Das Blaue Wunder von Nürnberg
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Valerija Levin und Cécile Meier
Valerija von der Blaue Nacht 2015: Dieses Jahr ließen sich knapp 135.000 Besucher von der BLAUEN NACHT in Nürnberg begeistern, ein Event, das schon seit fünfzehn Jahren existiert und die Stadt immer wieder aufs Neue in einem besonderen Licht erstrahlen lässt.
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Am 2.Mai war es dieses Jahr wieder so weit. Nürnberg hatte sich für eine weitere BLAUE NACHT gerüstet und Menschenmassen aus aller Welt strömten in die Innenstadt. Dass so ein Event nicht nur Einheimische , sondern auch Touristen anzieht liegt wohl daran, dass diese Tradition mittlerweile internationale Maßstäbe aufweist. Die BLAUE NACHT präsentierte auch dieses Mal wieder bekannte Künstler, Choreographen, Schauspieler und Musiker und lud alle dazu ein, sich am „blauen Wunder“ zu beteiligen.
Der Blaue-Nacht-Kunstwettbewerb
Trotz der etwas niedrigeren Temperaturen konnten die Besucher auch Nürnbergs Kulturstätten entdecken. Zu diesem Zweck zeigte der BLAUE NACHT Kunstwettbewerb 12 Kunstprojekte, ausgewählt aus 165 Bewerbungen, die sich jeweils auf ihre eigene Art und Weise mit dem Thema Freiheit beschäftigten und einen bleibenden Eindruck bei den Besuchern hinterließen. So zum Beispiel das Projekt von Ying-Chang Huang, einem Absolventen der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Eine Installation im Innenhof des Alten Rathauses, die aus rund 150 Absperrschranken und 300 Warnleuchten zu einer Art Labyrinth zusammengesteckt worden waren und den Betrachter die „Grenzen der eigenen Freiheit“ veranschaulichen sollte: die Bewegungsfreiheit des einen kann die Freiheit eines anderen einschränken. Dieses Projekt gehörte zu den Publikumslieblingen und erhielt am Ende den Wettbewerbspreis in Höhe von 5.000 Euro, der zum fünften Mal in Folge von der N-ERGIE gestiftet wurde.
Von der Freiheit zu Schreien und zu Tanzen
Ein weiteres Kunstprojekt, das das Interesse vieler Besucher weckte, war das „Schrei-Zimmer“ im Festsaal des KunstKulturQuartiers: Man wurde in einen komplett abgedunkelten Raum geführt, bekam vorher einen Gehörschutz ausgehändigt mit der Anweisung „so laut zu schreien, wie man nur könne“. Über unseren Köpfen hingen Glühlampen und je lauter wir schrien, desto heller leuchteten diese, so entstand eine Art Lichtspiel aus dem Nichts. Der neueste „Schrei“ der Energiebranche? Vielleicht. Aber sicher eine gute Therapie nach einem stressigen Arbeitstag.
„Es lebe die Freiheit!“ – Das war das Motto der neuen Choreographie des Ballettförderzentrums Nürnberg e.V., das während der dreiviertel stündigen Aufführung nicht nur den Zuschauern den Atem nahm, sondern auch die Tänzer von ihren inneren Zwängen und den äußeren Unfreiheiten befreien sollte. Für die Schüler des Tanzstudios bedeutete Freiheit vor allem die Realisierung von Wünschen und Träumen. In mehreren, miteinander verknüpften Einzelvorstellungen in weißen und bunten Kostümen, von Klassisch bis Modern bewiesen die jungen Talente Kampfgeist und ließen am Ende die Besucher der BLAUEN NACHT mit der Freiheit in Gedanken zurück.
Weitere Programmhighlights und -heiligtümer
Zum weiteren Kulturprogramm gehörten außerdem mehrere Ausstellungen, u.a. im Germanischen Nationalmuseum und Neuen Museum, sowie Lichtinstallationen auf Burg- und Ruinenmauern. Viele Besucher verharrten staunend vor den altertümlichen Kolossen oder ließen sich gar zu romantischer Stimmung verführen. Im Theater gab es etwas für Ohr und Auge: Goyo Montero präsentierte Neues aus seiner Ballettschatzkammer und die Staatsphilharmonie verzauberte mit berühmten Kompositionen aus Computer-Spielen. Sogar inmitten der Lorenzkirche ertönte Musik, diesmal als eine Art Retrospektive. Neugierige Köpfe durften Schallplatten aus der Sammlung des Rundfunkmuseums Fürth in eine Jukebox einlegen. Doch zu hören gab es nicht etwa die Beatles oder ABBA, sondern Musik mit Bezug zur Bibel, Reformation und zu St. Lorenz. Dadurch wurde die leergeräumte Kirche zu einem Ort an dem sich Kunst und Bewegung vereinten. In den Menschenmengen waren immer wieder kleine blaue Lichter, an Kleidung und Hüte geklemmt, zu erkennen. Diese s.g. Blinkys, kleine Magnet-Pins, waren wie jedes Jahr ein weiterer Publikumsrenner der BLAUEN NACHT. Sie brachten nicht nur die Besucher zum Leuchten, sondern auch die Burg: farbenfrohe Illuminationen und Projektionen mit Bildern des berühmten australischen Künstlers Roger Libesch.
