Steinerner Zeuge des alten Erlenstegen: Der „Goldene Stern“
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Sebastian Gulden
Für die meisten ist Erlenstegen das Nürnberger Nobelviertel schlechthin. Doch die Geschichte des Stadtteils reicht viel weiter zurück. Der „Goldene Stern“ im alten Ortskern ist ein kostbares Denkmal der Zeit vor der Invasion der Betuchten.
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Quadratisch, praktisch, gut – so steht er da, der „Goldene Stern“ in der Elenstegenstraße 95, mitten im historischen Kern des alten Dorfes. Seit Jahr und Tag ist er Blickfang für jene, die von Nürnberg oder Behringersdorf die Hauptstraße entlangkommen. Für die Wirte, die das Haus innehatten, war das stets von Vorteil. Nicht umsonst gehörte der „Goldene Stern“ zu den beliebtesten Ausflugslokalen der Nürnberger, die schon im 19. Jahrhundert auf der Suche nach Licht, Luft und Natur ins Umland strömten.
Irgendwann blieb es dann nicht mehr beim Wochenendausflug. Viele Städter kamen, um zu bleiben und bauten sich an den Hängen oberhalb des alten Erlenstegen ihre Villen und Landhäuser. Das beeindruckende Sandsteingebäude des „Goldenen Sterns“ erinnert an die Zeit, bevor Erlenstegen zum „Bogenhausen Nürnbergs“ avancierte. Das heißt: High Society gab es in Erlenstegen auch vorher schon. Gleich acht Landsitze reicher und einflussreicher Nürnberger Familien tummelten sich im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit im und um das Dorf – drei von ihnen sind zumindest in Teilen erhalten geblieben.
Steinreiche Bauherrn
Erstmals lässt sich das Gasthaus zum „Goldenen Stern“ im Jahre 1476 fassen, als es sich im Besitz einer gewissen Witwe Menger befand. An der Fassade des heutigen Bauwerks prangt die Jahreszahl „1744“, und in den typischen Formen des Barock zeigt sich auch das Äußere des Gasthauses: Den wuchtigen, blockhaften Baukörper bekrönt ein hohes Walmdach, das man früher üblicherweise als Lagerraum genutzt haben wird. Die regelmäßig und symmetrisch angeordneten Fenster sind nur ganz dezent mit profilierten Laibungen und blockhaften Sohlbänken betont.
Sowohl den geometrischen als auch den gestalterischen Mittelpunkt der Fassade zur Erlenstegenstraße bildet das Hauptportal, das durch eine Einfassung mit auskragenden Ecken – man spricht treffenderweise auch von einem „geohrten“ Rahmen – und ein Gesims hervorgehoben ist.
Dass die Umfassungsmauern des „Goldenen Sterns“ schon im 18. Jahrhundert ganz aus Sandsteinquadern gefügt waren, belegte die Finanzkraft seiner Besitzer, denn Haustein oder Ziegel waren sündteuer – das geflügelte Wort „steinreich“ kommt nicht von ungefähr. Abgesehen von den Kirchen und Herrensitzen waren die meisten Anwesen im Nürnberger Umland damals in Fachwerkbauweise ausgeführt. Erst um 1800 gingen die Besitzer verstärkt dazu über, ihre Gebäude ganz oder teilweise zu „versteinern“.
Wirtshaus mit allem Drum und Dran
In den 1920er und 1930er Jahren, als der Nürnberger Fotograph Franz Stöger unsere historischen Bilder aufnahm, besaß der „Goldene Stern“ schon so ziemlich alles, was eine stark frequentierte Dorfgaststätte so braucht: Neben eigener Hausschlachtung, drei Gaststuben und einem ausgedehnten Biergarten hatte Wirt Johann Maisel bereits Telefon im Haus. Eine Uhr an der Ecke zur Günthersbühler Straße ersetzte die Turmuhr der Kirche, die Erlenstegen nicht besaß. Der schmiedeeiserne Ausleger an der Südfassade dagegen ist ein nostalgischer Nachbau unserer Tage – der namensgebende goldene Stern, der strahlte schon vorher direkt über dem Eingang. Auch die Fensterläden mit ihrem rot-weiß-gestreiften Anstrich sind eine Zutat jüngerer Zeit.
2016 feierte der traditionsreiche Gasthof seine Wiedereröffnung mit neuer Pächterin. Die Zukunft eines jahrundertalten Stücks Erlenstegen ist damit gesichert. Anders sieht es beim westlichen Nachbarn aus: Das seit Langem leerstehende Zollhaus – wie der „Goldene Sterne“ ein geschütztes Baudenkmal – wurde letztes Jahr durch Brandstiftung schwer beschädigt. Seine Zukunft ist ungewiss.
Zur Nachlese
Allen, die mehr über das Gasthaus zum „Goldenen Stern“ erfahren wollen, möchten wir zwei Beiträge von Prof. Dr. Hermann Rusam ans Herz legen, die in der Nürnberger Zeitung und den „Blauen Heften“ des Bürgervereins Jobst-Erlenstegen (Jahrgang 2016, Heft 4, ab Seite 32) erschienen sind.
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