T-estimonials sind auch nur Menschen
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Markus Wolf
Es war einmal ein Sportler, der mit viel Talent und Ehrgeiz gesegnet war. Sein athletischer Körperbau half ihm dazu, Höchstleistungen zu vollbringen. Er war es gewohnt zu siegen, meistens gewann er dort, wo er auftauchte. Seine erste Teilnahme an dem renommiertesten Sportereignis in dieser Disziplin führte ihn auf das Podest, fast ganz oben hin. Ein Jahr später, am 27.Juli 1997 hatte er es geschafft, er siegte. Es waren unbeschreibliche Freuden, die er die nächste Zeit durchlebte. Gekrönt wurde sein Erfolg noch mit der Ehrung zum Sportler des Jahres 1997.
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Glanz und Gloria
So weit die eine Seite der Medaille. Erfolg führt zu Begehren. Man wird umworben, erhält Ehrungen am laufenden Band und wird überall hoch geschätzt. Die Werbebranche liegt einem zu Füßen und man kann sich die Werbeverträge aussuchen. Es wird aber schwierig, mit dem Erfolg umzugehen, die Komplexität der Ereignisse übersteigt die eigenen Fähigkeiten, da hilft einem das Talent oder der athletische Körper nicht mehr weiter, wenn es um Verträge und Geschäftsbedingungen geht. Es beginnt die Zeit, in der man sich in Bereichen bewegt, die man nicht mehr versteht und man ist auf andere angewiesen, neue „Freunde“, die nur das Beste für einen wollen.
Tschakka
Irgendwann muss man sich dann aber doch wieder mit dem Sport beschäftigen, der einen diesen Erfolg beschert hat. Das Training fällt schwerer, die Motivation ist nicht mehr die selbe, aber man ist doch ein Volksheld. Man kann nicht verlieren. „Du kannst alles schaffen, du musst nur wollen“ Tschakka. Die ersten sportlichen Wettkämpfe laufen nicht mehr so gut, schon bröckelt der Lack von der glänzenden Fassade. Man muss erklären, warum es jetzt nicht mehr so gut läuft, aber es wird nicht besser. Alle Energie konzentriert man jetzt auf das jährlich renommierteste Sportereignis und schafft dort den zweiten Platz, keine Wiederholung des Erfolges, aber immerhin. Es wird immer schwerer, Höchstleistungen abzurufen, das sehen auch die Werbepartner und sie drängen einen, noch härter an sich zu arbeiten. Vielleicht war das der Punkt, vielleicht war er auch schon viel früher, an dem man begann, dem Erfolgsdruck nicht mehr standhalten zu können. Jetzt war jedes Mittel recht und Mittel ist in diesem Fall wörtlich zu verstehen. Ungehemmt, allen Unkenrufen zum Trotz will man es noch einmal schaffen. Es läuft gut, sehr gut, trotz unvorhergesehenen Ereignissen schafft man es nach Jahren wieder bei dem renommiertesten Sportereignis auf das Podest, fast ganz oben hin. Der Druck der Öffentlichkeit, der Medien, der Werbepartner lässt für kurze Zeit nach, um nach einiger Zeit mit voller Wucht zurückzuschlagen.
“Mann ohne Mumm”
Am 13.02.2012 kann man in der Frankfurter Allgemeinen im Sportteil lesen „Mann ohne Mumm“ und die Bild Zeitung titelt am 09.02.2012 sogar „Wurde auch Zeit, Ullrich gibt Doping zu, muss er jetzt Millionen zurückzahlen?“.
HALT. STOP. Bevor jetzt noch der ein oder andere auf die Idee kommt, ich verharmlose Doping oder ich würde es sogar gutheißen – mitnichten. Ich wurde nur aufgeschreckt durch die mediale Hetzjagd gegenüber einem ehemaligen Star und Sportler des Jahres. Aber der Subtitel weckte dann doch meine Aufmerksamkeit: „Muss er jetzt Millionen zurückzahlen?“. Was bedeutet das denn? Es wurden Werbeverträge geschlossen, die Regressforderungen zulassen, sollte sich herausstellen, dass der eine Vertragspartner unerlaubte „Hilfe“ in Anspruch genommen hat.
So lange die Erfolge andauerten interessierte das keinen, man verdiente gut an diesen Verträgen – sehr gut. Die Verkäufe gingen nach oben und die Leistung wurde erbracht – von beiden Seiten. Jetzt, Jahre nach diesem Erfolg hat der Vertragspartner keinen Wert mehr. Kann es sogar sein, dass Jan Ullrich eben diese Regresszahlungen leisten muss, die in Verträgen stehen, welche ihm damals „Freunde“ empfohlen haben?
Oder auf eine andere Weise aufgedrückt, ein Unternehmen erwirtschaftet mit Hilfe eines Partners Gewinn (die Einnahmen sind um ein vielfaches höher, als die Ausgaben). Jetzt, Jahre nach diesen Gewinnen möchte man Gelder zurück haben, die man diesem Partner gezahlt hat, obwohl man damals sehr gut verdient hat. Der Partner ist am Ende. Er hat aus sich alles herausgeholt, was möglich war. Dafür war ihm jedes Mittel recht. Und der Lohn dafür ist nichts? Gar nichts?
Hat dieses Prinzip vielleicht Methode? Wenn man andere Stars und Sternchen ansieht, kann man sehr viele Parallelen erkennen. Nur die wenigsten sind sich selbst treu geblieben und konnten dank wirklich guter Freunde einen nachhaltigen Erfolg erzielen.
In einer Zeit, in der jeder davon träumt ein Star zu werden und viele alles dafür in Erwägung ziehen, sollte man sich doch auch einmal die Kehrseite der Medaille vor Augen halten. Dieser Wahn nach Starkult ist für die allermeisten nur von kurzer Dauer und man ist selbst als Star, wie auch als Werbetreibender besser damit bedient, sich auf Nachhaltigkeit zu besinnen – gelungene Beispiele gibt es ja einige, an denen man sich orientieren kann.
Danke Thomas für die Gummibärchen – Live long and prosper!