Europas größtes Klassik Open Air zum 16. Mal in Nürnberg
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Cécile Meier
Am 8. August 2015 fand zum letzten Mal in diesem Jahr Europas größtes Klassik Open Air statt. Der Luitpoldhain in Nürnberg empfing zur 16. Auflage des Events, um dort zu picknicken und den Klassik-Klängen zu lauschen.
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Wie sollte man sich das Klassik Open Air vorstellen?
Mehrere Tausend Besucher machen es sich auf der großen Wiese des Luitpoldhains gemütlich. Ganz nach dem Motto “wer zuerst kommt, mahlt zuerst” lohnt es sich auch bei diesem Event rechtzeitig da zu sein, um noch einen guten Platz mit Sicht auf die Bühne zu ergattern. Es wird gegessen, getrunken, gelacht und zugehört. Schön ist, dass zu diesem Event ganz unterschiedliche Menschen zusammenkommen. Menschen, die normalerweise nicht unbedingt Klassische Musik hören, jung und alt, aus verschiedenen Nationen und sozialen Schichten.
Sie werden eine Menge, die gemeinsam ihr mitgebrachtes Picknick genießt und die Decken teilen. Genau das ist die Absicht die hinter diesem Event steckt: Klassische Musik hautnah erleben und das ganz ohne Eintritt. Das Open Air ist kostenlos und bietet dabei so viel. 14 Lautsprecher sorgen für eine super Akustik, sodass auch aus etwas größerer Entfernung zur Bühne der atemberaubende Klang der Symphoniker sehr gut zu hören ist.
Das Programm 2015
Die ersten beiden Veranstaltungen fanden am Sonntag, den 26. Juli statt: Ein Konzert vormittags um 11 Uhr (Familienkonzert), das zweite abends um 20 Uhr. Die Abschluss- Veranstaltung war am 08. August um 20 Uhr.
Das Familienkonzert wurde dieses Jahr zum dritten Mal vom beliebten Moderator Malte Arkona geleitet, Dirigent war genau wie beim Abendkonzert Marcus Bosch. Das Familienkonzert stand unter dem Motto “Rhythmus für alle”, und wollte seine Zuhörer zum Mitmachen animieren. Dieses Konzert spielte die Nürnberger Staatsphilharmonie gemeinsam mit der Gruppe NoriSamba und der Musikschule Nürnberg.
Der Abend des ersten Veranstaltungstages fand unter dem Motto “20th Century Classics” statt. Ebenfalls geleitet von Generalmusikdirektor Marcus Bosch, der an diesem Abend außerdem mit Nadia Kailouli die Moderation übernahm. Die Staatsphilharmonie Nürnberg spielte Stücke von Bernstein, Dormann, Schostakowitsch und Ravel. Solist war der Schlagzeuger Martin Grubinger. 90.000 Besucher lauschten gebannt der Musik. Den Anschluss bildete, wie jedes Jahr, ein überwältigendes Feuerwerk, mit Licht- und Raucheffekten zur passenden Musik.
Am zweiten Samstag wechselte das Programm, der Dirigent und die Solisten. Chefdirigent Alexander Shelley leitete die Nürnberger Symphoniker sowie die vier Solisten Talia Or, Katherina Peetz, Thomas Mohr und Jochen Kupfer. Ursprünglich sollte die Solistin Susanne Bernhard auftreten, doch sie wurde plötzlich krank und so sprang Talia Or spontan für sie ein. Die Solisten sangen gemeinsam Beethovens “Freude, schöner Götterfunken”. Dazu gab es einen tollen Philharmonischen Chor. Die 65.000 Besucher, die trotz der hohen Temperaturen den Weg in den Luitpolhain fanden, konnten einen wunderbaren Abend genießen. Ein Highlight war das Wunschstück der Zuschauer, dass sie aus drei Möglichkeiten im Vorfeld der Veranstaltung online auswählen konnten. Zur Wahl standen Rossini mit der Ouvertüre zur Oper „Wilhelm Tell”, Verdi mit der Ouvertüre zur Oper „Die Sizilianische Vesper” und Glière mit „Roter Mohn” aus dem Ballett „Walzer und Tanz der russischen Seeleute”. Shelley versicherte, dass bis zu diesem Zeitpunkt niemand auf der Bühne wusste, welches der drei Stücke es geworden war. Dann verkündete die Glücksfee das Wunschstück 2015: die Ouvertüre zu „Wilhelm Tell” von Gioacchino Rossini und die Musiker begannen zu Spielen. Als stimmungsvoller Abschluss der Veranstaltung wurden am Ende Wunderkerzen angezündet und das Meer aus Lichtern war wunderschön anzusehen.
