Gold, Eier, Seife und Spielzeug – Besuch im Stadtmuseum Schwabach
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Daniel Bendl mit Bildergalerie
Schwabach ist bekannt für die Zunft der Goldschläger und trägt darum auch stolz "Die Goldschlägerstadt" unter dem Stadtlogo. So verwundert es nicht, dass auch das Stadtmuseum in Schwabach sich im grün patinierten Museumsneubau ganz dem Thema Gold widmet. Es war auch das Thema Gold, welches mich zusammen mit meinen Kindern Anfang Januar zu einem Museumsbesuch bewegte. Im Magazin Frankenkids kündigte der Veranstaltungskalender eine Führung durch die Goldschlägerwerkstatt an. Also auf nach Schwabach.
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Geschichte und Architektur
Das Schwabacher Stadtmuseum hat eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich. Ursprünglich als Wehrmachtskaserne erbaut wurde der Museumsbau später von der US Army übernommen und seit 1994 von der Stadt Schwabach als Museum geführt. Nicht zu übersehende Hinweise auf die amerikanische Nutzung findet sich auf den Stufen im alten Museumsbau. Dort stehen in schwarzen Lettern auf gelbem Grund Begriffe zur Motivation der Soldaten. Ob diese die Treppen deshalb mit größerem Elan hinauf stiegen? Meine Kinder fanden es jedenfalls spannend und so musste jede dritte Treppenstufe beim Wechsel der Museumsbereiche übersetzt werden. Das städtische Museum in Schwabach hat eine interessante architektonische Außenwirkung. Gerade die Kombination aus altem Kasernengebäude und modernen Erweiterungsbau vom Nürnberger Architekten-Duo Niederwöhrmeier und Kief ist gelungen. Die weit überdachte gläserne Eingangshalle und der von weitem sichtbare rostfarbene Turm des Aufzugs vervollkommnen dieses Gesamtbild. Auch wenn der kalte Januar keine Gelegenheit bot bin ich mir sicher, dass die große Grünfläche vor dem Museum an wärmeren Tagen zum verweilen in diesem ruhigen Schwabacher Stadtteil einlädt.
An der Museumskasse wurden wir gefragt, ob wir nach der Führung auch den Rest des Stadtmuseums ansehen möchten. Na aber klar. Wenn man schon mal da ist. Neben mir und meinen beiden Töchtern fand sich noch eine Frau zur Goldschlägerwerkstatt-Führung ein. 50 Prozent Kinderanteil also. Die Dame, die uns die goldene Geschichte der Stadt in den kommenden eineinhalb Stunden vermitteln würde, reagierte prompt und machte aus der geplanten Führung eine kindgerechte Version. Danke nochmals für diese Spontanität. Im Nachgang fragte ich an der Museumskasse nach und war erleichtert, dass außerhalb der Zeit zwischen Weihnachten und 6. Januar mehr Besucherinteresse da sei. Denn, soviel kann ich vorwegnehmen, ein Besuch im Stadtmuseum Schwabach lohnt sich und man darf ruhig etwas Zeit einplanen.
Blattgold, Nuggets und Katzengold
Die Führung durch die Themenausstellung Gold war nicht nur beeindruckend sondern auch sehr anschaulich. Von der Goldgewinnung bis zur Ansicht von Gold unter der Lupe ist viel geboten. Nicht nur für Kinder sehr veranschaulichend: der Gewichtsvergleich. Aus einer gläsernernen Vitrine ragen oben Griffe heraus an denen sich im Inneren des Schaukastens Kugeln aus unterschiedlichesten Materialien wie Kupfer, Holz, Blei und eben auch Gold befinden. So lässt sich deutlich erkennen, welche teils deutlichen Gewichtsunterschiede sich dahinter verbergen.