Foodtrucks mit Fast-Casual-Prinzip
Natürlich ließ man die Teilnehmer der BLAUEN NACHT auch dieses Jahr nicht Kunst und Kultur mit leeren Mägen konsumieren, und so erwarteten zahlreiche Imbissstände und Foodtrucks die Besucher. Eines der wohl interessantesten Genusshighlights war der HEIMAT-Imbissstand im Neuen Museum. Ein Konzept, das nicht nur besonderes Essen, sondern auch besondere Menschen vereint. Denn zubereitet und serviert werden die Speisen hier von Menschen mit geistiger Behinderung. Auf kleinen Bestellzetteln konnte man sich Brotart, Bio-Aufstrich und Belag aussuchen und erhielt dann Kreationen vom Feinsten. Auch ich ließ mich zu einigen Kostproben verführen um mich anschließend mit der Menge in die Nacht hinaustreiben zu lassen.
Céciles Eindrücke von der Blaue Nacht 2015
Als Fürtherin in Nürnberg unterwegs
Zwar wohne ich seit 23 Jahren in Fürth und bin dementsprechend oft in Nürnberg unterwegs, aber ich habe es tatsächlich noch nie auf die Blaue Nacht geschafft. Jedes Jahr nehme ich es mir vor, aber entweder war das Wetter schlecht oder es kam irgendwas anderes dazwischen.
Dieses Jahr war das anders und mein Besuch der Blauen Nacht hat endlich geklappt. Getroffen habe ich mich mit einigen Freunden vor der Lorenzkirche. Blöd, denn das war der Treffpunkt von gefühlten tausend anderen Menschen. Da die Sonne mittlerweile schon untergegangen war und überall blaues Licht schimmerte, war das Finden der Freunde nochmal ein wenig schwieriger. Doch irgendwann waren wir vollständig und folgten der Masse in Richtung Hauptmarkt. Überall blaues Laternenlicht, verkleidete Promoter und Besucher der Blauen Nacht, die mit Knicklichtern bestückt waren.
Da der Hauptmarkt ziemlich überfüllt war, entschieden wir uns dafür zunächst der Insel Schütt einen Besuch abzustatten. Dort war der Stadtstrand bereits aufgebaut, das hieß aufgeschütteter Sand, Sonnenliegen, kleine Pools und Cocktails. Letztere ließen wir uns dann erst mal schmecken und beobachteten dabei in aller Ruhe die Vorbeiziehenden. So ganz nebenbei trifft man viele Freunde und Bekannte, hält einen kurzen Smalltalk und zieht anschließend weiter. Irgendwann kamen wir dann doch am Hauptmarkt an, wo uns ein großes Feuer-Kunstwerk „Lady Liberty's Fackel“ erwartete. Meine Freunde fanden es ziemlich cool, ich aber irgendwie nicht so besonders; außerdem störten mich hier die mittlerweile vielen Betrunkenen. Deshalb beschlossen wir, weiter hoch zur Burg zu laufen.
Der Weg hinauf war nicht nur aufgrund des ansteigenden Berges schwierig, viel mehr lag es an der Menschenmenge, die nach oben aber auch nach unten zurück ins Zentrum wollte. Oft wurde man angerempelt, doch oben am Ölberg angekommen war klar: Der Kampf hier rauf hatte sich gelohnt: Die Gemälde des australischen Künstlers Roger Libesch wurden an die Außenmauer der Burg projiziert. Wir gerätselten darüber, was er uns mit seinen Bildern über das Weltall, Drohnen und den elektronischen Medien mitteilen wollte. Ich fragte mich an dieser Stelle nicht zum ersten Mal ob die Blaue Nacht wohl irgendein Motto hätte und ein Freund meinte dazu nur, dass die Blaue Nacht schon Motto genug wäre.
Dennoch habe ich im Anschluss nochmal nachgehakt und siehe da ich hatte recht. Das Motto der diesjährigen Blauen Nacht lautete „Freiheit“. Nachdem die Vorstellung vorbei war und in der Zwischenzeit noch mehr Freunde zu unserer Gruppe gestoßen waren, ging es weiter in eine Bar und mit einem Longdrink to go versüßten wir uns den Weg nach unten. Da einige in der Runde noch etwas Essen wollten marschierten wir zum Lorenzer Platz wo viele Foodtrucks auf uns Besucher warteten: Pasta, Burritos und Burger warben mit ihren tollen Trucks und leckeren Gerüchen für sich und ihre angebotenen Spezialitäten. Sattgegessen, einige Cocktails intus und nach vielen zurückgelegten Schritten ging es zurück zur U-Bahn und schließlich nach Hause, ins Bett!.
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