#bcnue4 – Zwei Lümmel, eine Meinung

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von und Markus Wolf
4. Barcamp Nürnberg 2012

Morgendliche Ruhe vor der offiziellen Eröffnung des 4. Barcamps in Nürnberg Foto: © Daniel Bendl / Nürnberg und so (cc)

Natürlich sollte es “Zwei Stühle eine Meinung” heißen. Denn hier berichten Daniel Bendl und Markus Wolf aus zwei Blickwinkeln – am Ende aber doch mit einer Meinung. Da sich auf dem Barcamp Nürnberg neben Sitzkissen und Sitzsäcken auch zahlreiche Sitzlümmel tummeln, kam uns diese Anlehnung gerade recht.

Was ist ein Barcamp?

Barcamps sind sogenannte Unkonferenzen. Es gibt weder gebuchte Redner oder Dozenten noch einen vorher fest stehenden Ablaufplan. Die Sessions (Vorträge) werden vielmehr von den Teilnehmern selbst zu Beginn vorgeschlagen und dann im Sessionplan festgehalten. Bei Barcamp-Sessions sind Powerpoint-Folien verpönt und Diskussionen erwünscht.


Bericht von Daniel

Platz 1 in den Charts

Am Wochenende vom 25. und 26. Februar 2012 traf sich die Netzgemeinde zum top-organisierten vierten Nürnberger Barcamp im Südwest-Park Nürnberg. Mein drittes Barcamp in Nürnberg und mit über 300 Teilnehmern und 119 vielfältigen Sessions ein absolutes Highlight zu Beginn der diesjährigen Barcamp-Saison. Da – der Vorstellungsrunde nach zu urteilen – gut 85 Prozent der Teilnehmer auch einen Twitter-Account haben, war es keine große Überraschung, dass #bcnue4 an diesem Wochenende Platz 1 der deutschen Twitter-Charts eroberte.

Notizen, Blog-Vermarktung und Rettungswagen

Schon am Freitag Abend wurde das Barcamp Nürnberg inoffiziell mit dem ChangeCamp eröffnet, bzw. sollte damit eingeleitet werden. Die erwarteten Teilnehmer der Grundig Akademie aus Nürnberg erschienen allerdings nicht und so starteten wir eben schon mit ein paar Sessions.

Zunächst lernte ich das spannende Tool Canvanizer kennen. Das Prinzip der von Brainstormings und Meetings bekannten Notizzettel, die zur Konzepterarbeitung strukturiert werden, wird mit diesem kostenlosen Online-Service für alle Team-Mitglieder zugänglich und bleibt auch nach dem ersten Termin völlig flexibel, getreu dem Motto ,It‘s more than Post-Its on a whiteboard‘. Die während der Session entstandenen Vorschläge zu Funktionserweiterungen und Bedienbarkeit waren für den Anbieter sicherlich sehr hilfreich. Gern hätte auch ich die Veranstaltung genutzt um unser aktuelles auf Ruby on Rails basierendes Softwareprojekt vorzustellen und wichtiges Feedback zu bekommen, aber leider waren wir mit der Demo-Version nicht rechtzeitig fertig geworden.

Es folgte eine Diskussionsrunde zum Thema Google+ (Google Plus) sowie ein Austausch (‘Blogs vermarkten‘) zur Fragestellung “Wie kann man Blogs neben den klassischen Vermarktungswegen (Affiliate-Marketing, Bannerwerbung, AdSense usw.) monetarisieren?”.

Für mich ein krönender Abschluss des ersten Abends: Die Pecha Kucha Night. Ein lustig aufbereiteter Rettungswagen-Vortrag und ein nicht minder komischer Einblick in ,geworfene Kunst‘.

Verhandeln, fair handeln, bashen und relaxen

Der Samstagmorgen begann mit einem reichhaltigen Barcamp-Frühstück und anschließender Vorstellungsrunde. Dank klarer Regeln war diese trotz großer Besucherzahl relativ zügig vorbei. Man bekommt ein Mikrofon gereicht, steht auf, sagt seinen Namen (plus evtl. Twitter-Namen) sowie zwei bis drei HashTags, also Schlagworte. In meinem Fall also “Daniel, @madulsa, Usability, Ruby on Rails, Intranet“. Und schon reiche ich das Mikro weiter. Sicherlich merke ich mir nicht jeden Einzelnen, aber zumindest diejenigen, deren Schlagworte mich interessieren. So kam es während der Sessionpausen zu einigen interessanten Gesprächen. Auch wenn ich in der ersten Session ,Verhandlungsstrategien‘ nicht wirklich Neues erfahren habe, gab es dafür jede Menge Bestätigung der eigenen Vorgehensweise und grundsätzlichen Einstellung zum Thema. Das hat ja immerhin auch etwas. Es folgte ein Einblick in Yahoo Pipes, eine Diskussion zu Enterprise 2.0 und das Mittagessen. Spannend war die Session ,Social Business in der Crowd‘. Hier wurden beeindruckende Beispiele wie ,Grameen Danone Foods Ltd.‘ und ,Mammu aus Lettland‘ vorgestellt. Ein interessanter Blickwinkel darauf, wie Business sozial funktioniert ohne dass man gleich an Behindertenwerkstatt & Co. denkt. Nachdem die Session ,Coworking, moderne Arbeitswelt‘ in einer anregenden Diskussion zu sozialen Auswirkungen der Arbeitswelt-Veränderungen (IBM-Beispiel freie Mitarbeiterverträge) mündete, war die ,Bash Microsoft‘-Session allein schon von der Herangehensweise ein Höhepunkt. Drei Microsoft-Mitarbeiter, die (nicht von Microsoft beauftragt) verteilen riesige Popcorn-Tüten und laden dazu ein sämtlichen Frust auf Microsoft los zu werden. Herrlich. Für mich klang der Abend relaxed in der Lounge bei ,Barcamp VJing & Clubbing‘ um halb zwölf aus.

