Streetspotr – das Mikrojob-Center als App
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Benjamin Jungert
Endlich weg von der Straße? Im Gegenteil: Das Nürnberger Start-up Streetspotr verteilt seit 2011 über eine App Kleinstaufträge, die Nutzer in ihrer Stadt erledigen können. Im Gespräch mit der Mitgründerin Dorothea Utzt erfahre ich, was der höchstbezahlte Auftrag ist und warum das Unternehmen nicht mit Detektiven zusammenarbeitet.
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News News und Event Rund um Streetspotr: Startup
Mobile kooperiert mit Desktop – Streetspotr mit clickworker
Streetpotr und clickworker kooperieren und beide Unternehmen profitieren von der Kombination Mobile und Desktop
„Im Gegensatz zu Berlin sind es hier eher die Hidden Champions.“ Streetspotr-Mitgründerin Dorothea Utzt spricht von den eher unauffälligen, aber gewachsenen Start-ups, die sich in der Region Nürnberg angesiedelt haben. So hat auch ihr Unternehmen seit einem Spiegel-Online-Bericht vor zwei Jahren ein großes mediales Echo und viele User bekommen. Das Grundprinzip: Über eine App sieht ein User Aufträge in seiner Nähe, die er erledigen kann. Zum Beispiel prüft er eine Werbe-Aktion in einem Supermarkt und bekommt dafür einen kleinen Betrag via Paypal gutgeschrieben. Die Auftraggeber sind kommerziell (z.B. Paulaner) wie auch gemeinnützig (Wheelmap): Vor allem aus der Konsumgüter-Branche kommen viele Aufträge. Dort gibt man viel Geld für Promotion aus und möchte möglichst kostengünstig wissen, ob diese auch wie gewünscht ausgeführt wurde. Dorothea Utzt, eigentlich Lehrerin, hat sich das betriebswirtschaftliche Denken in ihrem Start-up angeeignet und verrät Interessantes über das Unternehmen.
Möchte Streetspotr Vollbeschäftigung im Land erreichen oder was ist die Idee dahinter?
Vollbeschäftigung nicht, es ist vielmehr eine Nebenbei-Beschäftigung. Eine Art Schnitzeljagd für Erwachsene. Wir haben vorwiegend Männer als Nutzer, die machen knapp 70 % aus. Unter den Usern sind viele Geocacher, die die Jagd nach den Aufträgen toll finden. Deswegen schütten wir nicht nur Geld aus, sondern auch Punkte. Es gibt unter den Nutzern ein Ranking und einen Wettbewerb . Das Geld, das man dafür bekommt, ist – hochgerechnet – kein Hungerlohn. Wenn du zum Beispiel fünf Euro für 15 Minuten Arbeitsaufwand bekommst, wäre das ein ganz ordentlicher Stundenlohn. So funktioniert es aber nicht. Du würdest dafür aber nicht eine Stunde durch die Gegend laufen, sondern nutzt deinen Standort aus. Und weil du eben in der Nähe eines Supermarktes oder eines Restaurants bist, bei dem die Öffnungszeiten geprüft werden sollen, machst du diesen Auftrag.
Wie hat sich Streetspotr seit 2011 entwickelt?
Gegründet haben wir unser Startup im Juni 2011. Meine Mitgründer (Werner Hoier und Holger Frank, Anm. d. Verf.) sind beide Entwickler und wir haben schon ein halbes Jahr vorher an der App und dem Kundenportal gearbeitet. Gestartet sind wir zunächst in vier Städten, nämlich München, Hamburg, Berlin und Nürnberg. Wir hatten etwa 5.000 Nutzer und einen Großkunden, nämlich BMW. Im April 2012 ging es dann deutschlandweit los. Dann hatten wir das Glück, dass eine Spiegel-Journalistin über uns berichtete. Das war wie eine Welle. Es folgten RTL, ProSieben, Kabel Eins. Aktuell sind es etwa 275.000 User. Insgesamt haben wir 18 Mitarbeiter, davon elf Vollzeitkräfte.
Zu welchen Zeiten sind die Nutzer am aktivsten?
