Audioguideme – Die Stadt als Hörspiel
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Benjamin Jungert
Mobile Hörspiele kennen wir längst, auch einen Audioguide hat fast jeder schon in einem Museum am Ohr gehabt. Dass gute Geschichten fesseln können, ist für die Gründer von Audioguideme aus Hamburg Grundvoraussetzung für ihr Start-Up. Und hier ist der interessante Ansatz: Die App möchte – möglichst weltweit – die besten Audio-Stories bündeln und darüber hinaus dem User Platz für eigene Erzählungen lassen. Mitgründer Hannes Wirtz sprach mit mir über die Geschichte hinter der Geschichten-App (Android / iPhone).
Partner > Artikel > Kultur
Craftplaces - Finde Foodtrucks in deiner Nähe.
Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach - Craftplaces ist die führende Plattform um mobil agierende Unternehmen wie z.B. Foodtrucks zu finden und für Caterings zu buchen. Alle Foodtrucks. Alle Foodtruck-Termine. Alle Foodtruck-Standorte. Rund-um-Catering.
Hannes, berichte doch bitte von der Idee hinter Audioguideme und der Anfangsphase eures Start-Ups
Die allererste Version der App ist im März 2013 online gegangen. Wir drei Gründer (neben Hannes sind das Paul Bekedorf und Christoph Tank, Anm. d. Verf.) sind allerdings keine Entwickler und mussten dementsprechend erst mal Mitarbeiter gewinnen. Wir fanden die Grundidee spannend: Man steht vor einem Objekt – einer Statue z.B. oder einem Denkmal –, betrachtet es und erhält dazu Informationen über die Ohren. Man ist etwa vor dem Brandenburger Tor und hört sich die Geschichte, die dahinter steckt, an. In Museen oder in verschiedenen Städten gibt es diesen Service bereits. Wir haben ziemlich früh mit Hörbuchverlagen gesprochen, die auf ihren Webseiten Ausschnitte ihrer Hörbücher anbieten, die im Rahmen einer fiktiven Handlung an realen Orten spielen. Das fanden wir auch passend für unser Vorhaben. Unsere Vision ist es, zu jedem Ort die dazu gehörende Geschichte anzubieten. Dieses Ziel ist auf jeden Fall ambitioniert und der Weg dort hin noch weit.
Zu Beginn haben wir leider die Stories erst dann freigegeben, wenn man sich auch tatsächlich in der Nähe des Ortes befand. Darunter litt aber der Spaßfaktor, denn von zu Hause konnte niemand etwas hören. Das haben wir aber schnell geändert und so konnten wir dann auch mit Reisebloggern zusammen arbeiten. Wir kooperieren u.a. auch mit Greenpeace, die eine Audio-Reportage über Fukushima erstellt haben. Auf diese Weise können sich die User über diesen Ort informieren ohne selbst am Reaktor zu stehen.
Mit der Android-Version unserer App kam auch eine Art 2.0 unseres Angebots raus. Wir haben eine neue Oberfläche entworfen, mit der wir den German Design Award gewonnen haben. Zusätzlich kann man über ein Webseiten-Widget Inhalte, die man über die App bereits hören kann, auf Pages einbinden. Momentan gibt es nur eine deutschsprachige Version, wir haben aber schon Anfragen von englischsprachigen Entwicklern. Auch wollen wir bereits vorhandenen Content in weiteren Sprache anbieten.
Welche Rolle kann der User bei Audioguideme einnehmen?
Der Nutzer kann selber – via GeoFencing - zur Erweiterung der Plattform beitragen. Er kann Audio-Informationen zu Orten einsprechen, wenn er etwas Besonderes dazu beizutragen hat.
Wie ist das Verhältnis von User- und Fremd-Content?
Etwa ein Drittel stammt von den Nutzern, der Rest von anderen Anbietern.
Wie sichert ihr die Qualität der User-Beiträge?
Noch haben wir die Möglichkeit, alle Beiträge selbst zu prüfen. Das Ziel ist ja, weitaus mehr User-Inhalt zu haben als jetzt. Irgendwann kommt dann sicher der Punkt, an dem wir das nicht mehr selber prüfen können. Wir möchten dann gerne die Community dazu einsetzen, um diese Beiträge zu bewerten.
Wie lang hören die Leute eigentlich zu?
Es gibt zwei Szenarien, wie Leute unsere App nutzen: Zum einen spontan und mobil vor Ort und zum anderen zu Hause vom Sofa aus. So kann man Audioguideme als Hörspiel nutzen und sich vielleicht eine längere Reisebeschreibung anhören, die auch schon mal eine Stunde dauern kann. Ganz aktuell haben wir ein positives Feedback von sehbehinderten Menschen bekommen, denen wir damit ein gutes akustisches Produkt anbieten, auch wenn wir uns darüber noch viel mehr Gedanken machen müssen.
Deine Lieblingsstory eines Users?
Wir haben in Hamburg eine sympathische Dame kennengelernt, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle Brücken der Stadt auf ihrem Blog vorzustellen. Das fanden wir sehr interessant - sie hat dann begonnen, ihre Geschichten einzusprechen. Eine andere Geschichte stammt von einem Nutzer, der die Klospülung im Festsaal Kreuzberg in Berlin aufgenommen hat. Kurz darauf ist der Saal abgebrannt und nun ist die Spülung eine schöne Audio-Reminiszenz auf unserer App.
Wie finanziert ihr Euch?
Wir möchten unsere Plattform auf jeden Fall werbefrei halten. Wir fühlen uns selbst von Bannerwerbung belästigt. Es soll ein Ort für kreativen Austausch, für interessante Reiseberichte und Anekdoten aus der Nachbarschaft entstehen. Diese Vielfalt gibt auch Unternehmen und Institutionen verschiedenster Art die Möglichkeit, an ausgewählten Orten auf ihre Arbeit hinzuweisen und ihre Geschichten zu erzählen. Das sind seit einiger Zeit zum Beispiel Hörbuchverlage, die Auszüge aktueller Titel an den Handlungsorten veröffentlichen oder auch Tourismus-Organisationen, denen wir auf diese Weise eine einfache mobile Distribution ihrer Inhalte anbieten. Für das Einstellen und Hosting dieser Inhalte berechnen wir dann eine geringe Gebühr. Natürlich stehen wir damit noch relativ am Anfang, aber in Kombination mit unserer neuen Webanwendung konnten wir bereits jetzt einige größere Kunden gewinnen.
Wie wollt ihr in Zukunft mehr Geschichten sammeln?
Wir wollen mit vielen Radiosendern Programmaktionen durchführen: So kann der Sender zum Beispiel dazu aufrufen, seinen Lieblingsort in der Stadt vorzustellen und über einen Hashtag hochzuladen.
Am Ende bleibt mir eigentlich nur zu wünschen, dass die Macher ihr sehr hoch gestecktes Ziel, nämlich die Welt mit guten Geschichten zu bepinnen, auch weiterhin als Ansporn sehen. Wer sich die App in Nürnberg lädt, findet hier übrigens gleich viele Podcasts von Nürnberg und so und Heikes Stadtgeflüster.