Warme Wannen für alle: Das Brausebad an der Schweiggerstraße
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Sebastian Gulden
Um 1900 waren Nürnbergs öffentliche Bäder Orte der Körperpflege und städtebauliche Fixpunkte mit prägnanter Architektur in einem. Ein schönes Beispiel dieser Symbiose ist das Brausebad in der Schweiggerstraße.
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Eine Wohnung ohne Balkon, das ist heute für viele Interessenten ein K.O.-Kriterium bei der Auswahl ihrer neuen Bleibe. Bis in die Nachkriegsjahre war das für die meisten Menschen ein Luxusproblem, das man nur mit Kopfschütteln quittierte – von der Zeit vor 100 Jahren ganz zu schweigen.
Damals war ein Badezimmer in der eigenen Wohnung fast prinzipiell Fehlanzeige, und auch das Klosett musste sich die Mehrzahl der Nürnbergerinnen und Nürnberger mit anderen Mietern teilen. Wo wir Heutigen bei der morgendlichen Dusche literweise Frischwasser in die Kanalisation pusten, war um 1900 werktags „Katzenwäsche“ angesagt. Kinder durften meist am Wochenende im warmen Badezuber daheim planschen. Wer nicht mehr in den Zuber passte, ging zur wöchentlichen Grundreinigung in eine der öffentlichen oder privaten Badeanstalten.
Baden außer Haus
Glockenhof und Bleiweiß waren um die vorletzte Jahrhundertwende erklärte Wohnviertel der „kleinen Leute“. Entsprechend groß war der Bedarf an öffentlichen Bädern. Da traf es sich, dass die Stadt Nürberg um 1901 das dreiecksförmige Grundstück an der Kreuzung von Harsdörfferplatz, Harsdörfferstraße, Wilhelm-Spaeth- und Schweiggerstraße erwerben konnte. Es lag an der Grenze zwischen den beiden Stadtteilen und war daher für den Bau einer öffentlichen Badeanstalt bestens geeignet.
Die Pläne für das Bad lagen zu diesem Zeitpunkt schon lange in der Schublade des Bauamtes, doch finanzielle Engpässe hatten die Ausführung bislang verhindert. Erst 1905 begann man unter Leitung des städtischen Ingenieurs Georg Kuhn mit dem Aushub. Dennoch mussten die Glockenhofer und Bleiweißer länger auf das warme Nass warten als geplant: Ein Streik der Bauarbeiter verzögerte die Fertigstellung um drei Monate, so dass erst im März 1907 die ersten Gäste in eine der zwölf Wannen und acht Brausen steigen konnten.
Das Brausebad hielt nicht nur Wohltaten für Körper und Gesundheit bereit. Es war und ist aufgrund seiner exponierten Lage ein wichtiger städtebaulicher Fixpunkt der Südstadt. Stadtbaurat Heinrich Wallraf ließ die Straßenfassaden des auf U-förmigem Grundriss errichteten Gebäudes aus Rotsandsteinquadern fügen (die Hofseite musste aus Kostengründen in Ziegelmauerwerk ausgeführt werden). Die zur Kreuzung gerichtete Fassade erhielt als besondere Auszeichnungen einen Schweifgiebel und einen mit gotischen Reliefs verzierten Kastenerker, an dessen Ädikula-Giebel im Stil der Renaissance die Jahreszahl „1906“ zu lesen ist.
Neben den Baderäumen im Erdgeschoss gab es schon zur Bauzeit zwei Ladengeschäfte; in den Obergeschossen hielt die Stadt günstige Wohnungen zur Vermietung bereit. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich das private Badezimmer mehr und mehr durchsetzte, brauchte man das öffentliche Brausebad nicht mehr, und seine Räume wurden einer Wohn- bzw. Gewerbenutzung zugeführt.
Postskriptum
Das 1913 vollendete „Volksbad“ am Plärrer war die größte und bekannteste Badeanstalt Nürnbergs. Kleinere städtische Bäder gab es zum Beispiel in der Angerstraße in Steinbühl, in der Maxfeldstraße in der Nordstadt, am Wöhrder, Frauen- und Spittlertor sowie am Geiersberg. August Haggenmüllers „Deutschherrnbad“ in Stadtteil Kleinweidenmühle gehörte zu den bekanntesten privaten Badeanstalten.
Neben dem Brausebad an der Schweiggerstraße ist jenes an der Frauenholzstraße in St. Johannis eines der wenigen, die zumindest äußerlich bis heute erhalten sind. Das 1913 erbaute „Johannisbad“ liegt ebenso wie jenes in der Schweiggerstraße auf einem dreieckigen Grundstück an der Kreuzung zweier Straßen, wurde im Gegensatz zu diesem aber im Stil des Neubarock gestaltet.
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