Spenden?
Das Klassik Open Air ist eine kostenlose Veranstaltung der Stadt Nürnberg. Es ist zum Kultevent geworden, das die Nürnberger und ihre Besucher aus der Region nicht mehr missen möchten.
Jeder, der das Event durch eine Spende finanziell unterstützt, bekommt ab einer Spende von 5€ einen Vogel-Anstecker, den der Nürnberger Kulturpreisträger Toni Burghart gestaltet hat. Seit 2011 gibt es die Vögel in zwei verschiedenen Ausführungen: Jener, der bei der ersten Veranstaltung gekauft werden kann ist einfarbig und der vom zweiten Veranstaltungstag ist gemustert. Das erste Mal gab es die Vögel im Jahr 2001. Die Vögel der vergangenen Jahre können auch heute noch, sofern sie nicht ausverkauft sind, für 6€ erworben werden. Die Verkaufsstelle hierfür ist das Kulturreferat am Hauptmarkt 18 (5. Stock) in 90403 Nürnberg; geöffnet Montag bis Freitag von 9-14 Uhr.
Obwohl ich meine Spende am 2. Veranstaltungstag abgegeben habe, erhielt ich den Vogel ohne Muster, warum weiß ich nicht, vermutlich gab es den anderen nicht mehr.
Warten bis nächstes Jahr?
Wer eines der Konzerte verpasst hat, hat die Möglichkeit es im Bayerischen Rundfunk anzuschauen. Die Termine dafür sind der 16. und 23. August 2015, jeweils um 23.15 Uhr.
Wie wird man zum Profi-Picknicker?
Es war wirklich erstaunlich, wie gut manche Besucher vorbereitet waren. Gleich auf den ersten Blick konnte man die Profis unter den Picknickern erkennen; jene die nicht zum ersten Mal beim Klassik Open Air waren.
Sie reisten mit Campingstühlen und -tischen an, manche sogar mit richtigen Gartenstühlen und Sitzkissen. Sie hatten Schirme dabei, die je nach Wetter als Regenschirm oder Sonnenschutz dienten. Die Tische waren mit geschmackvollen Tischdecken bezogen und Kerzenständer wurden darauf platziert. Wer keinen Tisch dabei hatte, machte es sich auf bunten Picknickdecken bequem. Dann wurde das Geschirr ausgepackt: Einige setzen auf Plastikbecher und -besteck, andere wollten auch bei diesem Event nicht auf ihr Glas- und Porzellangeschirr verzichten. Verständlich - natürlich hat es mehr Flair aus schönen Weingläsern zu trinken… Beim Proviant gab es keine Grenzen: von Obst und Gemüse über verschiedene Salate, Wurst- und Käseplatten, es gab alles. Eine neunköpfige Gruppe neben uns hatte sage und schreibe 25 Tupperschüsseln angefüllt mit den unterschiedlichsten Leckereien dabei, die sie sich haben schmecken lassen.
Wer also ein Profi-Picknicker werden will, kommt im nächsten Jahr rechtzeitig genug zum Luitpoldhain, trägt dabei Tische und Stühle in der einen Hand und in der anderen eine Kühltasche voll wunderbarer Köstlichkeiten und natürlich ausreichend zum Trinken. Um den Hals dann noch die Tasche mit Tischdecke, Servietten und Kerzenständer mit passender Kerze gegen die Stechmücken. Außerdem sollte ein Fotoapparat nicht fehlen, um den märchenhaften Moment der Kombination aus Picknick und Klassischer Musik festhalten zu können. Einen Zuschauer habe ich entdeckt, der hatte sogar ein Fernglas dabei hatte, ziemlich raffiniert.
Doch im Grunde ist es egal, wie gut oder schlecht man ausgestattet es - es geht um die tolle Musik, die Atmosphäre und den wunderschönen Abend.
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