Tochter aus Elysium: Patrizier und Vegetarier an der Burgstraße
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Boris Leuthold und Sebastian Gulden und Stefan Schwach
Ein altes Haus macht manches mit. In der Burgstraße 13 in der Nürnberger Altstadt wohnten zuerst einflussreiche Ratsherrn – später übernahm eine vegetarische Wirtin das Zepter.
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Wer da denkt, bei den beiden Häusern auf dem aktuellen Bild links handle es sich um mehrere hundert Jahre alte Gebäude, der irrt. Und es handelt sich genau genommen auch nur um eines, denn beim Neubau 1983 wurden die Grundstücke Burgstraße 11 und 13 zur neuen Nr. 11 zusammengelegt. Das historische Anwesen an dieser Stelle ging im Zweiten Weltkrieg unter. Das nördlich benachbarte Fembohaus (auf beiden Bildern rechts) dagegen überstand die Luftangriffe weitgehend unbeschadet. Das heute als Nürnberger Stadtmuseum genutzte Renaissance-Anwesen gehört zu den letzten erhaltenen großbürgerlichen Bauten der alten Reichsstadt.
Das neue Anwesen Burgstraße 11 ist so genannte „Anpassungsarchitektur“, wie sie vor allem von den 1970er bis 1990er Jahren beliebt war. Nach den oftmals ziemlich unsensiblen Eingriffen in die alten Stadtgefüge früherer Jahrzehnte sollte sie Alt und Neu harmonisch verbinden. Dies gelang mal, mal nicht, und wer genau hinsieht, dem springt dann doch die etwas spröde, zu glatte Ausführung der scheinbar historischen Bauten ins Auge.
Das alte Gebäude Burgstraße 13 auf unserem historischen Foto gehörte im Spätmittelalter verschiedenen Nürnberger Patrizierfamilien, die wohl auch dort wohnten: Zunächst residierte hier Heinrich Topler, der das Haus 1473 seinem Schwiegersohn Hans Reich vermachte. Dessen Enkel verkauften es 1518 an Clemens Volckamer. Dieser war einer der Unterzeichner des „Augsburger Bekenntnisses“, in dem sich Nürnberg und andere Reichsstädte zur Reformation bekannten.
Volckamer dürfte nicht im Traum daran gedacht haben, dass 400 Jahre nach ihm ein Restaurant in sein Haus einziehen würde, noch dazu eines, das keine Fleischgerichte servierte! Im Zuge der Lebensreformbewegung, die sich von den Zwängen der biederen bürgerlichen Kultur befreien wollte, entstanden im Deutschen Reich um 1900 zahlreiche solcher Etablissements. Die Wirtin Frau Hannberger wählte den Namen des Elysiums mit Selbstironie und Wortwitz: Nicht nur steckte ihr Vorname „Elise“ in dem ursprünglich griechischen Begriff; auch dessen Bedeutung als „Insel der Seligen“ wies augenzwinkernd auf die seinerzeit oftmals belächelte Außenseiterrolle der Vegetarier-Gemeinschaft hin.
Was das Bild noch erzählt
Wer mit Schrecken bemerkt hat, dass das Chörlein von Burgstraße 13 auf dem aktuellen Foto fehlt, der sei beruhigt: Das Meisterwerk barocker Schnitzkunst konnte geborgen werden und wurde beim Neubau des Anwesens wieder an der Fassade montiert – allerdings an anderer Stelle, nämlich weiter die Burgstraße abwärts, etwa an der Stelle des Vorkriegsgebäudes Nr. 11.
Schon während des Zweiten Weltkrieges waren im Zuge des Kunstluftschutzes einige Bildwerke und Anbauten Nürnberger Altstadthäuser, die man für wertvoll erachtete, abgebaut und eingelagert worden. Andere Bauteile, die an Ort und Stelle verblieben waren, überstanden den Bombenkrieg und wurden beim Wiederaufbau geborgen. Oftmals überdauerten Hausmadonnen, Chörlein und Sandsteinreliefs jahrzehntelang in Depots, bevor sie wieder zurück an die Häuser kamen – jedoch beileibe nicht immer dorthin, wo sie sich ursprünglich befanden.
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