Großmutter ist die Beste: Zu Besuch bei My Oma
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Benjamin Jungert
Seit 2011 verwandelt das Unternehmen My Oma die wärmenden Eigenschaften einer Großmutter in Strickwaren. Ich habe die Gründerin Verena Röthlingshöfer in den Fürther Geschäftsräumen besucht und mich nach dem aktuellen Stand des Start-Ups erkundigt.
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Ein bisschen muten die gekreuzten Stricknadeln wie Säbel an. Dabei wirkt das Logo von My Oma noch augenzwinkernder, wenn man die einladenden Unternehmensräume in der Fürther Hornschuchpromenade betritt. Erst vor Kurzem ist man hierher umgezogen. Firmengründerin Verena Röthlingshöfer (34) führt stolz durch die sonnendurchfluteten, großen Zimmer. Besonders freue sie sich, dass nun endlich Platz für ein eigenes Wolllager sei.
So stehen die Zeichen auf Wachstum: Seit Oktober 2011 kann man bei My Oma eine ständig wachsende Vielfalt an Strickwaren wie Mützen, Schals oder Handytaschen bestellen. Etwa 25 fränkische Omas – und seit einiger Zeit auch Opa Klaus – und weitere Großmütter aus ganz Deutschland machen sich mittlerweile ans Werk. Nach getaner Arbeit gelangt das fertige Produkt samt Autogrammkarte der Oma zum Kunden. Eine soziale wie auch unternehmerische Idee – möchte My Oma doch die Großmütter bei Stricktreffen zusammenführen und sie fair an den Erlösen beteiligen. Bereits zur Gründung bekam My Oma große mediale Aufmerksamkeit. Für mich war es nun an der Zeit für ein Update.
Welche Qualitäten hat eine Oma typischerweise für dich?
Ich verbinde vor allem Wärme, Familie und Zuverlässigkeit mit einer Oma. Meine Großmutter war so eine, die noch eine Schürze getragen hat und auch bei uns im Haus gewohnt hat. Deswegen hatte ich auch eine sehr enge Beziehung zu ihr. Wenn ich mir die heutigen Omas ansehe, die bei uns arbeiten, habe ich kein festes Bild mehr. Die Omas sind so unterschiedlich – von modern bis eher häuslich.
Was hat sich in den drei Jahren seit der Gründung von My Oma getan?
Zu Beginn fand ich die Idee besonders spannend, etwas Soziales mit älteren Menschen zu machen und gleichzeitig ein Unternehmen zu gründen. Gestartet haben wir mit 20 Omas, mittlerweile sind es insgesamt etwa 80. Es gibt Strickkreise in ganz Deutschland. Wir haben die Produktpalette erweitert. Auch im Do-it-yourself-Bereich hat sich viel getan: Es gibt Strickpakete für die, die selber gerne stricken. Wir haben zwei Bücher, eines zum Unternehmen und eines mit Strickanleitungen, auf den Markt gebracht. Personell gab es am Anfang nur mich und einen Praktikanten, auch das hat sich ausgeweitet. Das Ganze ist einfach sehr spannend, da man nicht weiß, wie es sich entwickeln wird.
Strickwaren an wärmeren Tagen ist ja eine schwierige Sache. Wie habt Ihr den Sommer genutzt?
Wir sind sehr saisonal, das stimmt auf jeden Fall. Der Sommer ist eigentlich dazu da, den Winter und das Sortiment vorzubereiten. Da freue ich mich, wenn es kälter wird.
Was sind die beliebtesten Produkte?
Zum Beispiel Mützen aus der Kollektion „Wollrausch“ oder „Nadelglüh'n“ – die gingen von Anfang an gut. Schwarz, Grau und Dunkelblau sind die beliebtesten Farben. Bestellungen gibt auch aus Österreich und der Schweiz, selten aus anderen Ländern.
Wie ist die Preisspanne?
Es geht bei den Strickprodukten bei etwa 19 Euro los – z.B. Babyschühchen – und bis zu 119 Euro für einen XXL-Schal. Am Anfang mussten wir auch viel argumentieren, warum die Produkte soviel kosten. Man kann mit My Oma auch nicht jeden erreichen. Aber die, die einkaufen, verstehen, dass man diese Qualität nicht überall bekommt.
Derzeit gibt es bei Vox das Format „Die Höhle der Löwen“. Dabei suchen Unternehmensgründer Investoren für ihr Vorhaben. Wäre das auch für Dich denkbar?
Ich wurde sogar für die Sendung angefragt. Für viele mag das etwas bringen, man kann dort aber auch bitter scheitern. Zudem wollte ich mich nicht vor großem Publikum zur Schau stellen.
Warum bleibst du mit My Oma in Fürth?
Ich bin in Fürth geboren und die Kontakte und die Omas hier sind mir sehr wichtig. Viele Omas arbeiten zwar zu Hause, es gibt aber immer wieder regelmäßige Stricktreffen. Die Omas können hier jederzeit zusammenkommen und andere Menschen kennenlernen.
Seit einiger Zeit gibt es auch einen Strick-Opa, Opa Klaus. Wie kam es dazu?
Er hat mir einen Brief geschrieben, in dem stand: „Schade, dass ich keine Oma bin.“ Das ist mein Lieblingssatz bis heute. Und ich habe lange darauf gewartet, dass sich ein Mann meldet. Von außen wird er als Exot wahrgenommen, aber hier in der Gruppe ist das kein Thema.
Wie kann man sich bei Euch als Oma bewerben?
Auf jedem erdenklichen Weg, per Telefon oder E-Mail. Die Omas schicken uns eine Probemütze und dann treffen wir uns mit ihnen. Wenn die Aufträge kommen, rufen wir die Omas an und schicken ihr Wolle und Nadeln zu. Die Omas lassen uns dann das Produkt zukommen.
My Oma ökonomisiert eine Tätigkeit, mit der normalerweise kein Geld zu verdienen ist. Was denkst Du dazu?
My Oma sollte von Beginn an nichts Gemeinnütziges sein – davon gibt es bereits sehr viel. Ich wollte etwas Wirtschaftliches mit den Omas machen. Ältere Menschen können einfach sehr viel und wollen auch etwas sinnvolles tun. Die Omas haben oft nicht soviel Rente und wir zahlen etwa ein Drittel des Nettopreises an sie aus. Es geht auch anders, als ständig nur günstig zu produzieren.
Was braucht es für ein erfolgreiches Start-Up?
Vor allem Durchhaltevermögen. Es gibt immer schwierige Phasen, nach denen man wieder Energie auftanken muss. Aber man muss immer weitermachen. Man sollte sich insbesondere in betriebswirtschaftliche Vorgänge einarbeiten können, aber das kommt mit der Zeit. Ohne Netzwerke, PR und Hilfe von außen klappt es außerdem meist nicht. Grundsätzlich sollte man seine Vision verfolgen, denn die Uhr tickt ja.
Wie sind die Zukunftspläne?
Die Omas können so viel und Ideen gibt es ebensoviele. Wir möchten gerne unsere Strick-Workshops weiter ausbauen und vielleicht etwas im Nähbereich oder in der Marmeladenherstellung beginnen. Man muss aber zunächst ein Gespür dafür bekommen, was die Leute wollen.
My Oma greift also zwei Trends auf: Zum einen den Do-it-yourself-Gedanken der Leute, die gerne etwas Individuelles wie auch Hippes herstellen möchten. Zum anderen spricht das Unternehmen die an, die bereit sind, für Kleidungsstücke mehr Geld auszugeben, wenn der soziale und persönliche Aspekt deutlich wird. Und vielleicht denken wir kurz an unsere eigene Oma.