Ein ungleiches Paar - 50er Jahre Interpretation des Theaterstücks
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Daniel Bendl mit Bildergalerie
Wenn zwei junge spanische Herren aus einem der oberen Stockwerke herunter kommen und einer Trivial-Pursuit-spielenden Runde gackernder Damen eine Kristallschale voller Sturmsäcke mitbringen, gerät das Publikum Langenzenner Grauen Wolf kurz ins stutzen. Bis eine der Spielerinnen den adrett gekleideten Südeuropäer korrigiert und ihn aufklärt, dass es sich anstatt von Sturmsäcken um Windbeutel handelt. Das Theaterpublikum dankt es mit schallendem Gelächter.
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Eine kleines Beispiel für die Situationskomik dieses 1965 in New York uraufgeführten Theaterstücks. Der erfolgreiche Bühnen-Autor Neil Simon schuf mit „The Odd Couple“ (Originaltitel) die äußerst unterhaltsame Basis für die Interpretation der Klosterhofspiele Langenzenn. Unter Regie von Sonja Soydan (bekannt für die Kindertheaterstücke in der Freilichtsaison) und Susanne Laurenti-Tauber kommt es zu einer wesentlichen Umkehrung gegenüber dem Originalstück. Sitzen bei Neil Simon noch sechs Männer bei einer Pokerrunde, lassen die Langenzenner sechs Damen in einem Wohnzimmer zu einem wöchentlichen Spieleabend zusammen treffen.
Handlungsstrang ist das aus den Fugen geratene Leben der sauberkeitsfanatischen Margit. Von ihrem Mann nach zehn Ehejahren verlassen wird sie von ihrer besten Freundin Sophie aufgenommen und wirbelt nicht nur Staub auf, sondern auch das Leben ihrer Gastgeberin kräftig durcheinander. Immer wieder dienen die regelmäßigen Spieltreffs für weniger Spiel und umso mehr Tratsch der sechs Frauen. Unterbrochen wird dieses erheiternde Beisammensein durch Anrufe der Ehegatten oder durch den Herrenabend, den die einsame Sophie aus weiblichen Lustgefühlen heraus plante und die deprimierte Margit in einem Anfall einer traurigen Herzausschüttung beendet.
In der Festhalle des Gasthofs Grauer Wolf erinnert bei meiner Ankunft alles an Volksfeststimmung. Lange Tischreihen, zünftige Speisen und viele Getränke sorgen für gute Stimmung in der vollbesetzten Lokalität. Nicht viel erinnert an den bevorstehenden Theaterabend. Wäre da nicht die liebevoll hergerichtete Theaterbühne am anderen Ende. Im Stil der 50er Jahre wurde das Stück inszeniert. Das zeigen die gepolsterten Armlehnensessel, der hölzerne Tisch, das Schränkchen mit Plattenspieler. An meinem Sitzplatz lerne ich die Familie kennen, die diese Fundus dem eigenen Heim entrissen und der Schauspielgruppe zur Verfügung gestellt hat. Schön, dass es noch Menschen gibt, die bei der Wahl ihres Mobiliars schwedische Einrichtungsketten umschiffen. Von den Accessoires bis hin zu den Kleidern der Damen fühlt man sich in die 50er Jahre zurück versetzt. Am Ende wundert man sich, wie schnell die Zeit an diesem Theaterabend verflog. Aber das ist ja immer so, wenn man sich wohl und gut unterhalten fühlte.