Wie man als Popmusikberater populär wird – Andreas Jäger im Interview
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Benjamin Jungert
Andreas hat einen Job, der geradezu nach einem Interview verlangt. Seit November ist er Popmusikberater des Bezirks Mittelfranken. Freilich, als Musiker hat man schon eine gute Grundlage, um sich für diese Stelle zu bewerben. Der 27-Jährige ist Gitarrist und Sänger der Band Me & Reas und schreibt zusätzlich Texte für andere Musiker. Dass aber sein Vorstellungsgespräch kein Vorspielen war und was er in dieser zunächst als Teilzeitstelle ausgelegten Tätigkeit macht, hat er mir bei einem Kaffee verraten.
Partner > Artikel > Kultur
Craftplaces - Finde Foodtrucks in deiner Nähe.
Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach - Craftplaces ist die führende Plattform um mobil agierende Unternehmen wie z.B. Foodtrucks zu finden und für Caterings zu buchen. Alle Foodtrucks. Alle Foodtruck-Termine. Alle Foodtruck-Standorte. Rund-um-Catering.
War dein Bewerbungsgespräch eigentlich eine Art Vorspielen?
Es war eine große Runde, die mich interviewt hat: Von einem Vertreter der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl bis hin natürlich zu meiner jetzigen Chefin vom Kulturreferat, Andrea Kluxen. Es kamen Fragen zur GEMA, zur allgemeinen Musiksituation in Deutschland und Mittelfranken und nicht zuletzt zu meiner Person. Da habe ich mich anscheinend bewährt. Ich bin sehr entspannt, aber auch sehr interessiert an das Gespräch rangegangen.
Ein Grund, mich für die Stelle zu bewerben, war sicher auch, dass ich in den vielen Jahren als Musiker nie öffentliche Förderung bekommen habe und sich kaum jemand um den Nachwuchs kümmert. Mit meiner Band (Me and Reas, Anm. d. Red.), sind wir trotzdem weit gekommen. Für mich war das ein Ansporn, dass es kein umfassendes Förder-Institut vom Bezirk gibt.
Jetzt muss man nur noch wissen, dass es dich gibt?
In einigen anderen Bezirken in Bayern ist das Prinzip Popularmusikberater schon verwirklicht worden. Nur Mittelfranken hat gefehlt. Ich habe natürlich schon mit der Musikzentrale Nürnberg gesprochen, die im Bereich Nachwuchsförderung für Musiker viel macht. Es gibt dort viele Baustellen aber nur begrenzte Manpower und nicht unendlich Geld.
Es ist richtig: jetzt muss ich in meiner Funktion erstmal bekannt werden. Ich hatte und habe aber viele Interviews mit den Medien, das hilft sehr. Da kommen die Leute fast automatisch auf mich zu.
Ist es eher ein Büro- oder ein Unterwegs-Job?
Ich bin eigentlich selten im Büro. Ich bin viel unterwegs, z.B. bei Nachwuchswettbewerben. Ich treffe mich mit vielen Bands, Pressevertretern. Ich verstehe mich als ein Kontaktstelle und Netzwerk.
Wie vernetzt ist die Nürnberger Musikszene?
Es gibt eine vitale Szene mit viel Potential. Die ist auch in sich gut vernetzt. Es müsste aber eine Infrastruktur vorhanden sein, um Kontakt zu Labels, Verlagen oder Veranstaltern zu haben, die alle nicht in Nürnberg sitzen. Wenn du zum Beispiel in Berlin bist, ist es als Nachwuchsband einfacher, einen ersten Kontakt mit großen Labels herzustellen. Da braucht es noch Starthilfe, auch finanziell und durch eigene Initiativen. Wir haben eine gute Basis, mit der man arbeiten kann.
Bei den Konzerten in der Region gibt es natürlich eine gewisse Ambivalenz: Du zahlst als Besucher schon fast 200 Euro für Rock im Park, aber keine fünf Euro für eine lokale Band. Hier in der Region fehlt noch die Aufmerksamkeit für diese Szene. Ich kann’s mir kaum erklären. Booker berichten mir, dass sie kaum noch Bands für Nürnberg buchen, weil sie hier so schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und das in einer relativ wohlhabenden Metropolregion.
Ist es in Berlin denn besser?
Ich war schon oft dort und man hat mich gefragt, wie ich denn als Musiker in Nürnberg bleiben könne. Ich mag es hier sehr. Mein Ziel ist es aber zu schaffen, damit ich nicht mehr gefragt werde, warum ich hier geblieben bin.
Zu deinen Aufgaben gehört auch, dass du über “radikale Musikströmungen” aufklären sollst. Um welche Musik geht es dabei?
Vor allem um extreme, politische Musik, rechts wie links. In der mittelfränkischen Peripherie gibt es einige rechte Konzerte, die oft gut besucht sind. Und da gibt es viele Kids, die in ihrem Alter noch nicht wissen, was sie sich da anhören. Mit 14 ist es einem vielleicht egal, wenn da von Nationalstolz gesungen wird; du kannst dein Bier trinken, was du sonst nicht dürftest, und fühlst dich in einer Gemeinschaft. Und da geht es um Aufklärungsarbeit bei den jungen Hörern, aber auch bei den Veranstaltern solcher Auftritte, die teils öffentliche Gelder bekommen.
Was hast du als Musiker für Wünsche?
Ich wäre oft froh, wenn die Leute mal wieder ein Instrument in die Hand nehmen würden und es mehr Musikernachwuchs gäbe. Es gibt immer weniger Schüler an Musikschulen, die Gitarre o.ä. lernen möchten. Es fehlt momentan generell an der sog. handgemachten Musik. Die ganzen DJs wie Avicii, da ist nichts mehr handgemacht, und meistens nur gesampelt.
Welche Projekte hast du geplant?
Ich organisiere gerade bezirksübergreifende Workshops, zusammen mit der MUZ, dem Verband für Popkultur in Bayern und verschiedenen Dozenten. Zudem bin ich gerade dabei auszuloten, was in Sachen Kulturförderung in der Region möglich ist. Und eigentlich will jeder Mensch Kultur erleben und an ihr teilhaben.
Andreas freut sich übrigens sehr über neue Kontakte, die ihm in seiner Vernetzungsfunktion weiterhelfen. Sein Büro hat er noch ein Jahr in Ansbach, dann wird er nach Stein umziehen. Die Kontaktdaten findet ihr hier.