kaygisuz etwas enttäuscht darüber, dass keiner ihrer fast 1500 Facebook-Kontakte sich der Demonstration angeschlossen hat. "Auch wenn es vielleicht eine romantische Vorstellung war mit Schweigen auf die Gefahr um den Weltfrieden hinzuweisen, sind wir froh heute hier zu sein und sind zufrieden den Schritt getan zu haben. Wir wollen keine Hass-Parolen und wir möchten auch keine bestimmte Volksgruppe verletzen und beleidigen. Wir möchten nur die Aufmerksamkeit auf diejenigen in der Welt lenken, die niemanden haben, die vertrieben oder beschossen werden."
So standen die Demonstranten am Plärrer zu einer kleinen Menschenkette aufgereiht. In den Händen hielten sie Zettel mit Buchstaben, die das Wort Frieden in mehreren Sprachen bildeten. Wie wichtig dieses Wort und entsprechende Taten sind bemerkte ich, als ich gerade fotografierte. Ein älterer deutscher Herr kam am Plärrer-Brunnen zu mir gelaufen und schimpfte lautstark auf "die Scheiß-Araber dort". Hasserfüllt schwadronierte er über das Recht Israels selbst die Kinder in Palästina mit Bomben zu beschießen. Ernsthaft schockiert über solch niederträchtige Meinungsbilder ließ ich den Mann rechts liegen. Die Situation war ein Sinnbild für fest zementierte Ansichten in Teilen der Bevölkerung. Da sieht man eine Gruppe Demonstranten mit einem höheren Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund als ohne und schießt sich prompt auf sein vorgefertigtes Weltbild ein. Einen ähnlichen Eindruck hatte wohl ein Leser unserer Facebook-Seite. Als ich am Samstag dort das Foto veröffentlichte erschien dort plötzlich der Kommentar "Für immer Schweigen wäre auch nicht schlecht.... Da fehlt mir jedes Verständniss. 33 % aller Asylbewerber in Bayern werden nach Nürnberg gekarrt. Wen wunderts das es voll wird?" Einzelne schließen offensichtlich aus einem Foto auf einen völlig anderen Sachverhalt. Schade.
Wo am Plärrer geschwiegen wurde, waren am Kornmarkt schon von weitem Musik und Reden zu hören. Denn hier fand die "1. Bayernweite Mahnwache für den Frieden" statt. Neben der wie auch am Plärrer bereit stehenden Polizei fielen mir als erstes die veranstaltungseigenen Ordner auf. In neonfarbenen Westen stachen sie aus der sonst bunten Menge an Demonstranten heraus. Warum benötigt man bei einer Mahnwache für den Frieden Ordner? Hinter dem Germanischen Nationalmuseum war ein großer Infostand aufgebaut und man konnte dort gegen eine Spende Kuchen und Getränke bekommen. Für die musikalische Umrahmung war auch gesorgt. So sang beispielsweise eine junge Frau vom zur Bühne umfunktionierten LKW Lieder für den Frieden. Insgesamt war das Publikum hier eher alternativ und ich fühlte mich bei manch Besuchern zeitweise in die Hippie-Zeit versetzt. Aber das passt ja irgendwie auch zum Thema Frieden. Neben Peace-Fahnen und anderen Transparenten mit Forderungen war die Veranstaltung vor allem vom Auftreten der Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen geprägt.
Alles in allem war am Nürnberger Kornmarkt gute Stimmung und Heiterkeit und somit war die Mahnwache dort ein Kontrastprogramm zur Schweigestunde am Plärrer. Dies ist jedoch legitim, schließlich gibt es viele Wege um für Frieden einzutreten. Stutzig machten mich am Info-Pavillion dann aber diverse Materialien wie Visitenkarten, Aufkleber und Flyer von Panorama-Film und deren Sender Klagemauer.tv. Das schweizerische Unternehmen der Familie Sasek ist für seine Verschwörungstheorien, homophobe Haltung sowie die Inschutznahme von Holocaustleugnern bekannt. Hier müssen sich die Veranstalter die Frage gefallen lassen, wie sie zu den Ansichten stehen und was solch Marketing-Unterlagen auf einer Friedensdemonstration zu suchen haben.