Zwischen St. Johannis und Neuwetzendorf: Die Brückenstraße

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von und Sebastian Gulden
Brückenstraße

Klassizismus und Nürnberger Stil an der Kreuzung Kirchenweg, Johannis- und Brückenstraße, 1906/1945. Foto: © Verlag L. Schaumann (Leihgabe von Werner Jülka) (cc)

Lange Zeit war Nürnberg westlich der Leichenhausgasse am Johannisfriedhof zu Ende. Mit Vollendung der Johannisbrücke 1896 bekam die Straße den neuen Namen „Brückenstraße“, und die Stadt wuchs über ihre Grenzen ins 1899 eingemeindete Wetzendorf hinaus.

Wie hoch der Johannisfriedhof über dem Tal der Pegnitz liegt, sieht und spürt man bei einem Spaziergang auf der Brückenstraße, die von der Johannisstraße steil zum Fluss hin abfällt. Eine gewaltige Futtermauer aus Sandsteinquadern war nötig, um das Erdreich und die Leichenhalle des angrenzenden Friedhofes gegen die Straße abzustützen.

Letzterer verdankte die Straße ihren ursprünglichen Namen „Leichenhausgasse“. An dem störte sich kaum jemand, bis mehr und mehr Wohnhäuser an der Straße entstanden, und die Anwohner sich mit der makabren Anschrift nicht mehr abfinden wollten. Die neue Bezeichnung „Brückenstraße“ verweist auf die 1896 eingeweihte Johannisbrücke, die die Stadtteile St. Johannis und Kleinweidenmühle verbindet. Lange Zeit lag unmittelbar westlich der Brückenstraße die Nürnberger Stadtgrenze zu Wetzendorf, genauer gesagt zum Ortsteil Neuwetzendorf. 1899 kamen die Gemeinde Wetzendorf und mit ihr Neuwetzendorf zu Nürnberg – der Name „Neuwetzendorf“ geriet mit der Zeit in Vergessenheit. Heute kennen die meisten Nürnbergerinnen und Nürnberger das Gebiet unter dem Namen „Sandberg“ oder sehen es als Teil des Stadtteils St. Johannis.

Die Kreuzung Kirchenweg, Johannis- und Brückenstraße, zwischen 1906 und 1945 und 2016.

Die Kreuzung Brückenstraße, Johannisstraße und Kirchenweg, 1906/1945 und 2016. Fotos: © Verlag L. Schaumann (1906/1945, Leihgabe von Werner Jülka) – Boris Leuthold (2016) (cc)

Unsere Vorher-nachher-Bildfolge zeigt den Blick bergan auf die Kreuzung Brückenstraße, Johannisstraße und Kirchenweg. Als Blickfang ragt das mächtige Eckhaus Kirchenweg 68, ein Sandsteinbau im feinsten Nürnberger Stil, auf. Architekt Georg Philipp Höfler errichtete es im Jahr 1899, als sich St. Johannis vom verschlafenen Vorort zu einer geschäftigen Vorstadt mit großstädtischer Bebauung wandelte. Botin der neuen Ära ist die „Dampf-Wäscherei“ im Erdgeschoss. Es handelte sich um eine Filiale der Nürnberger Firma August Scholl, die sich vom Familienbetrieb im Jahr 1888 zur Wäschefabrik mit rund 300 Mitarbeitern im Jahr 1930 mauserte.

Das straßenbildprägende Haus Johannisstraße 68, 2016.

Das straßenbildprägende Haus Johannisstraße 68, 2016. Foto: © Sebastian Gulden (cc)

Das klassizistische Haus links daneben (Johannisstraße 70) war wesentlich älter. 1980 erlangte es stadtweite Bekanntheit, als 30 junge Leute das leerstehende Haus am Heiligen Abend besetzten. 17 von ihnen musste die Polizei im Februar des Folgejahres aus dem Gebäude tragen; sie hatten sich bis zuletzt geweigert, das zum Abbruch anstehende Haus aufzugeben. Geholfen hat all das leider nichts: An Stelle des zweigeschossigen Baus mit Mansarddach steht heute ein wesentlich größerer Neubau, der gewiss nicht zu den Glanzleistungen moderner Architektur in Nürnberg gehört.

