Ein Österreicher in Franken: Wie Gostenhof zu seiner Kirche kam
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Boris Leuthold und Sebastian Gulden und Stefan Schwach
Ein katholischer Österreicher errichtet in Franken für eine evangelisch-lutherische Gemeinde eine Kirche. Dieser durchaus ungewöhnliche Fall von interkultureller und interkonfessioneller Verständigung bescherte Gostenhof eines seiner schönsten Wahrzeichen.
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Man muss nicht evangelisch und nicht einmal religiös sein, um die städtebauliche Erhabenheit zu schätzen, die die Dreieinigkeitskirche in Gostenhof ausstrahlt. Da sie fast allein inmitten der weitläufigen Veit-Stoß-Anlage steht, wirkt das Bauwerk noch höher und mächtiger, als es ohnehin schon ist. Seine Formen sind der späten Gotik des 15. Jahrhunderts entlehnt; entstanden ist die Kirche aber erst viel später, nämlich in den Jahren 1900–1903.
Um die Jahrhundertwende erfuhr Gostenhof, das sich wegen seiner Nähe zum alten Ludwigsbahnhof schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Ansiedlung von Industriebetrieben und Hopfenhandlungen massiv vergrößert hatte, einen neuerlichen Wachstumsschub. Zum Gottesdienst, damals noch eine soziale Pflichtveranstaltung, mussten die evangelischen Gostener lange Zeit bis zur Lorenzkirche in die Altstadt pilgern. Im Jahre 1894 fasste man schließlich den Plan, der Vorstadt ein eigenes Gotteshaus zu errichten.
Die Pläne dazu zeichnete Emil Edler von Mecenseffy. Er war 1863 in Wien zur Welt gekommen, katholisch getauft worden und nach seiner Ausbildung zum Architekten 1891 nach Nürnberg gekommen, wo er an der Baugewerbeschule lehrte. Sein späterer Lebensweg führte ihn als Professor an die Technische Hochschule in München, wo er 1945 starb. In Nürnberg schuf Mecenseffy vor allem Wohnhäuser.
Die Dreieinigkeitskirche gehört neben St. Peter, Herz-Jesu und der Christuskirche am Siemensplatz zu den großen neugotischen Kirchen, die in der Gründerzeit in Nürnbergs Vorstädten errichtet wurden. Im 19. Jahrhundert galt der „Spitzbogenstil“ als Inbegriff deutscher Wesensart, und man nahm lange an, dass der Stil sich im deutschsprachigen Raum entwickelt hätte. Als sich die Anzeichen verdichteten, dass die Gotik ausgerechnet eine Erfindung des damaligen „Erbfeindes“ Frankreich war, nahm man gar nicht verlegen zu der Behauptung Zuflucht, dass die Gotik in Deutschland ihre Vollendung erfahren habe – ein höchst zweifelhaftes, aber typisches Husarenstück politisch beeinflusster Kunsttheorie der Kaiserzeit.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Dreieinigkeitskirche schwer beschädigt. Beim Wiederaufbau 1950–1951 gelang es, die Kirche äußerlich weitgehend im Zustand von 1903 wiederherzustellen. Im Inneren begnügte man sich – wie so oft in der Zeit des Wiederaufbaus – mit einer eher nüchternen, zeitgenössischen Ausstattung, die ältere Kunstwerke einschließt. Bis heute ist das Gotteshaus – zusammen mit der benachbarten katholischen Antoniuskirche – eines der Wahrzeichen Gostenhofs.
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