MoPot legt beim Barcamp Nummer 4 in Nürnberg auf. Video: © Daniel Bendl / Nürnberg und so

Leicht, dreckig, taugt nix

Am Sonntag Morgen erfuhr ich als erstes, dass die Nicht-Anwesenheit bei ,Powerpoint Karaoke‘ am Vorabend ein echtes Versäumnis gewesen sei. Schade. Sollte ich nächstes Jahr also auch wie einige andere auf dem Barcamp übernachten?

Los ging es mit ,Linkaufbau leicht gemacht‘ (mit der Erkenntnis „follow oder nofollow ist egal“ – würde ich so nicht 100prozentig unterschreiben) und ,Come to the Dark Side – Gewinnspiele – Dirty Tricks on Facebook‘ (einstimmiges Ergebnis: Die Leute brauchen mehr Medienkompetenz).

In ,Personal Learning Environment‘ blieben letztlich mit mir nur drei weitere Teilnehmer. Schade, denn das Thema hatte (wie sich am Ende herausstellte) mehr Potential. So aber verließen gleich zu Beginn einige der zunächst Interessierten den Raum, was wohl der Verletzung des Barcamp-Paragraphen „No boring Powerpoint“ geschuldet war.

Abschluss fand das 4. Barcamp Nürnberg für mich mit ,Immosucks – Warum Immo-Websites nix taugen‘.


Bericht von Markus

Mein persönliches #bcnue4

Inspiriert durch die Entscheidung von IBM, künftig mehr Kundenprojekte wie etwa die Beratung oder Modernisierung von bestehenden Unternehmenslösungen, verstärkt von freien anstelle von bisher fest angestellten Mitarbeitern durchführen lassen, wurde das Thema „Moderne Arbeitswelten“ auf dem BarCamp 2012 in Nürnberg umfangreich diskutiert. Die eine Session behandelte eher den sozialen Effekt und die gesellschaftlichen Auswirkungen, während in der andere Session mehr die Rahmenbedingungen diskutiert wurden.

Für mich persönlich war die Session: „Ernährung – Diäten machen dick“ von @balu ein echtes Highlight, – mehr solche Themen und die Barcamps öffnen sich auch einem breiteren Publikum – sorry, kleines Wortspiel musste sein :-)

„Bash Microsoft“ muss man auf jeden Fall mal gesehen haben, wobei mir persönlich die Kritik an M$ mittlerweile schwer fällt, da die Berührungspunkte im privaten doch recht rar geworden sind. Meine geäußerte Kritik, warum M$ den XP Support nicht sofort stoppt und die Nutzer zum Update zwingt, kann ja auch nicht wirklich als Kritik verstanden werden – Lizenzeinnahmen sind ja immer willkommen :-). Der Hinweis, dass militärische Einrichtungen die Software ja auch benutzten und die Testphase dafür 6 Jahre dauert, bis ein neues System eingeführt wird, beunruhigt mich doch eher. Alles in allem war das „bashing“ recht harmlos, sicherlich auch weil das Thema IE6 bei vielen Teilnehmern mittlerweile aus dem Fokus gerückt ist.

Am Abend dann noch Erfahrungen aus der Hörspielproduktion ausgetauscht, um den Sonntag mal mit Thorstens @tmmd „Linkaufbau“ zu beginnen. Anschließend ging es auf die Dunkle Seite von Facebook: „Come to the Dark Side – Gewinnspiele – Dirty Tricks on Facebook“ von Romy @snoopsmaus – wichtig für alle, wirklich für alle. Man hätte die Session auch Aufruf zu mehr Medienkompetenz auch und gerade in Unternehmen nennen können, aber dann wäre wohl nicht so viele gekommen :-).

Meine letzte Session am Sonntag war dann „Immosucks – Warum Immo-Websites nix taugen“ von @musevg. Ich muss zugeben, es hätte besser werden können, wenn die geschätzten Kollegen (keine Ironie!) von Immowelt nicht sofort in eine Abwehrhaltung gewechselt wären und somit die Diskussion auf die Themen Bürokratie, Nutzertests und Akzeptanz verlagert hätten. Dazu nur soviel: „Wenn man früher gefragt hätte, was man an einer Kutsche verbessern könnte, wäre die Antwort schneller, breiter und leiser gewesen, es wäre aber nie das Automobil erfunden worden“.

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