Einheitlich und doch malerisch: Die Baaderstraße
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Boris Leuthold und Sebastian Gulden
Um 1910 ging der Trend zur Putzfassade. Der gute, alte Sandstein kam immerhin noch für Erdgeschosse und Zierteile zur Anwendung. In dieser Zeit entstand an der Baaderstraße in Bleiweiß ein ganzer Zug von Mietshäusern.
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Wenn heute die Rede ist von der einheitlichen Bebauung eines Straßenzugs, dann packt die meisten Zuhörer das blanke Entsetzen. Schreckensbilder monotoner Schuhschachtelarchitektur mit Handtuchgärtchen kommen auf und lassen vergessen, dass Einheitlichkeit auch „in schön“ geht, zumindest dann, wenn für Abwechslung und Lebensqualität gesorgt ist.
Als die Seiten der Baaderstraße in Bleiweiß vor rund 100 Jahren neu bebaut wurden, lag die noch heute verbreitete Putzfassade schwer im Trend. Der ortstypische Sandstein kam nur noch an bestimmten Stellen des Baus zum Einsatz. Das kostete weniger als der Massivbau und sah zudem reizvoll aus – Stichwort: Materialkontrast. Mindestens drei Architekten, die damals in Nürnberg Rang und Namen hatten, haben das Ensemble der Baaderstraße geschaffen: Johann Rickmeyer, Mathias Fahrnholz und Andreas Munkert, der gleichzeitig auch Bauunternehmer war.
Die Häuser erhielten ein einheitliches Gepräge, zumindest insofern, als die Bauherrn und Planer sie mit Schmuckteilen im Neubarock, dem Jugendstil und dem Heimatstil versahen. Eichenkränze aus Sandstein und Stuck, feingliedrige Fensterläden mit Lamellen und buntes Zierfachwerk gaben den Mietshäusern eine schnuckelige Note. Die strenge Symmetrie, wie sie den Wohnhausbau des 19. Jahrhunderts über weite Strecken bestimmt hatte, hatte ausgedient: Malerische Asymmetrie, Vor- und Rücksprünge und abwechslungsreiche Dachlandschaften schufen dauernde Reizerneuerung und interessante Licht- und Schattenwürfe für das Auge des Betrachters. Wer hier aus dem Fenster blickt, hat was zu sehen, zumindest, wenn er einen Sinn für Architektur hat.
Am Haus mit der Nummer 21 sind die Ideale vom Materialkontrast und der malerischen Fassadengestaltung verwirklicht. Die von drei Seiten von Mauern eingefassten Loggien mit ihren flachen Korbbögen öffnen die Fassade und schützen die im Freien sitzenden Bewohner vor den Unbilden des Wetters. Zierfachwerk und ein Schopfwalmdach prägen Dachlandschaft und Zwerchhaus. Es bleibt zu hoffen, dass der Hauseigentümer die Qualitäten der Architektur erkennt und dem Haus alsbald wieder geteilte Fenster und vielleicht sogar Fensterläden spendiert. Um 1910 wussten die Nürnberger, was die Bewohner sonnenverwöhnter Länder noch heute aus leidvoller Erfahrung beim Bau ihrer Häuser beherzigen: Am besten bleibt die Sommerhitze draußen, wenn sie schon vor der Fensterscheibe abgefangen wird.
In seiner Gestaltung ähnelt die Baaderstraße 21 dem benachbarten Haus Nr. 15 und dürfte wie dieses von Mathias Fahrnholz geplant worden sein. Besagte Nr. 15 steht noch heute fast unverändert so da wie anno 1915, als unser kleines Bild aufgenommen wurde. Auch hier ist die Fassade zur Straße bereichert durch einen Risalit, eine Loggia, einen Balkon, ein Zwerchhaus und Jugendstilreliefs mit Putti und Pflanzenwerk, die in den letzten Jahren liebevoll restauriert und neu vergoldet wurden.
Seit 1906 bewacht die Statue Ludwigs des Bayern, angebracht am Eckhaus Hallerhüttenstraße 9, den Zugang zur Baaderstraße. Ziemlich genau 2,56 Kilometer Luftlinie trennen den deutschen Kaiser von seinem Klon, der am Haus Ludwigstraße 83 in der Lorenzer Altstadt steht. Ob die Hauseigentümer wohl wussten, dass der Bildhauer den Entwurf zweimal umgesetzt hat? Oder verbirgt sich eine ganz andere Geschichte hinter dem Zwillingspaar? Dies ist nur eines der kleinen Mysterien, die Nürnbergs Stadtbild bereithält und das der Erforschung harrt.
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