»Willkommen im Blue Hawaii« - eine improvisierte Soap im Zeitraffer
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Theresa Krause
“Gute Zeiten, schlechte Zeiten” - Die gab es am Samstag Abend auch im Impro-Hotel “Blue Hawaii”. Was RTL von den spontanen Kreativlingen noch lernen kann? Das Quäntchen Humor, auch Improvisation genannt. Das zufällige Zusammenspiel lässt jedes Skript überflüssig werden. Mein erster Besuch im Improvisationstheater bescherte mir gleich die Cremé de la Cremé der Impro-Szene. Österreich, Schweiz, Berlin oder Hamburg – kein Weg war den Schauspielern zu weit, um im »Parks« eine spontane Stand-up-Soap auf die Bühne zu zaubern. Dabei mutierten die Improvisationstalente zu wahren Allroundern. Break-Dance, Rapp, Mutationen des Menschen zum Affen und wieder zurück: Der darstellenden Phantasie wurden keine Grenzen gesetzt.
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Doch was ist das Impro-Hotel eigentlich? Entspannt und spontan soll es sein. Impulse setzen und geben. Spontane Figuren auf der Bühne kreieren, die der Zuschauer nicht so schnell vergessen wird. Die Show am vergangenen Samstag war Teil eines Festivals der besonderen Art. In den dazugehörigen Workshops konnten Improvisationstheater-Liebhaber, -Neulinge und -Fortgeschrittene von den Großen lernen. Fürs Leben. Spontaneität und Kreativität machen sich nicht nur beim fiktiven Rollenspiel bezahlt. Die Bühne des Lebens wird es ebenfalls danken.
das Improvisationstalent sein Avatar.«
Für den improvisierten Plot durfte das Publikum sein eigenes Traumhotel zusammenstellen. Szenerie, Charaktere und Inventar - alles war offen. So erweckten spontane Zurufe aus dem Off das »Blue Hawaii« mit »Blue Walls« und einer Mingvase als dekorativem Element zum Leben. Das Prinzip GZSZ funktioniert auch im (sur-)realen Leben: Selbst nach Wochen der Abstinenz fühlt es sich dennoch so an, als hätte man keine einzige Sendung verpasst. So erfolgte der Einstieg in Folge 657 ähnlich spontan, wie das Impro-Theater selbst. Was davor geschah? Wen interessiert das schon. Der Soapalltag verlangt vom Zuschauer keine Vorkenntnisse. Das Improtheater erst recht nicht.
Seifenoper mit Massageöl und Happy End?
Ein »Sturm der Liebe« wehte im »Blue Hawaii«. Massageöl-Lieferant Hain Rostock (Ralf Schmitt) begehrte die hauseigene Masseurin (Billa Christe). Vermutlich schon seit Folge 200. Beruhte die Liebe auf Gegenseitigkeit oder hatte sich nur die Zunge der Masseurin verselbstständigt? Falk (Christian Sauter) hoffte wie jedes Jahr vergeblich, im Paradies auf seine Traumfrau in spe zu treffen. »Sex sells« klingt zwar gut, funktioniert aber leider nicht immer. Die tiefen Einblicke in seinen Bademantel verschreckten das weibliche Hotelpotential. Ob ein überdimensional großer, goldener Bömbel aus dem Bademantelfachgeschäft seinen Attraktivitätswert steigern würde? Fraglich. Das Leben als Stewardess ist ein Drahtseilakt. Bernadette (Trixie Brunschko) muss bei Turbulenzen in der Luft nicht nur Menschenleben schützen, sondern auch den Saftwagen auf Kurs halten. Eine Herausforderung, die Entspannung fordert. Ein Besuch im Wellness-Hotel sollte die Wogen in ihrem Gesicht glätten. Die Investition lohnte sich. Folgen später schwebte sie nicht nur als Pilotin auf Wolke 7.
»Next.« Nach 45 Minuten wurden die Karten im Impro-Theater neu gemischt. Das Leben ist zwar kein Ponyhof, aber ein Wunschhotel. Die Zuschauer durften entscheiden, welcher Charakter bleiben durfte oder einem Alter Ego weichen musste. Folge 1679 »Die heftigen Gummibärchen« starteten mit einer Neubesetzung ökonomischer Natur. Same, same but different. So durfte der menschgewordene Hotel-Flipper Igor (Stephan Stark) nun wirklich (aus-)flippen: Ein Mini-Gangster mit »Haftbefehl« als Idol. Bitchige Versuche ihn anzubitchen? Keine Chance. Der ehemals herrisch-pingeligen Chefin über die Hotel-Zimmer verhalf das Publikum zu einer steilen Karriere. Im zweiten Teil der Show logierte sie als Berühmtheit im Blue Hawaii - Gummibärchenmassagen inklusive.
»Haftbefehl« als Idol
Ähnlich erging es dem Fotografen Hans Luigi, der nach dem Motto »vom Tellerwäscher zum Millionär« kurzerhand in die Rolle des Hotelbesitzers schlüpfte. Hain existierte zwar weiterhin in den Fantasien seiner geliebten Masseurin, doch was nützte ihm die Liebe in Gedanken? Das Publikum wollte den Liebeskranken nicht mehr sehen und tauschte den Massageöl-Lieferanten gegen einen verirrt-verwirrten Bundeswehroffizier ein. Die Masseurin und der stets freizügige Stammgast Falk hatten sich bereits in Folge 657 zu Institutionen des »Blue Hawaii« etabliert und durften bleiben. Die Zugabe? Improvisierte Trailer, die in die Zukunft des Wellness-Hotels blicken ließen. Ob rührselig, dramatisch oder skurril: Peter Kern vom Improtheater »holterdiepolter« sorgte auf seinem Keyboard für den musikalischen Hintergrund und ließ die Darsteller stellenweise sogar zum Mikrofon greifen.
Hawaii in Nürnberg, aber blau bitte
Leider endete an diesem Abend die Soap “Blue Hawaii” schon nach 90 Minuten. Für immer. Wenn Serien mich süchtig machen würden, wäre das Impro-Hotel wohl meine Droge zum Glück. Episode um Episode, bis meine Augen müde werden. Dem Samstag Abend dürfen noch weitere Fortsetzungen folgen. Welch Glück, dass Nürnberg der ideale Treffpunkt für den bunten Mix der Impro-Szene ist und sich die Wege aus Deutschlands Städten divers, der Schweiz und Österreich in der Frankenmetropole kreuzen. So wird das Parks noch des Öfteren die Stars und Sternchen des Improvisationstheaters leuchten lassen. Mindestens zweimal im Jahr. Zwar vermutlich nicht im »Blue Hawaii«, aber wir wollen ja auch spontan bleiben.
Ralf Schmitt und Stephan Stark haben mit ihrem Konzept des Impro-Hotels die Messlatte für mich als Laie des spontanen Theaters ziemlich hoch gesetzt. Ob aktiver oder passiver Natur, das Improtheater bietet für jeden Zuschauer die passende Unterhaltung. Nun, lieber Ralf, nehme ich Dir auch die öffentliche Improvisation zu meinem Outfit nicht mehr krumm. Man geht ja auch nicht im Nachthemd ins Theater.
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