Winterblue(s). Silvesternacht von Perugia. Ein neuer Freund. Verfolgt von Beduinen.
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Peter Budig und Ina Niederlich
Perugia, die Hauptstadt von Umbrien, hat etwa 166.000 Einwohner. Die Kollegin aus der Toskana, Florenz, ist viel mehr als doppelt so groß. Kann man sich deshalb keinen Campingplatz leisten? Der Parkplatz mit einer Toilette und einer Dusche (ohne Heizung) bietet Platz für etwa 50 Mobile Cars. Er liegt am Rande der Altstadt, im Tal. Das ist gut so. So lernen wir die süße, rote Minimetro kennen. Sie startet am Hauptbahnhof, jeweils ein einziger roter Wagon, der fahrerlos die Schiene den Berg hoch zur Altstadt fährt, dabei ruckelt und schwindelnde Höhen erklimmt.
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Feiern mit James
Unten im Tal, rund um Campingplatz und Bahnhofsviertel, wohnen viele Migranten, vornehmlich aus Afrika. Sie betreiben, so scheint es, winzige, höhlenartige Läden, wo es alles und nichts zu kaufen gibt. In der Silvesternacht ist Partytime, Freunde und Familien sitzen im Laden beisammen, rauchen, essen Mitgebrachtes aus Blechtöpfen und lachen viel.
Oben, am Berg, in der edlen Altstadt von Perugia, gibt es echte Höhlenläden: Winzige, in den Stein gehauene Edelboutiquen, mit hübschen Schuhen, Taschen, Dessous zu Fantasiepreisen.
Wir steuern zielbewusst "Mr. Chips" an, eine Fritter, die ausschließlich Pommes anbietet. Die Variante mit der scharfen Sauce bietet eine gute Grundlage für unseren neuen Freund James. James begegnen wir in einer Bar an der Piazza IV Novembre (dem Jahrestag des Ende des 1. Weltkriegs und Sieg Italiens über Österreich), wo in der Nacht sozusagen die Musik spielt, in Form einer Liveband mit einer grandiosen Geigerin. Leider findet man diesen Event NICHT auf den Perugia-Seiten, sonst gerne, aber die Silvesternacht ist ausgespart.
James besteht aus Whiskey, Campari und Orangenlikör, aufgegossen mit Tonic-Water. Gut abgemischt mit der scharfen Pommes-Sauce wärmt er hübsch von unten her und verleiht tatsächlich Flügel - eine Eigenschaft, die sonst die teure Österreicher-Brause für sich reklamiert, die aber bei mir jede Wirkung verfehlt. Gegen 23 Uhr hat sich die riesige Altstadt von Perugia gefüllt. Vorher waren die Italiener essen, aber jetzt schwärmen sie aus, über die Bergkuppe; jetzt sind sie gut drauf, lachen, tanzen, singen, hüpfen und sehen gut dabei aus! Etwas abseits steht ein ernster junger Mann, der uns schon länger folgt und immer wieder hersieht. Auch in der tanzenden Menschenmenge lässt er uns nicht aus dem Blick.
Ein hartnäckiger Beduine
Ihr ahnt es vielleicht schon: Der Kerl war nicht wegen mir hinter uns her. Er hatte ein Auge auf Inas blondes Haar, die schönen blauen Augen geworfen. Und als ich mich einmal um neue James kümmere, traut er sich auch, sie anzusprechen. Wie ich später erfahre, ist er Libyer, studiert in Perugia "International Relations" und in der Silvesternacht auch "La bella Bionda". Ich vermute, dass er aus einer uralten Beduinenfamilie stammt und feste, feierliche Absichten hegt. Wüstensöhne sind so! (Ina findet das albern).
Überall sind mobile Musikanlagen aufgebaut
Die Stimmung in der Stadt wird immer ausgelassener. Vor den Bars heizen DJs dem Partyvolk mit Beats und Bässen, die in den engen Gassen der Altstadt widerhallen, ein. Dieci, nove, otto, sette... Das neue Jahr wird in Perugia mit einem prächtigen Feuerwerk begrüßt, das sich allerdings von unserer Tanzfläche auf der Piazza IV Novembre nicht beobachten lässt. Bis wir das andere Ende der Altstadt - von hier aus hat man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt - erreicht haben, funkeln gerade die letzten bunten Raketen im italienischen Nachthimmel.
Nach weiteren Dates mit James und einem kleinen Spaziergang mit dem Libyer, bringt uns die letzte Minimetro um 2 Uhr wieder nach unten zum Hauptbahnhof. Den Fußweg zurück zum Stellplatz meistern wir, zwar ein wenig wankend, aber wacker. Die Nacht ist kalt und klar. Das neue Jahr kann kommen.
Der erste Tag des Jahres: Klar, kalt, sonnenhell. Kraft für das Neue? Willkommen 2015. Nächste Etappe: Assisi.