Nah an Nürnberg, fern von Hektik: Wandern im Naturpark Altmühltal
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Lisa Schürmann
Nur eine Zugstunde von Nürnberg entfernt wartet mit der Region Altmühltal ein Eldorado der Entschleunigung auf alle mehr oder weniger gestressten Metropolregion-Bewohner. Die recht guten Zug- und Busanbindungen und die abwechslungsreiche Natur machen die Region zwischen Gunzenhausen und Kelheim zum idealen Urlaubsziel.
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Ob man ein Stück des Panoramawegs wandert und dabei die Aussicht genießt, auf dem Fahrrad an Kalksteinfelsen, Burgen und Wäldern vorbeizieht, sich im Kanu gemächlich treiben lässt oder eine der Bootsrutschen hinunter flitzt: Langeweile kommt nicht auf.
Trotz der bundesweiten Bekanntheit der Region und der gut ausgebauten touristischen Infrastruktur habe ich das Altmühltal dennoch nie überlaufen erlebt. Dafür sorgen wohl die Weitläufigkeit der Gegend und die Tatsache, dass es abseits der Rad- und Wanderwege sehr geruhsam – wenn nicht manchmal gar verschlafen – zugeht.
„Ausgezeichnet“ – und das zu Recht!
Da aus beruflichen Gründen dieses Jahr kein Sommerurlaub drin ist, sollte es für meinen Freund und mich Anfang Juli zumindest für ein langes Wochenende in die Natur gehen. Unsere Wahl fiel auf den rund 200 Kilometer langen Altmühltal-Panoramaweg. Die Region kannte ich bereits von einer Drei-Tage-Radtour auf dem Altmühltal-Radweg. Nun wollten wir ein paar Etappen des Panoramaweges an drei Tagen erwandern – mit viel Ruhe und genug Zeit zum „links und rechts gucken“.
Der Altmühltal-Panoramaweg ist noch jung, er wurde erst Ende 2005 offiziell freigegeben. Neben 12 weiteren Fernwanderwegen wurde er vom Magazin „Top Trails of Germany“ zu den „schönsten Weitwanderwegen Deutschlands“ gekürt. Was immer man von Rankings und „schönster, bester, tollster“-Prädikaten halten mag, der Titel ist meiner Meinung nach durchaus verdient.
Natur pur und immer wieder Schmetterlinge
Allein auf der Strecke zwischen Pappenheim und Eichstätt beeindruckte uns die abwechslungsreiche Natur mit imposanten Felsformationen wie den 12 Aposteln bei Solnhofen, weiten Weizenfeldern, tiefgrünen Wäldern und vor allem Wiesen mit Wegwarte, Wacholder und Bienkraut sowie unzähligen Schmetterlingsarten.
Die besagten Schmetterlinge begegnen einem in Werbeprospekten, Speisekarten und als Hausverzierung überall auf dem Weg. Umso schöner, dass es sich dabei nicht nur um einen „Werbegag“ handelt.
„Slow Food“ für hungrige Wanderer
Der Altmühltal-Panoramaweg ist durchgängig gut ausgeschildert und trotz ein paar steilerer Anstiege angenehm zu laufen. Familien mit kleineren Kindern würde ich ihn allerdings nicht empfehlen, denn stellenweise ist durchaus Trittsicherheit gefragt. In den kleinen Städtchen und Dörfern laden zahlreiche Gasthöfe und Bauernhofcafés zum Verweilen ein.
Wir ließen es uns auf persönliche Empfehlung hin u.a. in der Pappenheimer „Sonne“ schmecken. Das seit einigen Jahren von Stefanie und Sven Glück geführte Gasthaus ist in der Region für seine ausgezeichnete fränkische Slow-Food-Küche bekannt.
Abwechslung am Wegesrand: Von Archaeopteryx bis Wasserrutsche
Es empfiehlt sich, für die Tagesetappen der Wanderung eher ein paar Kilometer weniger einzuplanen. Schließlich gibt es jenseits des Weges viel zu entdecken! Archaeopteryx: Der Urvogel mit dem schwer aussprechbaren Namen grüßt in Solnhofen von zahlreichen Hinweisschildern und aus gefühlt jedem zweiten Vorgarten. Mit seinen Merkmalen eines Sauriers sowie moderner Vögel gilt er als „Bindeglied der Evolution“. Im Jahr 1860 wurde das spektakuläre Fossil in Solnhofen entdeckt. Damals eine Sensation. Heute lädt die Solnhofener „Welt in Stein“ zur Reise in die Urzeit.
Das Klirren von Hammer und Meißel ist zu hören, wenn man auf den Höhen des Panoramaweges gen Eichstätt wandert. Im Fossiliensteinbruch des Museums Bergér können Groß und Klein auf Fossiliensuche gehen. Bewacht werden sie dabei von der gewaltigen Figur eines Raubsauriers. In dessen Schatten spielen die kleineren Kinder auf dem Spielplatz oder picknicken die Begleitpersonen; mit fantastischem Blick auf ihre Lieben, die – zum Glück nur für ein, zwei Stunden – im Steinbruch schuften müssen.
Das Werkzeug kann am kleinen Kiosk des Fossiliensteinbruchs ausgeliehen werden. Zwar gibt es auch Waschgelegenheiten, doch ist zu älterer Kleidung und festem Schuhwerk zu raten. Wir treffen bei unserem Besuch zahlreiche stolze Fossilensucher – mit staubigen Schuhen und lehmiger Kleidung.
Wer nach dem vielen Stein Lust auf einen Elementen-Wechsel verspürt, der kann ein Stück der Route auch auf dem Wasser zurück legen. Nachdem wir bereits am Nachmittag unser Etappenziel Dollnstein erreichten mieteten wir dort bei Gegg‘s Bootsverleih ein Kanu und ließen uns zurück nach Altendorf bringen. Die knapp sieben Kilometer bis Dollnstein bieten neben Vogelgezwitscher, Wassergeplätscher und toller Aussicht auf Felsen auch zwei schnelle Bootsrutschen.
„Etappe für Etappe“ oder Tagestour
Die Verantwortlichen des Naturparks Altmühltal haben den Panoramaweg in 15 Etappen unterteilt, die je nach Kondition erwandert werden können. Hier bieten sich entweder eine bis anderthalb Wochen Urlaub an. Oder aber man erwandert sich die Strecken – wie wir – nach und nach an mehreren langen Wochenenden, vielleicht sogar zu unterschiedlichen Jahreszeiten.
Eine Unterkunft zu finden ist nicht schwer: Neben Ferienwohnungen, Hotels, Campingplätzen und Jugendherberge gibt es schier unendlich viele Privatpensionen. Für wenig Geld bieten sie nicht immer, aber sehr oft, einen überzeugenden Service, leckeres Frühstück und individuellen Charme. In der Hauptsaison empfiehlt es sich, zu reservieren, denn sonst hängt man bei eher mäßigem Empfang unnötig lange am Smartphone.
Wer nicht gerne mit Gepäck wandert oder nach mehreren Tagen Knieprobleme bekommt kann stattdessen auch eine Tageswanderung in Angriff nehmen. Hier gibt es unterschiedlichste Varianten für alle Schwierigkeitsgrade; empfehlenswert sind z.B. die 16 Schlaufenwege direkt am Altmühltal-Panoramaweg.
Wofür auch immer man sich entscheidet, ein Besuch im Altmühltal ist definitiv eine gute Wahl.