Foodtrucks – Die neue kulinarische Armada Spaniens
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Markus Wolf
Als die Wirtschaftskrise über Spanien hereinbrach, traf es die Gastronomie ganz besonders hart. Medialer Höhepunkt dieser Entwicklung war sicherlich die Entscheidung des Sterne-Kochs Koldo Royo sein Restaurant zu schließen und einen Foodtruck zu eröffnen. Der spanische Tausendsassa ist gleichzeitig Autor mehrerer Bücher, Berater renommierter Gastronomen, Lehrer, Redner, Gourmet-Experte und – zusammen mit seiner Ex-Frau Mercedes Palmer – Geschäftsführer eines Foodtrucks. Amüsant war, dass die Entscheidung des aus San Sebastián stammenden Basken fast gleichzeitig mit dem Start des Films „The Chef“ zusammen fiel. Die Ironie ist, dass in dem Film ein begeisterter Spitzenkoch seine Stellung aufgibt, um einen Foodtruck zu starten – mit seiner Ex-Frau.
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Der Film startete im Mai 2014 in den USA und war ab dem 8. August 2014 auch in den spanischen Kinos zu sehen. Royo, der aber schon 2013 mit seinem Food Truck startete, reagierte amüsiert auf diese Parallelen zum Film. Auch in den deutschen Kinos ist der Food Truck Film mit der üblichen maximalen Verspätung zu sehen. Geplanter Filmstart ist der 28. Mai 2015. Unter dem katastrophalen deutschen Titel „Kiss the Cook - So schmeckt das Leben“ wird das Food-Truck-Road-Movie dann endlich auch bei uns zu sehen sein. Ich hatte das Glück, den Film schon einige Wochen nach dem Start im Mai 2014 zu sehen und kann ihn nur wärmstens empfehlen.
Der Tiefpunkt der Wirtschaftskrise 2012 in Spanien hat auch viele Gastronomen hart betroffen und nicht wenige nutzten den Umschwung, um sich mit dem Thema Food Trucks zu beschäftigen. So sind viele der Foodtrucker in Spanien nicht Quereinsteiger, wie in Deutschland, sondern erfahrene Köche. Seitdem boomt das Thema Food Truck in Spaniens Metropolen Madrid und Barcelona. Lokale Food Truck Umrüster haben überfüllte Auftragsbücher und Termine sind kaum mehr zu bekommen. Diese Begeisterung hat ganz Spanien überrascht, denn eigentlich dürfte im öffentlichen Raum noch nicht einmal verkauft werden. Einzige Ausnahme sind die mobilen Churros und Kastanienverkäufer. Dass diese auf den Straßen verkaufen dürfen, wird in Spanien mit Tradition und Kultur begründet. Aus diesem Grund haben sich in Madrid Gastronomen, Anwälte und Jungunternehmer zusammengeschlossen, um die Akzeptanz des Streetfood und der Food Trucks zu stärken. Die aktuell über 70 Mitglieder setzen verstärkt auf die gastronomische Tradition Spaniens und den Tourismus.
Der Eintritt ist frei, aber nicht umsonst!
Dass gerade in einem Land, in dem sich das ganze Leben auf der Straße abspielt, die Aktivitäten so reglementiert sind, versteht auch unser Food Truck Korrespondent Lucio nicht. Ein so kulinarisch begeistertes Land sollte doch jede Veränderung begrüßen, meinte er. Aus diesem Grund weichen Food Trucks auf speziell dafür gegründete Festivals aus. Eines der größten auf der iberischen Halbinsel ist MadrEAT. Mit 40 Ständen und ca. 16.000 Besucher begeistert Streetfood ein ganzes Wochenende lang. In Barcelona gibt es auch immer mehr Streetfood Events. Dort kann man, ähnlich den asiatischen „Night-Markets“, auch Bekleidung und andere Design- Accessoires kaufen.
Erste Ansätze, die Food Truck Welle zusammenzufassen, sind seit einigen Monaten zu erkennen. Die Webseiten www.foodtruckya.com und www.sigaelfoodtruck.com bieten Interessierten eine kurze Übersicht über die aktiven Food Trucks. Mit Foodtrucks España werden wie auch über Foodtruck Deutschland, spanienweit Foodtrucks und ihre Themen präsentiert. Bemerkenswert ist aber, dass, im Gegensatz zu Deutschland, die Food Trucker in Spanien mit dem Vorurteil leben müssen, minderwertiges Essen zu verkaufen obwohl von Beginn an auf BIO und hochwertige Produkte gesetzt wurde. Erklären kann sich Lucio – unser Foodtruck Korrespondent Spanien – dass nur durch die Skepsis gegenüber dieser neuen Form des Essens. „In Spanien wird lange und ausgiebig gegessen und da ist alles suspekt, was schnell geht“, weiß er zu berichten.
Ein weiterer Unterschied zu deutschen Food Trucks ist das beliebteste Transportfahrzeug. Während in Deutschland viele von einem Freightliner MT 45 träumen, nimmt diese Rolle in Spanien der Citroën HY Van ein. Der auf dem Pariser Autosalon 1947 – ja, kein Schreibfehler – vorgestellte Kleintransporter wurde bis 1981 gebaut. Da der letzte Citroën HY Van im Dezember 1981 vom Band lief, war genügend Zeit, unzählige Stücke davon in Umlauf und auf die Straße zu bringen. Wahrscheinlich ist es dieser Stückzahl und dem Charme dieses Fahrzeugs zu verdanken, dass sich dieses Modell ganze 34 Jahre gehalten hat. Der große Vorteil liegt aber in der recht einfachen und günstigen Möglichkeit der Umrüstung. Der Citroën HY Van eignet sich, wie fast kein anderer Kleintransporter, hervorragend als mobile Kleinküche. Kein Wunder also, dass dieses Modell als Fotomotiv zahlreiche Streetfood Seiten Spaniens ziert.
Lucio Chagas Schnell, der seit Anfang des Jahres für uns als Food Truck- und Streetfood-Korrespondent tätig ist, ist gelernter Leichtflugzeugbauer. In Brasilien geboren, in Paderborn und Mainz aufgewachsen, bereiste er zunächst die Welt, bis er der Liebe wegen mit seiner Frau nach Spanien zog. Der Produkt-Manager engagiert sich für die Food Trucks in Spanien und sieht dort auch einen großen Markt für deutsche Unternehmen und Umrüster. Ähnlich wie in Deutschland ist das Interesse an Food Trucks riesig, aber in Spanien gibt es nur wenige Firmen, die sich auf die Umrüstung von Trucks zu mobilen Küchen spezialisiert haben.