Das Rad neu erfunden - Nürnberg steigt auf
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Benjamin Männel
Der Straßenverlauf deutscher Großstädte stammt größtenteils noch aus der Zeit um 1900. Die Modelle, mit denen man den Verkehr regeln möchte, sind oft aus den 1950er Jahren, einer Zeit in der jeder ein Auto haben wollte und konnte. Mittlerweile ist die Bevölkerung und die Stadt gewachsen und fast jede Familie hat ein Auto, manche sogar zwei. Damals haben die meisten dort gelebt, wo sie gearbeitet haben und brauchten nicht jeden Tag in die nächste Stadt zu fahren. Heute leben im Ballungsgebiet um Nürnberg etwa 1,2 Millionen Menschen, die teilweise auch in der größten Stadt Frankens arbeiten. Das hat zur Folge, dass sich der Verkehr zu den Stoßzeiten auf den Hauptstraßen staut. Wenn mehrere tausend Menschen jeden Tag ihre Besorgungen machen müssen betrifft das auch die öffentlichen Verkehrsmittel. In der Schulzeit lässt man am Morgen auch gern mal ein paar U-Bahnen fahren, um nicht mit lärmenden Kindern so dicht an dicht zu stehen, dass man nicht einmal bei einer Vollbremsung umfallen könnte. Auf der Suche nach einer Lösung stolperte das städtische Baureferat und das Verkehrsplanungsamt über das Fahrrad. „Nürnberg steigt auf“ heißt die "Radverkehrsstrategie", die man in den Ämtern seit 2009 aufgestellt hat, um den Bürgern den Aufstieg leichter zu machen.
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ersetzt das Fitnessstudio.
Warum das Fahrrad?
Mit dem Fahrrad entkommt man nicht nur den verstopften U-Bahnen oder Straßen, sondern man ist auch tatsächlich auf verschiedenen Strecken schneller unterwegs als mit den Öffentlichen oder dem Auto. Durch die einzigartige Baustruktur und die mittlere Größe Nürnbergs ist man recht schnell an seinem Ziel. Im Durchschnitt fährt man in Nürnberg selten länger als 15 Minuten mit dem Rad um in die Innenstadt zu kommen. Mit dem nötigen Training und der entsprechenden Ortskenntnis kann man einiges an Zeit sparen. Aber auch der Kohlenstoffdioxid-Ausstoß wird durch das umweltfreundliche Fahrzeug reduziert. Wer auf dem Weg zur Arbeit dann auch noch ein paar Hügel vor sich hat, der kann sich auch noch das Fitnessstudio sparen. Also eine ganze Menge Vorteile bei relativ kleinem Aufwand. Wenn es die Jahreszeit zulässt ist Radfahren also ein schnelle und günstige Alternative zum Auto und das ganz ohne überfüllte Busse. Kein Wunder, dass der alte Drahtesel jetzt in der Verkehrsplanung eine immer wichtigere Rolle spielt.
Die Ziele und Maßnahmen
Die selbstgesetzten Ziele der Verwaltung sind ehrgeizig: Man möchte unter anderem bis 2015 mindestens 20% Radfahreranteil am Gesamtverkehrsaufkommen etablieren. Laut der letzten Zahlen der Stadtverwaltung sind es immerhin schon 12% im gesamten Stadtgebiet; im Bereich rund um die Altstadt sogar 27%. Man möchte den Leuten mit möglichst vielen Vorteilen das Radfahren schmackhaft machen. Unter anderem sollen dafür viele Einbahnstraßen und Sackgassen für den Radverkehr freigegeben werden. Dieses "Konzept der kurzen Wege", so auf der Internetpräsenz des Projekts zu lesen, ermöglicht es einem dann theoretisch, genau die Routen zu befahren, um die man mit dem Auto einen Bogen machen müsste. Auf diese Weise kann es vorkommen, dass Ziele mit dem Rad schneller erreicht werden als mit dem Auto.
Ausrangierte Fahrräder werden reaktiviert und sollen mit TeilEsel kostenlos den Nürnbergern zur Nutzung zu Verfügung gestellt werden.
Ein anderer Ansatz ist der Ausbau der Radwege, die zudem an Hauptstraßen separat vom Autoverkehr verlaufen sollen. Der auffälligste dieser neuen Radwege ist sicher der in der Köngisstraße, den Fußgänger und die parkenden Autofahrer gern ignorieren. Allgemein sollte sich in diesem Bereich aber noch einiges tun, ehe Nürnberg zur Fahrradhauptstadt werden kann. Oft verlaufen die Radwege noch etwas verwirrend und oft etwas zu schmal oder enden unerwartet. Davon abgesehen scheinen auch einige Fußgänger immer wieder Probleme damit zu haben, einen Radweg zu erkennen und sind dann sichtlich verstimmt, wenn man sie auf ihren Irrtum hinweist. Nicht zuletzt möchte die Stadt aber auch ein System von Wegweisern installieren und die Abstellmöglichkeiten ausbauen. In der Südstadt wurden bereits 2013 neue Standorte für Fahrradständer festgelegt. Dabei konnten sich die Anwohner mit Vorschlägen und Diskussionen beteiligen. Mit den Radverleihstationen von "NorisBike", die Partner von "Nürnberg steigt auf" sind, kann sich jeder Räder an mehr als 70 Standorten ausleihen.
Fazit
Nächstes Jahr soll das Ziel von 20% Radfahrern erreicht sein. Bis dahin bleibt noch einiges zu tun. Neben dem Ausbau der Radwege und der Öffnung vieler Einbahnstraßen für den Radverkehr, bei denen schon große Fortschritte festzustellen sind, gibt es auch noch kleine Kritikpunkte. Viele Menschen, die das Rad ganzjährig nutzen, bemängeln den oft fehlenden Räum- und Streudienst. So sind weit vom Zentrum entfernte Strecken, wie die nach Langwasser am Dutzendteich entlang, im Winter fast nicht befahrbar. "Nürnberg steigt auf" ist aber sicher ein Schritt in die richtige Richtung. Man kann nur hoffen, dass dieses Konzept nicht nur ein kurzer Trend ist, sondern auch nach 2015 weitergeführt wird, um noch mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen. Auch ob NorisBike - Nürnberg und so Test - in Zukunft besser angenommen wird entscheiden die Nürnberger Fahrradfahrer und Fahrradfahrerinnen.