Im Sommer sind die Leute auf jeden Fall aktiver als im Winter. Viele, zumindest die Power User, machen sich Routen und fahren diese ab. Das passiert oft mit dem Fahrrad. Die Leute entdecken so ganz neue Teile der Stadt. Während der Semesterferien ist ebenfalls viel los, da wir viele Studenten unter den Nutzern haben.
Gibt es eine Rangliste der aktivsten User?
Es gibt eine Top 10, die kennen wir alle persönlich. Wir machen jedes Jahr ein Sommerfest und laden sie dazu ein. Diese User sind Ansporn und Vorbild für andere Teilnehmer.
Warum Nürnberg als Gründungsort?
Wir drei sind alle in der Region verwurzelt und haben derzeit auch nicht vor, nach Berlin um zu ziehen. Wir sehen einen Vorteil darin, dass wir hier nicht so viele Start-ups haben denn dadurch können wir junge, gute Leute heranziehen. Entwickler zu finden, ist hier allerdings schwer. Doch wir hatten Glück, denn uns ist es gelungen einen neuen Entwickler aus Athen zu uns nach Nürnberg zu holen.
Wer prüft die eingehenden Aufträge?
Das System prüft bereits einiges: Zum Beispiel, ob die GPS-Daten stimmen, der User also wirklich an dem Ort war, an dem er den Auftrag erfüllen sollte. Auch schauen wir, ob das Foto tatsächlich von seinem Smartphone stammt. Außerdem sichten unsere Mitarbeiter täglich die Ergebnisse.
Ihr habt eine ziemlich umfangreiche FAQ. Besteht viel Klärungsbedarf?
Die Nutzer helfen sich vor allem über das Forum selbst. Man muss bei den Aufträgen sehr genau sein, deswegen entstehen viele Fragen.
Wieviel kann man verdienen?
Es startet ab einem Euro und geht bis zu 30 Euro. Für die höheren Beträge muss man zum Beispiel in den MediaMarkt oder Saturn gehen und dort im Gespräch den Service der Verkäufer testen. Das kann schon mal eine Stunde dauern. Die Höhe der Verdienste hängt nicht unbedingt davon ab, wieviele Punkte man hat. Da gab es in der Presse einige Missverständnisse.
Es gibt auch Aufträge, für die man kein Geld bekommt, z.B. Wheelmap. Dahinter steht ein Verein, der uns freilich nichts zahlen kann. Dort bewertet man Orte danach, wie behindertenfreundlich sie sind. Das Interesse der User daran ist sehr groß: In einem halben Jahr kamen 28.000 Fotos zusammen.
Habt Ihr Kooperationen abgelehnt?
Wir hatten schon Anfragen von Detektiven, die z.B. wollten, dass man in einer Straße alle Kennzeichen abfotografiert. So etwas nehmen wir nicht an. Oder wenn es darum geht, bestimmte Personen zu suchen, zum Beispiel über Klingelschilder. Deswegen laufen alle Aufträge über uns. Wir können letztlich entscheiden, was zu uns passt oder nicht.
Was zählt für die Leute mehr? Das Geld oder die Community?
Wir haben eine Umfrage gemacht, in der 60 % sagen, dass es ihnen um den Spaß gehe. Der Rest möchte sich schon seinen Kaffee davon kaufen können.
Wo möchtet ihr in Zukunft hin?
Wir sind als Startup aus der Region Nürnberg bereits in Deutschland, Österreich, Schweiz, Osteuropa und dem UK verfügbar. Osteuropa machen wir von hier aus, in Großbritanien haben wir einen Partner. Wir wollen mehr User in anderen Ländern und die große Vision ist, dass du von überall auf der Welt in Echtzeit Informationen über uns bekommen kannst. Bisher waren die Auftraggeber Unternehmen, aber auch private Szenarien sind denkbar, wenn zum Beispiel jemand ein Urlaubsfoto vom Strand haben möchte, zu dem er reisen will.
Die Expansionspläne kann Streetspotr (Facebook) seit Februar 2014 immerhin mit Investoren im Rücken angehen. Zuvor haben sie alles über zwei Jahre selbst finanziert, so Dorothea. Zu Beginn war es auch Mitgründer Werner Hoier, der meinte, dass er am Geschäftsmodell zweifeln würde, wenn man innerhalb von zwei Jahren keinen Gewinn machen würde.