Kleine Mittel, große Wirkung: Das Wohnquartier an der Freytagstraße
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Boris Leuthold und Sebastian Gulden und Stefan Schwach
Dass Bauherrn nerven können, davon wissen Architekten ein Lied zu singen. Auch Hans Beitter erfuhr das, als er um 1910 zwischen Äußerer Sulzbacher Straße, Freytag- und Veilhofstraße ein Ensemble aus Mietshäusern plante.
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Besonders plagte den Architekten, dass viele Grundstückseigentümer wenig Interesse daran hatten, sich über die ansprechende äußere Gestaltung ihres Wohneigentums Gedanken zu machen. Vielleicht war das auch ganz gut so, denn der erfahrene Fachmann wusste wohl am besten, wie man mit kleinen Mitteln große Wirkung erzielt.
Beitters Bauten beeindrucken durch ihre fantasievollen Silhouetten und einfachen, aber wirkungsvollen Fassadenschmuck. Ihr Stil ist typisch für die so genannte „Reformarchitektur“ in Nürnberg vor dem Ersten Weltkrieg: Der traditionelle Sandstein wird nur noch sparsam eingesetzt, meist in den Erdgeschossen oder für die Bauzier. Stattdessen prägen Rau- und Feinputz im Wechsel die Fassaden. Die Formen erinnern an den Barock und Jugendstil. Die Rückführung der Bauteile auf ihre Grundformen ist ein Vorgeschmack auf das Bauhaus und die Neue Sachlichkeit der 1920er und 1930er Jahre.
Dem Mietshaus Riehlstraße 9, das am oberen Ende der Freytagstraße steht, verpasste Architekt Beitter einen mächtigen Giebel, der mit seinen geschwungenen Formen an die Barockzeit erinnert. Bis heute beeindruckt er als Blickfang, vor allem dann, wenn man vom unteren Ende der zum Wöhrder See hin abfallenden Straße nach Norden blickt.
Die Zeit ist nicht spurlos an Beitters Bauten vorübergegangen. Die Bomben des Zweiten Weltkriegs raubten vielen von ihnen ihre malerische Dachlandschaft, so auch dem Haus im Hintergrund links, das über dem erhaltenen Erdgeschoss neu aufgebaut werden musste. Hässliche ungeteilte Fenster, neue Haustüren aus Kunststoff und andere Geschmacklosigkeiten setzten das Drama fort. Einige Hausbesitzer haben aber auch versucht, an die alte Zeit anzuknüpfen und neue Giebel und Fenster an den Stil des Altbestandes angepasst – und das, wie wir finden, durchaus gelungen.
Spaziert man heute durch das Viertel, kann man den Charme der 1910er Jahre noch immer spüren. Ein paar Bauten haben die Zeiten so gut überstanden, dass sie in die Bayerische Denkmalliste aufgenommen wurden. Besonders hübsch ist das Haus Freytagstraße 11 aus dem Jahr 1910 (auf beiden Vorher-nachher-Bildern vorne links), das mit Ornament-Reliefs im Jugendstil und einem üppig begrünten Vorgarten aufwarten kann.
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