Das unter Denkmalschutz stehende Eckhaus hat sich dagegen gut in unsere Zeit hinübergerettet. Von den Häusern links kann man das leider nicht uneingeschränkt behaupten: Die unsensibel eingebrochenen Schaufenster und der Putzauftrag mögen einmal den Ladenumsatz gefördert haben; schön sind sie heute nicht mehr. Anders als auf unserer historischen Ansicht sind heute an dieser Stelle nur noch wenige Menschen zu Fuß unterwegs. Meist bestimmt das Auto das Bild. Auch die Gleise der Straßenbahn im Vordergrund sind verschwunden. Hier verkehrte bis 1976 die Linie 4 auf dem Weg vom bzw. zum Klinikum Nord.

Andere Vorher-Nachher-Bildfolgen von Stadtbild im Wandel

Fotogener Dauerbrenner: Die „Sutte“ des Heilig-Geist-Spitals

Wintertraum aus Schnee und Sandstein: Das Haus Spittlertorgraben 35

Noblesse aus zwei Epochen: Das Anwesen Marientorgraben 9

Blog abonnieren
'Nürnberg und so' Blogfeed abonnieren

Zusätzlich zu dem Podcast stellt 'Nürnberg und so' auch immer wieder begleitende Geschichten und Informationen aus der Metropolregion Nürnberg vor.

Blog-Artikel als RSS Feed abonnieren

Foodtrucks & Street Food
Finde mit Craftplaces Foodtrucks und Street Food

Logo Craftplaces - mobile Unternehmen wie Foodtrucks und Street Food finden

Die besten Foodtrucks und Street Food in deiner Stadt suchen, denn mobile Unternehmen sind immer und überall für dich da. Craftplaces zeigt dir wo und wann sie unterwegs sind.

Du willst nichts verpassen?
Anmeldung E-Mail Newsletter 'Nürnberg und so'

Anmeldung zum E-Mail Newsletter

Sätze für die Ewigkeit
Podcast Nürnberg und so
Es gibt einen Unterschied zwischen Können und Wollen.
Dag Encke in Sendung No. 18
Was fehlt den Ossis? Bananen und Milka-Schokolade.
Sven Kuntzsch in Sendung No. 28
Der Alfred ist gerade in der Brunftzeit.
Sven Kuntzsch in Sendung No. 28
Letzte Podcast Sendungen
Nürnberg und so

Jörg Korinek / Podcast-Sendung No. 32

Veröffentlicht am 05.05.2015

Den geborenen Göppinger lockte ein Praktikum in die Frankenmetropole. Dem Weg zum Informatik-Studium gingen einige bundesweite Schulaufenthalte voraus, bei denen er Orientierung gewann und diverse…

zur Sendung No. 32

Roland Rosenbauer / Podcast-Sendung No. 31

Veröffentlicht am 11.02.2015

Aus Cadolzburg kommend, finanzierte er sich mit dem "Ruf der Unendlichkeit" oder der "Rache des Knochenmannes" seine Schulzeit. Trotz BWL Studium landete er schließlich beim Jugendfunk des…

zur Sendung No. 31

Aktuelle Magazin-Artikel
Nürnberg und so

Zehn Fragen an Startup Craftplaces aus Nürnberg

Veröffentlicht am 10.02.2019

Mit der Technologie des Startups Craftplaces finden Millionen Street Food Kunden Foodtrucks. Das junge Technologie-Unternehmen strebt an, das in 5 Jahren alle Foodtrucks in Europa und den USA mit…

weiterlesen

Fotogener Dauerbrenner: Die „Sutte“ des Heilig-Geist-Spitals

Veröffentlicht am 28.12.2018

In den letzten Wochen wurde sie wieder zehntausendfach geknipst: Die malerische Westfront des Heilig-Geist-Spitals. Sie ist nicht nur eines der beliebtesten Fotomotive Alt-Nürnbergs, sondern hat…

weiterlesen

Interview zum Afrika Film

Veröffentlicht am 18.12.2018

Eigentlich war das alles ja gar nicht so geplant gewesen – das mit dem so lange bleiben, das mit dem Alleinsein und dem Weg zu sich selbst. Doch die Frage ist, ob man in diesem Leben so etwas…

weiterlesen

Wintertraum aus Schnee und Sandstein: Das Haus Spittlertorgraben 35

Veröffentlicht am 14.12.2018

Bis zum Zweiten Weltkrieg waren prächtige Vorstadthäuser mit Sandsteinfassaden und Vorgärten in Nürnberg ein vertrauter Anblick. Sie vermittelten weltstädtisches Flair, städtebauliche…

weiterlesen