Weiter ging es in der Schwabacher Goldbox. In dieser goldenen Riesenkiste inmitten der Goldausstellung befindet sich ein kleines Theatrium und man gespannt der Live-Vorführung nach traditioneller Goldschläger-Art folgen. Hier wird einem erst einmal vor Augen geführt, welche harte körperliche Arbeit hinter diesem traditionellen Handwerk steckt. War das Schlagen vor allem für die Männer schweißtreibend, waren die Frauen in den alten Goldschlägerwerkstätten hochkonzentriert und im Akkord damit beschäftigt die hauchdünnen Blattgold-Quadrate zwischen spezielle Papierlagen zu betten und in kleine Büchlein zu binden. In der Goldbox durften dann auch die Kinder selbst Hand an legen und einen der kleineren schweren Hammer zu schwingen. Ungläubiges und fragendes Staunen rief dann die Aufforderung der Museumsführerin hervor doch einmal ein Stück vom Blattgold in den Mund zu stecken und zu essen. Da das feine Blattgold bei der Berührung in der Hand sofort in kleine Teile zerriss, blieb nichts anderes übrig als es von den Fingern zu lecken. Die Erklärung, dass es durchaus Luxus-Currywürste mit Blattgold obenauf gibt und man das Gold ruhigen Gewissens essen kann überzeugte die Kinder schließlich. Die Ernüchterung folgte prompt. Gold schmeckt nämlich nach gar nichts. Wir erfuhren aber, dass es der Gesundheit durchaus zuträglich ist und Gold sogar in der Medizin verwendet wird. Wer sich also darauf einlassen möchte und es sich nicht per Spritze zuführen möchte, kann sich alternativ an der Museumskasse in Schwabach mit Goldsekt oder goldenen Badezusatz eindecken.
Hier gleicht kein Ei dem anderen
Nach der beeindruckenden Reise durch die Welt des Goldes wechselten wir in die erste Etage zur wohl im moment größten Eierausstellung der Welt. Was will man zu dieser Ausstellung sagen? WOW trifft es ziemlich genau. Wie reichhaltig und vielfältig Eier sowohl künstlerisch als auch handwerklich verziert und bearbeitet werden können zeigt diese Dauerausstellung im Stadtmuseum Schwabach. Prunkstück ist das Gorbatschow-Friedensei von Fabergé. Möchte man ein weiteres von insgesamt fünf hergestellten Exemplaren persönlich bewundern, so muss man nach Moskau ins Kreml-Museum reisen.
An Umfang und Vielfalt lässt sich die Eier-Ausstellung wohl kaum übertreffen. Aus allen Regionen der Welt wurden hier die Sinnbilder für Leben, Fruchbarkeit und – sieht man es aus der religiösen Sicht – Auferstehung zusammen getragen. Geht man ein paar Räume weiter sieht man, dass die Natur den Feder- oder Pinselstrich des Menschen noch bei weitem übertrifft. Im naturkundlichen Bereich der Schwabacher Ausstellung finden sich neben dem winzigen Kolibri-Ei und dem riesigen Elefantenvogel-Ei eine Unmenge an gemusterten und strukturiert beschalten Geburtsboxen einer Vielzahl von Vogelarten. Aber auch junge und alte Dinosaurier-Fans kommen auf ihre Kosten und können versteinerte Dino-Eier bestaunen. Als ob dies nicht noch zu toppen wäre: Die naturkundliche Eier-Ausstellung zeigt passend auch noch ein umfangreiches Repertoire an Vogelnestern.
Stadtgeschichte, Seife, Fleischmann
Ich empfehle die weiteren Ausstellungsbereiche zur Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts, zur Seifenherstellung und Seifenfabrik Ribot sowie die Fleischmann-Ausstellung in der obersten Etage des Stadtmuseums entweder an einem gesonderten Tag oder nach einer ausführlichen Pause im Museums-Cafè zu besuchen. Irgendwann leidet nämlich vor allem bei Kindern die Konzentrations- und Aufnahmefähigkeit. Denn diese drei weiteren Themenwelten haben in jedem Fall auch Aufmerksamkeit verdient. Vor allem die Fleischmann-Ausstellung weckt in jedem Mann wieder das innere Kind auf. Ob Modelleisenbahn oder Autorennbahn: Hierfür ließen sich allein schon zwei Urlaubstage verbringen. Und für die Kinder finden sich dort unter dem Dach auch genug Spielmöglichkeiten. Sollte also der eine oder andere Zwerg in der Eier-Ausstellung vor Langeweile quengelnd um Beachtung betteln, dann schickt ihn oder sie einfach eine Etage nach oben.