Prachtbau an der Schotterpiste: Das Haus Stephanstraße 12
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Boris Leuthold und Sebastian Gulden
Sankt Peter ist mehr als nur Durchgangsstation auf dem Weg zur Autobahn: Zwischen den beiden Peterskirchen, dem Friedhof und dem Zeltnerschloss harrt manch architektonischer Schatz seiner Entdeckung, so wie das Haus Stephanstraße 12.
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Sankt Peter ist einer jener Stadtteile, den die meisten Nürnberger nicht so richtig wahrnehmen, allenfalls, wenn sie mit dem Auto auf der Regensburger Straße gen Autobahn oder Innenstadt unterwegs sind. Dabei hat Sankt Peter, das – zugegebenermaßen sehr kurz –von 1818 bis 1825 sogar eine eigenständige Gemeinde war, einiges zu bieten: einen der letzten Handwerksbäckerbetriebe der Stadt etwa oder ein Spezialgeschäft für Stoffe aller Arten und Farben, und vor allem: viele architektonische Reize, die das Leben hier lebenswert machen.
Wie in allen stadtnahen Gebieten Nürnbergs schloss sich auch in Sankt Peter um 1900 die Bebauung rund um den Ortskern, den urigen Friedhof mit dem noch heute erhaltenen zierlichen alten Peterskirchlein aus dem 15. Jahrhundert. 1901 bekam diese mit der neuen Peterskirche an der Regensburger Straße eine große Schwester, die seitdem die Silhouette des Stadtviertels prägt.
Im neuen Sankt Peter
Die Stephanstraße, die man als Ost-West-Verkehrsachse zwischen Regensburger und Burgerstraße durch den Norden des Viertels gebrochen hatte, erhielt 1902 ihren Namen. Der Hintergrund der Namensgebung ist denkbar banal – ein beliebter Jungenname machte das Rennen. Bis ihre Seiten mit Wohnhäusern bebaut waren, dauerte es aber noch ein paar Jahre.
Im Jahr 1908 konnten die ersten Familien ihr neues Heim im Haus mit der Nr. 12 beziehen. Architekt Johann Hertlein, der in Nürnberg zahlreiche Bauprojekte umsetzte und auch am Bau der Kunstvilla in der Blumenstraße beteiligt war, zeichnete für die Planung verantwortlich. Auch die Häuser Stephanstraße 16, 18, 21 und 23 stammen von seinem Reißbrett.
Hertlein gestaltete die aus verschiedenen Sandsteinarten gefügte Straßenfassade des Hauses im oberen Teil streng symmetrisch mit zwei breiten Kastenerkern und Halbkreisgiebeln, die die eckseitigen Fensterachsen betonen. Blendfelder, Pilaster und Reliefs mit abstraktem und floralem Ornament im Jugendstil beleben die Front.
Gehobenes Klientel
Eigentümer des Anwesens war der Metzgermeister Hans Friedrich. Wer ganz genau hinsieht, kann im Schaufenster seines Ladens im Erdgeschoss einen Kunstblumenstrauß in einer Vase und darüber aufgehängte Würstl erkennen. Dem Umsatz der Metzgerei hat diese etwas hemdsärmelige, aber irgendwie auch sehr rührige Dekorationskunst offenbar keinen Abbruch getan, immerhin konnten sich die Friedrichs schon um 1910 leisten, woran die meisten Nürnbergerinnen und Nürnberger nicht mal im Traum zu denken wagten: einen eigenen Telefonanschluss, erkennbar an dem Masten auf dem Dach.
Auch die Klientel der Mieter gehörte der (gehobenen) Mittelschicht an. 1925 waren unter ihnen der stellvertretende Direktor Friedrich Lohbeck, der pensionierte Oberpostsekretär August Pfeiffer, Studienprofessor Anton Distler aus Neuburg an der Donau, der an der Kreisoberrealschule I (dem heutigen Albrecht-Dürer-Gymnasium) Mathematik und Physik lehrte sowie ein gewisser Robert Warzecha. Dieser war um 1899 aus dem oberschlesischen Poppelau (heute Popielów) nach Nürnberg eingewandert und betrieb im Hinterhaus eine Kunstschreinerei.
Als das Bild aufgenommen wurde, war die Stephanstraße noch geschottert. Leiterwagen wie jener im Vordergrund waren das bevorzugte Transportmittel für Straßenhändler und Fuhrunternehmer. Heute sind die Stephanstraße und ihre Gehsteige freilich geteert und gepflastert. Das heute unter Denkmalschutz stehende Haus mit der Nr. 12 aber hat sich mit nur wenigen Veränderungen – etwa neuen Fenstern und Türen – in unsere Zeit hinüberretten können. An Stelle der Trockenblumen und Würstl preist heute im Schaufenster eine Änderungsschneiderei ihre Dienste an, und in Meister Warzechas Schreinerei im Hinterhof werden nun Strandkörbe feilgeboten.
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