Geheimnisvoller Werwolf als Büchernarr
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Susanne Berg
Mit Spannung und Lust auf Geschichte können jugendliche Leseratten und ihre Eltern ins neue Jahr starten: Uli Rothfuss, Schriftsteller aus Zirndorf und Rektor der Akademie Faber-Castell in Stein/Nürnberg sowie Professor für Sozial- und Kulturwissenschaften, hat mit „Wargus, Werde zum Wolf“ einen neuen Kinder- und Jugendroman vorgelegt. Das spannend geschriebene Buch führt mystisch-poetisch an Geschichte und die Welt der Bücher heran.
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Simon bewohnt seit kurzem mit seinen Eltern ein altes herrschaftliches Gebäude in einer Kleinstadt am Rand des Schwarzwaldes. In den Kellern mit Gewölben und geheimen Gängen entdeckt Simon ein unheimliches Wesen, das aussieht wie ein Wolfsmensch. Der nimmt Kontakt auf zu Simon; per Brief und sogar per Computer. Er stellt sich als Wargus Sit vor und lädt Simon ein, ihn bei seinen nächtlichen Touren zu begleiten. Immer öfter schleicht sich Simon abends, wenn seine Eltern nicht zu Hause sind, aus seiner Wohnung hinunter in den Keller, um sich mit Wargus zu treffen und nachts Abenteuer früherer Jahrhunderte zu erleben.
Wargus hat Simon auserwählt und unterzieht ihn eines Abends wichtigen Prüfungen. Da Simon sie besteht, darf er Wargus bei insgesamt sieben Abenteuern begleiten. Immer tiefer wird Simon in die Welt der Bücher hineingezogen, da all diese Abenteuer bereits in alten bekannten Geschichten beschrieben sind. Bald lernt Simon das geheimnisvolle Mädchen Roja kennen. Er begegnet ihr bei jedem Abenteuer wieder. Am Ende muss er sich zwischen weiteren Abenteuern mit Wargus, die in die Zukunft führen, und dem Zusammensein mit Roja entscheiden. In der Geschichte geht es um Vertrauen; zu Wargus, zu Roja, aber auch zu sich selbst. Der Kinder- und Jugendroman ist im Herbst 2015 im Brockmeyer Verlag in Bochum erschienen. Er wendet sich an Jugendliche ab 12 Jahren, umfasst 220 Seiten und kostet 12,90 €.
Um es vorweg zu sagen: das Buch ist sehr spannend geschrieben, vermittelt Weltwissen und magnetisiert vor allem im zweiten Teil durch eine mystisch-poetische Grundstimmung. In diesem an Fantasy angelehnten Roman verarbeitet der Autor den uralten Werwolf-Mythos auf neue Weise. Das Setting mit altem Haus am Fluss, umgeben von Wald, in einem kleinen Ort im Schwarzwald, bietet einen romantischen Ausgangspunkt für die Abenteuer Simons. Die anfänglich noch verborgene Begründung dafür, warum in diesem alten Keller schon so lange das Wolfswesen Wargus lebt und warum dieser ausgerechnet Simon auswählt, um mit ihm gemeinsam Abenteuer zu bestehen, liefert der Autor nach dem ersten Drittel des Buches.
Faszinierender Sog in Historie mit kleinen Schwächen
Allerdings ist die Spannung etwas ungleich verteilt. Während sie sich im letzten Drittel stark steigert, gerät der Anfang etwas langatmig. Hier hätte die Geschichte gleich mit einer starken Szene beginnen können. Ein paar kleinere Glaubwürdigkeitsprobleme gibt es auch. So hat der Computerfreak, von dem der Vater zwar gern hätte, dass er mehr Bücher liest, es aber bisher nicht tat, bereits zu Anfang der Geschichte im neuen Haus ein großes Bücherregal im Zimmer. Auch ein Füllfederhalter und das Wegnehmen durch die Klassenkameraden scheint in der heutigen Zeit nicht mehr zum Lesealter von ab 12 Jahren und einer Geschichte zu passen, die am Ende sogar die erste Liebe thematisiert.
Faszinierend sind die historischen und literarischen Bezüge, die das Buch herstellt. Uli Rothfuss lässt Simon Abenteuer z. B. aus dem Nibelungenlied oder dem Simplicissimus nacherleben. Dadurch entsteht in Simon eine unerhörte Neugier auf die Bücher, die er sich aus der Bibliothek seines Vaters oder der Stadt ausleiht. Schließlich will er wissen, was er wohl am nächsten Abend erleben wird. Bei Simons Erkenntnissen schaut ihm das lesende Publikum quasi über die Schulter. Dadurch dreht sich allerdings die ursprüngliche Erwartung, die das Buch zu Anfang auslöst – Wer ist Wargus und wird Simon auch zu einem Wolfsmenschen? – zur Erkenntnis von Simon über den Wert von Büchern und dem Lesen. Die Abenteuer von Geschichte, Büchern und Wirklichkeit scheinen zu verschmelzen. So stellt Simon nach etlichen Abenteuern fest: „Dass das Leben und eine Geschichte im Buch zusammenkommen konnten, darüber hatte er sich noch nie Gedanken gemacht; vielleicht war es ja wirklich so – aber warum sollte gerade er es erleben?“. Möglicherweise ist der Wink mit dem Zaunpfahl ein wenig zu pädagogisch.
Jugendliche (und mitlesende Erwachsene), die Abenteuergeschichten, einen Hauch Fantasy, aber vor allem Interesse an Geschichte und Büchern generell haben und etwas Romantik lieben, werden es zunehmend nicht mehr aus der Hand legen wollen. Und hinterher vielleicht sogar nachlesen, was es z. B. mit dem verrückten Woyzeck auf sich hat.
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