Dolby Atmos – Sounderlebnis aus 64 Lautsprechern

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von
Illustration Dolby Atmos Sound aus 64 Lautsprechern

Beeindruckendes Sounderlebnis mit Dolby Atmos Illustration: © Daniel Bendl / Nürnberg und so

Es ist toll in der Region Nürnberg zu leben. So grundsätzlich und überhaupt und seit kurzem auch weil in Nürnberg der erste Kinosaal mit Dolby Atmos ausgestattet wurde. 100.000 Euro soll die Umrüstung von Kinosaal 16 im Nürnberger Cinecitta gekostet haben. Der erste Film, den man sich damit ansehen und in diesem Fall anhören kann ist "Der Hobbit - Eine unerwartete Reise". Und das tat ich dann gestern Abend auch. Weniger die Story (auf die möchte ich hier nicht eingehen) sondern vielmehr dieses neuartige Sounderlebnis von dem alle Welt spricht und von dessen Qualität ich mich überzeugen wollte führte mich ins Nürnberger Multiplexkino Cinecitta.

Cinecitta Kino Nürnberg bei Dunkelheit

Das größte und nach Eigenwerbung erfolgreichste Multiplexkino Deutschlands
Foto: © Daniel Bendl / Nürnberg und so

Dolby 5.1. kenne ich vom heimischen Wohnzimmer. Zwei Boxen vorn links und rechts, eine Box dazwischen und zwei Lautsprecher hinten links und rechts sowie ein Subwoofer für die kräftigen Töne. Die Boxen von Magnat und der Receiver von Panasonic haben nun schon mehr als zehn Jahre auf dem Buckel, zaubern jedoch einen ganz annehmbaren Surround-Sound um mich und mein Sofa herum. Der eine oder andere hat sicher auch ein 7.1. Dolby System zu Hause, nur habe ich mich nie dazu entschließen können. Entweder weil das Angebot an 7.1. Filmen immer noch überschaubar ist oder weil ich geahnt habe, dass da was Neues und ganz Großes kommt: Dolby Atmos. Immerhin 64 Lautsprecher waren es gestern im Nürnberger Cinecitta, die sich links, rechts, vorn, hinten und nun auch über meinem Kopf befanden.

Die Entwicklung von Mono über Stereo hin zu 5.1., 7.1. und 9.1. bis zum Dolby Atmos veranschaulicht sehr schön dieses Video.

Was zeichnet Dolby Atmos aber nun aus?

Beim herkömmlichen Surround-System wird der Sound kanalgebunden zur Seite, nach vorn und nach hinten geschickt. Dolby Atmos hingegen schickt Sounds individuell zu den bis zu 64 Lautsprechern. Wenn ich mich richtig an irgendeinen englisch sprachigen Blogartikel dazu erinnere, besitzt jeder dieser 64 Boxen auch einen eigenen integrierten Verstärker. Bei Dolby Atmos steht den Sounddesignern in Hollywood, Bollywood und vielleicht auch Babelsberg nun eine regelrechte Soundmatrix in 3D zur Verfügung. Töne und Effekte können individuell verteilt und somit realistisch anmutend gestaltet werden. Im Video oben ist dies anhand der Hubschrauber-Illustration sehr gut verdeutlicht. Man kann den Weg der Soundquelle regelrecht verfolgen. Soll man zumindest.

Deckenlautsprecher Dolby Atmos

Die Deckenlautsprecher im Nürnberger Kinosaal
Foto: © Daniel Bendl / Nürnberg und so

Der Praxistest

In der Praxis, so kann ich mit vollster Begeisterung bestätigen, funktioniert dies genau so. Dabei sind es gar nicht in erster Linie (wie ich vermutet hatte) die großen Krawall-Szenen in denen sich dieses neue Sounderlebnis bemerkbar macht. Die vom "Herr der Ringe" bekannten Schlachtenszenen mit Orks und Co. waren auch beim "Hobbit" vorhanden und sie waren laut und mächtig, dabei aber nicht unangenehm dröhnend. Aufgrund der enormen Lautstärke sowie der rasanten Bildwechsel fiel es mir jedoch schwer eine gesonderte Ansteuerung der Boxen über meinem Kopf wahrzunehmen.

Der wirkliche Aha-Effekt stellte sich in den eher gemäßigten und leisen Geräuschpegeln ein. Besonders blieb mir die Szene mit dem Hobbit und Gollum in den finsteren Gründen einer Ork-Höhle im Gedächtnis. Als die beiden einem Rätselspiel nachgingen (um miteinander auszumachen ob Gollum den Hobbit aus dem Labyrinth führen muss oder ihn doch fressen darf) schlich die groteske Fabelgestalt Gollum immer wieder um Felsblöcke herum und flüsterte mit seiner kratzigen Stimme schizophrene Gedanken. Hier fehlte eigentlich nur noch Geruch-Kinoum das Erlebnis möglichst real (sofern man bei einem Fantasy-Film davon sprechen kann) zu gestalten. Der Weg der Gollum-Stimme war deutlich durch die 64-polige Soundmatrix zu verfolgen.

Aber auch das Flattern eines Falters oder kleinen Vogels war in Perfektion nachzuhören. Wer jetzt meint, dass sich in Action-Szenen die Vorteile von Dolby Atmos nicht bemerkbar machen, liegt falsch. Kraftvolles Donnern und kolossales Felskrachen waberte um die Kinobesucher herum, als fabelhafte Felsen-Riesen aus einem Bergmassiv erwachten und zum Kampf gegeneinander antraten.

Fazit

Ich habe keinen Kinoabend mit völliger und über den kompletten Film andauernder Dolby Atmos-Effekt-Berieselung erfahren. Dies wird mit hoher Wahrscheinlichkeit daran liegen, dass die Technik neu und die Sound-Designer im Speziellen sowie die Filmemacher im Allgemeinen Erfahrungen sammeln werden.

In Verbindung mit den durch 4K (48 statt 24 Frames je Sekunde) ultrascharfen und 3D plastischen Bildern bin ich mir sicher, das ich im Nürnberger Cinecitta gestern Abend den Kinostandard für die kommenden Jahre erlebt habe. Die nächste Evolutionsstufe? Gebt mir einen bequemen gepolsterten Subwoofer-Sitz und ich werde auf dieser Komplettierung des Surround-Sounds Platz nehmen.

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