Wohnstadt auf dem Sandberg: „Du Blume aus dem Gemeindebau…“
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Boris Leuthold und Sebastian Gulden und Stefan Schwach
„… ohne dich wär’ dieser Bau so grau.“ Wäre Wolfgang Ambros Nürnberger, vielleicht wäre dann die Wohnanlage St. Johannis die Szenerie für sein bekanntes Liebeslied von 1977 geworden. Ganz so grau war und ist es rund um den Helenenhof jedoch nicht.
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Der Mangel an Wohnraum gehörte zu den größten Herausforderungen, denen Staat und Gemeinden in der Weimarer Republik gegenüberstanden. Viele Menschen aus den ärmeren Bevölkerungsschichten hausten unter unwürdigen Bedingungen; manch Berufstätiger vermietete sein Bett gar tagsüber an Fremde. Genossenschaften und gemeinnützige Unternehmen wie die Wohnungsbaugesellschaft Nürnberg (WBG) versuchten, durch großangelegte Neubauprojekte der Not Herr zu werden. Ihr Ziel war es, besonders Gering- und Mittelverdienern menschenwürdigen Wohnraum zu schaffen.
So verwundert es nicht, dass die Wohnanlage St. Johannis am Rande des traditionellen Arbeiterviertels Sandberg entstand. Die Bewohnerschaft war jedoch sehr durchmischt – unter den Mietern waren sowohl Arbeiter als auch kleine Beamte, Angestellte und Handwerker. 1925 begannen die Bauarbeiten nach Plänen von Architekt Konrad Sorg. Bis 1931 entstanden zwischen Westfriedhof und Pegnitzgrund über 1000 Wohnungen. Die gewaltige Anlage wurde zu einer „Stadt in der Stadt“ mit eigenen Erschließungsstraßen, Geschäften, Garten- und Spielflächen, Durchgängen und Höfen. Zu ihnen zählt der Helenenhof, der sein Gesicht seit 1927 auf den ersten Eindruck wenig verändert hat. Durch seine streng symmetrische Anlage mit Zaun und Torbogen erweckt er fast den Eindruck eines Adelsschlosses mit Ehrenhof und Seitenflügeln.
Heute steht die nach dem Krieg teilweise wiederaufgebaute Siedlung als Ensemble in der bayerischen Denkmalliste. In den letzten Jahren erhielten die Blöcke aus den 1920er Jahren eine Wärmedämmung, bei der man jedoch darauf achtete, dass die historische Gestaltung der Fassaden und die dort angebrachten Reliefs nicht mehr als nötig beeinträchtigt werden. Der kräftige Anstrich der Fassaden entspricht vermutlich dem Zustand der Bauzeit – und ist alles andere als grau.
Was uns das Bild noch erzählt
Das historische Foto von Christof Müller steht mit seiner monumentalen Ästhetik und den kräftigen Hell-Dunkel-Kontrasten ganz im Bann seiner Entstehungszeit. Es illustriert einen Artikel, den Architekt Konrad Sorg für die „Monographien deutscher Städte“ (Band XXIII, Berlin-Friedenau 1927) schrieb. Über sein im Entstehen begriffenes Werk berichtet Sorg dort nicht ohne Stolz: „Die Wohnungen der Gesellschaft erfreuen sich infolge ihrer Zweckmäßigkeit und ihrer Gediegenheit in der Ausführung bei allen Mietern großer Beliebtheit.“
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