Zwischen Ruinen: 1949 entsteht der erste Nachkriegsneubau der Altstadt
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Boris Leuthold und Sebastian Gulden und Stefan Schwach
Als noble Einkaufsmeile ist Nürnbergs Kaiserstraße beliebt und gut besucht. Für die Architektur der Bauten, die sie säumen, interessieren sich die wenigsten. Das hat gewiss auch damit zu tun, dass fast alle alten Häuser an der Straße den Bomben des Zweiten Weltkrieges zum Opfer fielen.
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Doch auch die Zeit des Wiederaufbaus hat uns hier einige bemerkenswerte Bauten hinterlassen: Das bedeutendste unter ihnen ist wohl das Haus Kaiserstraße 38. Wie ein kleines Schlösschen steht es auf einem hohen Sockel aus Sandstein. Seine ungewöhnliche Form verdankt es der Lage zwischen der Kaiserstraße und der um einige Meter tiefer liegenden Oberen Wörthstraße.
Stirnhäuser wie die Kaiserstraße 38 – also Gebäude, die an der Spitze eines Häuserblocks zwischen zwei Straßen stehen – genießen in Nürnberg seit jeher Beliebtheit, und sie wurden auch meist besonders auffällig gestaltet. Längst verschwunden, aber auf alten Ansichten lebendig, sind etwa das extrem schmale Grolandhaus (ehemals am Paniersplatz) und das prächtige Toplerhaus in der Oberen Söldnersgasse.
Beim Neubau der Kaiserstraße 38 Ende des 19. Jahrhunderts ließ sich der Architekt offensichtlich vom spätmittelalterlichen Toplerhaus anregen: Giebel, Zwerchhäuser und weitere Details sind bis ins Detail kopiert. Inhaber des Ladengeschäfts war das Bank- und Lotteriegeschäft Ludwig Müller & Co. Typisch für die Architektur der Gründerzeit sind die riesigen Schaufenster bis ins erste Obergeschoss.
1945 ging das prächtige Gebäude mit der gesamten Kaiserstraße im Bombenhagel unter. Doch schon 1949, als weite Teile Nürnbergs noch in Trümmern lagen, konnten die Mieter das neue Haus beziehen. Es war der erste Neubau, der in der Altstadt nach dem Krieg fertiggestellt wurde. Und es ist ein Beispiel dafür, wie einzelne Architekten und Bauherrn versuchten, das verlorene alte Nürnberg traditionsbewusst und doch in der Formensprache ihrer Zeit wiederaufzubauen. Gleichwohl hat Wilhelm Schlegtendals Entwurf für die neue Kaiserstraße 38 nur wenige Nachahmer gefunden. Später brachte man an der Fassade ein Hochrelief der römischen Schicksalsgöttin „Fortuna“ an, das Bildhauer Emil Zentgraf geschaffen hat. Es bleibt zu hoffen, dass Fortuna diesem besonderen Bauwerk Glück bringen und es erhalten möge. Immerhin steht es seit 2015 als eines von wenigen Wohn- und Geschäftshäusern in Nürnberg aus der Zeit des Wiederaufbaus in der Bayerischen Denkmalliste.
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