Unbezahlbarer Reichtum – Die Werke von Gerhard Richter in Nürnberg
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Daniel Bendl mit Bildergalerie
Es soll Menschen geben, die sich und überhaupt alles über den Faktor Geld definieren. Nun gut, man kann Reichtum definieren wie man möchte. Ich selbst fühle mich in den Momenten reich, wenn genug Zeit für die mir wesentlichen Dinge im Leben verfügbar ist. Zeit für Natur, Familie, Freunde, Nürnberg und so. Und Zeit für Kunst – wo wir wieder beim Thema Geld wären.
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Bei meinem Besuch am letzten Abend von „Gerhard Richter. Ausschnitt – Werke aus der Sammlung Beckmann“ im Neuen Museum Nürnberg spielte Geld zunächst keine Rolle. Die zwei Euro zusätzlichen Kosten zur ohnehin humanen Preisgestaltung des Museums für Kunst und Design waren eine lohnenswerte Investition. Ausgestattet mit Kopfhörern ist man nicht nur nah an den Meisterwerken eines der bedeutendsten Künstler der Gegenwart, sondern wird, mit der Stimme des fachkundigen Museumspädagogen im Ohr, auch an die Hintergründe der Werke herangeführt.
Der in Dresden geborene Gerhard Richter hat Nürnberg selbst zwar keinen Besuch abgestattet (erwarte ich auch nicht von einem weltweit gefragten über 80-Jährigen), die Ausstellung aber per 1:50-Modell selbst arrangiert. 28 Werke galt es für die Mitarbeiter des Neuen Museum nach des Meisters Fiktion an den Wänden anzubringen. Von den „Lesenden am Strand“ – einem privat anmutenden Bild mit deutlichem Charakter sozialistisch beauftragter Staatsarbeit aus dem Jahr 1960 – bis hin zu „Grau“ – einem abstrakten Bild von 2003 – bot die Ausstellung einen faszinierenden Einblick in das Schaffen des heute in Düsseldorf lebenden Gerhard Richter. Ausstellungen kann man sich auf vielfältige Weise nähern.
doch noch übers Geld
Bewaffnet mit einem Begleitheft, allein oder zu zweit im direkten Austausch über die gewonnen Eindrücke oder eben per sachkundiger Führung. Gerade bei einem solch abwechslungsreichen, ja konträren teils abstrakten Werk wie dem von Gerhard Richter bevorzuge ich das begleitende, gesprochene Wort. Das bestätigte sich auch bei dieser Ausstellung. Denn bei einem Künstler wie Richter, der die Grundlagen der Malerei immer wieder hinterfragt und radikal neu bewertet, erschließen sich die Zusammenhänge auf diese Art der Erkundung am aufschlussreichsten.
Die ersten Leihgaben des Ehepaars Böckmann durfte das gerade frisch eröffnete Neue Museum Nürnberg im Jahr 2000 präsentieren. Die 28 Werke Gerhard Richters reihen sich ein in eine Dauerleihgabe von insgesamt 69 Werken. Darunter befinden sich ebenso Stücke von Isa Genzken, Gotthard Graubner sowie A. R. Penck. Alle drei haben, ebenso wie Richter, einen Bezug zu Düsseldorf. 28 mal Gerhard Richter in Nürnberg ist weit mehr als eine Randnotiz der Kunstwelt. Das Neue Museum hat damit die weltweit drittgrößte Sammlung an Werken dieses großen Gegenwartkünstlers und so erhebt sich Nürnberg weiter in den Olymp bedeutender Ausstellungsorte.
per 1:50-Modell selbst arrangiert
Und dann sprachen wir doch noch über Geld. Der Museumspädagoge erzählte bei der Frage einer Besucherin nach dem Preis vereinzelter Werke von einer Gruppe von Bankern aus der vergangenen Woche. Diese, auf Grund ihrer Tätigkeit ganz auf Zahlen fokussierten Besucher, fragten eine halbe Stunde lang immer wieder nach den Preisen der Richter-Werke. Nach einiger Überzeugungsarbeit gelang es am Ende aber auch ihnen ihren Blick auf das Wesentliche zu richten: die Kunst vor ihnen. Woher kommt das, fragte ich mich. Liegt die Ursache vielleicht darin, dass man in den Medien von Kunst immer nur dann etwas mitbekommt, wenn wieder mal ein renommiertes Auktionshaus ein Kunstwerk für teils dreistellige Millionenbeträge an einen anonymen Käufer vermittelt? Sonst geht Kunst in der Massenberichterstattung leider unter. Nur der eine oder andere spektakuläre Kunstraub hier oder eine kriminelle Fälschung dort erhascht mal eine Schlagzeile. So verbinden die meisten wohl automatisch Kunst mit Geld.
Am Ende der Ausstellung bleibt Faszination und die Gewissheit, dass die Preise für Richters Werke keine Rolle spielen. Dass man Geld sinnvoll einsetzen kann, beweist vor allem das Ehepaar Böckmann. Mit Ihren finanziellen Mitteln eröffnen sie dem Neuen Museum und der Region Nürnberg unbeschreiblichen Reichtum, der nicht in Euro oder Dollar sondern in purer Begeisterung bemessen wird.
Auch wenn die Ausstellung in dieser Form nicht mehr zu sehen sein wird, verbleiben die Werke von Gerhard Richter in Nürnberg und werden vereinzelt immer wieder zu sehen sein. Ein guter Grund das Programm des Neuen Museums im Auge zu behalten.
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