Nürnberg, Frauen und Technologie – Ein Besuch bei der Developer Week 2014
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Sham Jaff
Die drei Konferenzen .NET Developer Conference (DDC), Mobile Developer Conference (MDC) und die Web Developer Conference (WDC) fanden im Rahmen der Developer Week 2014 (DWX) statt. Ohne Frauen.
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Am 13. Juli ist Deutschland zum vierten Mal Weltmeister geworden. Während der Rest der Nation sich bis in die Morgenstunden beglückwünschte, ging der technologische Fortschritt gen Zukunft am folgenden Tag auf der Developer Week - auch #DWX14 genannt - weiter. Über 250 Sessions, mehr als 150 Referenten und eine Partnerausstellung erwarteten die 1.300 Besucher auf Europas größter unabhängiger IT-Entwickler-Konferenz in Nürnberg. “Die Zukunft zum Anfassen nah” hätte auch das zugehörige Motto lauten können. Als Sammelort für Software-Entwickler aus ganz Europa gab es – von 3D-Druckern zu Logistik-Drohnen – alles, was das digitale <3 begehrt.
Etwa 40 Aussteller, unter anderem Microsoft, IBM und Intel, präsentierten ihre Produkte und Dienstleistungen parallel zur Konferenz. Nicht zu vergessen, die Rundumversorgung hat hervorragend geklappt: Angefangen beim kalten Bier bis hin zum leiblichen Wohl war mit einem Drei-Sterne-Menü für alles gesorgt.
Schön und gut: Wo aber waren weibliche Besucher?
Die IT-Branche ist ja bekanntlich eine Männerdomäne. Doch laut neuesten Zahlen steigen die absoluten Studienanfängerinnenzahlen kontinuierlich: 2012 gibt es 57 % mehr MINT-Studienanfängerinnen als noch 2008. Auf der Developer Week jedoch lag die Frauenquote unter den Besucherzahlen nur bei geschätzten fünf Prozent.
Macht irgendwie nicht so viel Sinn, denn IT bietet Frauen attraktive Arbeitsbedingungen. Zum Beispiel erlaubt sie, schnell in eigener Verantwortung zu arbeiten. Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit und Home Office sind problemlos realisierbar. Ich fragte einige Besucher vor Ort. “Vielleicht ist Programmieren nicht so sexy. Es ist langwierig und trocken und bedeutet öfters samstags nachts alleine sein und durchprogrammieren”, sagt Udo Trappe, Geschäftsführer von der Ulmer Internet-Agentur oput GmbH. Doch Frauen und Technologie passen dennoch gut zusammen, sagte er. Wir Frauen, so Trappe, seien immerhin die logischeren.
Zu einer Art “Hexenzirkel” sei die Feminisierung der IT geworden, so Tim Messerschmidt, Developer Evangelist bei PayPal, Inc. “Frauenquoten sind hier der falsche Ansatz. Frauen fühlen sich so kategorisierter.” Die Jungen und Mädchen unserer heutigen Generation werden dies natürlicherweise ändern, behauptet er. Sie seien ja eh “gleich befähigt”. Auch Britta Kolb ist da optimistisch und glaubt, dass sich das in Zukunft von selbst ändern wird. Die Personalreferentin vom Erlanger IT-Dienstleister Mathema erzählt, dass dies allgemein in der IT so ist. “Nur zehn Prozent der Frauen haben technische Studienfächer absolviert.”
Der diesjährige Bericht der Bundesagentur für Arbeit gibt Kolb Recht. Zwar nimmt die Zahl der Frauen, die MINT-Fachrichtungen studieren, kontinuierlich zu. Ihr Anteil ist jedoch insgesamt immer noch sehr gering.
“Männer trauen sich einfach mehr an technische Themen heran. Frauen fehlt es oft an Selbstbewusstsein, aus der typischen Frauenrolle herauszutreten”, so Christiane von der Heyden, Geschäftsentwicklerin beim amerikanischen Softwareunternehmen Compuware. Frauen und Technologie passen durchaus sehr gut zusammen, leider gebe es einen Automatismus, der von Frauen zu wenig hinterfragt werde.
Andere Besucher versuchten dies mit der natürlichen Veranlagung der Geschlechter zu erklären. Demnach gäbe es, Philip Bosch zufolge, Sales Specialist für Intel Software bei SOS-Software-Service GmbH, natürliche Domänen, in denen Männer und Frauen zu verschiedenen Berufen befähigt sind. Die Fähigkeit der Männer läge im analytischen Bereich, wodurch sie von Natur aus für den Job als Entwickler geeignet seien. Anja Schulz, Personalmanagerin bei Lovoo GmbH, ist zudem der Ansicht, dass Frauen, die in der IT-Branche beschäftigt sind, “männlicher” seien. Männlichkeit sei für sie, in diesem Zusammenhang, “hart und direkt”.
Ein Resümee
Der Besuch bei der Developer Week 2014 zeigte, dass das Thema “Frauen und Technologie” bei weitem nicht ausdiskutiert ist. Die Lager sind gespalten: die eine Seite folgt der traditionellen Rollenverteilung von Mann und Frau, wohingegen die andere das Wachstum des Frauenanteils im IT-Bereich als eine Frage der Zeit auffasst.
Doch bei aller Diskutiererei sei eines gesagt: Frauen brauchen keine Quoten, sie brauchen Chancen. Technische Berufe bieten Frauen ein immenses Potenzial, das bisher größtenteils von Männern genutzt wird - wie auch die Besucherlandschaft der diesjährigen Developer Week in Nürnberg gezeigt hat.
Mehr Frauen in die Arbeitswelt zu bringen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Von Europas größter unabhängiger IT-Entwickler-Konferenz erwarte ich mir dementsprechend mehr Bewusstsein und Verantwortung für dieses überaus wichtige Thema. Diese Bürde ist nicht nur den Organisatoren der Developer Week (und, wohlgemerkt, anderen Veranstaltungsformaten in diesem Arbeitsfeld) zuteil. Den medial kaum wahrgenommenen Gleichstellungs- und Frauenbeauftragten Mittelfrankens geht es auch an. Dass Frauen in der Uni erfolgreicher sind als Männer, aber dafür am Arbeitsmarkt viele Vorteile verpassen - darüber informieren sie in ihrem Bildungsbericht. Doch damit ist bei weitem noch nicht alles getan, Nürnberg.
Diskutiert darüber, vernetzt euch und macht darauf aufmerksam. Gerade die Informations- und Kommunikationswirtschaft in der Metropolregion Nürnberg hat eine lange Tradition und machte unsere Wirtschaftsregion zu einer der bedeutendsten Standorte der ITK-Technologiebranche in Deutschland. Wieso reden wir dann nicht lauter mit?