Weiß-blaues SAT.1: Wie viel Franken gehört ins bayerische Fernsehen?
Aktualisiert am 27. Juli 2014 von Daniel Bendl
Wenn bei Wolfratshausen ein Fahrrad umfällt, dann interessiert das den Franken so, wie wenn in China…. na ihr wisst schon wie es weiter geht. Mit dem umfallenden Fahrrad beginnt ein neuer Werbespot für das bayerische Regionalmagazin 'SAT.1 Bayern' des Senders aus München. Ein durchaus sympathischer 30-Sekünder mit einem überraschenden Hauptdarsteller. Für den Werbespot hat sich niemand Geringeres als der ehemalige Ministerpräsident Edmund Stoiber mit Konterfei und sogar Körpereinsatz eingebracht.
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Die Geschichte ist schnell erzählt: Vor weiß-blauem Himmel fällt auf einer von Löwenzahn und Mohnblumen gesäumten bayerischen Landstraße besagtes Fahrrad um. Kurz schimpft Stoiber über den missglückten Versuch das Fahrrad zu reparieren und säubert seine Hände mit einem weiß-blauen Taschentuch. Zwei junge Männer im Reggae-beschallten Bully nehmen den trampenden Alt-Landesvater mit nach Wolfratshausen. Beim Aufladen des Fahrrads auf das Dach des ökogrünen Kulttransporters nimmt Stoiber Bezug auf seine berühmte 10-Minuten-Hauptbahnhof-Flughafen-Rede und sich selbst somit liebenswürdig auf die Schippe. Szenenwechsel. Der ehemals bayerische Landesherr plumpst auf das heimische Sofa und schaltet erleichtert den Fernseher an, um sich das hier beworbene Fernseh-Regionalmagazin anzusehen. Der Werbespot endet mit der Einblendung des sonst bunten und hier weiß-blauen SAT.1 Balls vor weiß-blauer Flagge.
Ich selbst schaue so gut wie kein Fernsehen. So wenig wie ich Zeitung lese. Meinen Informationsbedarf (ob global oder regional) decke ich vorwiegend mit Online-Medien. Auch wäre ich um 17.30 Uhr noch gar nicht zu Hause. Die Masse der fernsehenden Bevölkerung scheint sich jedoch zur Sendezeit auf diesem Wege informieren zu wollen. Die Frage, die ich mir stelle: Welcher Fernsehzuschauer aus Franken fühlt sich vom Werbespot angesprochen? Sicherlich, der Spot ist kurzweilig, da unterhaltsam. Aber es ist nicht übersehbar, dass die Macher des Spots einen Faible für die bayerischen Landesfarben weiß und blau haben. Moment. Alles weiß und blau. Wo bleibt das Rot und Weiß? Wo ist der fränkische Rechen? So oder so ähnlich mag es dem Einen oder Anderen im fränkischen Norden von Bayern bewusst oder unbewusst durch den Kopf gehen.
Als Jemand, der weder in Franken noch in Bayern geboren ist, ist mir dieser alte Kulturkampf nicht in die Wiege gelegt worden. Jedoch ist mir als Zugereister diese Tatsache auch nicht verborgen geblieben. Doch was heißt das für die bayerische Fernsehlandschaft? Hört man sich bei denen, die in Franken fernsehen um, scheint dem fränkischen Teil Bayerns nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit geschenkt zu werden. Wir haben zwar mit 'Franken Fernsehen' einen eigenen Kanal, aber der geneigte Röhrengucker erwartet wohl auch bei den Privaten und Öffentlich-Rechtlichen regionale Informationen. Selbst dem Bayerischen Rundfunk wurde schon vorgeworfen Franken nicht genug Beachtung zukommen zu lassen. Meiner Meinung nach erwarten Fernsehzuschauer zu Recht auch regionale Informationen. Denn schließlich haben auch Fernsehsender einen Bildungsauftrag und zu dem gehört mehr als Castings mit Bohlen oder Resteverwertung angeblich Prominenter im australischen Dschungel.
Auch wenn ich mir das Regionalmagazin Bayern von SAT.1 nicht angesehen habe, so habe ich mich zumindest auf deren Website über das Programmangebot informiert. Der Wiedererkennungseffekt zum Werbespot mit Edmund Stoiber ist eindeutig gegeben: Der Internetauftritt von SAT.1 Bayern ist weiß-blau. Doch wer eine ignorante Haltung der Fernsehmacher gegenüber Franken vermutet, der urteilt voreilig. Neben den Top-Meldungen prangt allgegenwärtig eine Karte mit allen Regierungsbezirken Bayerns. Darüber gelangt man zu den jeweiligen Themenseiten und es finden sich tatsächlich Beiträge aus den einzelnen bayerischen Landesteilen. Ein Klick in "Mittelfranken" führte mich zu der Erkenntnis, dass selbst aktuelle Themen wie Quelle-Gelände, Bombenfund oder eben auch Klassiker wie Nürnberger Lebkuchen auf dem Programm von SAT.1 Bayern stehen.
Über den zeitlichen Anteil fränkischer Themen im bayerischen Regionalmagazin kann ich nichts sagen. Vielleicht bekommen aber ja die Franken in SAT.1 Bayern die 10 Minuten, auf die Edmund Stoiber sich selbst nicht zu ernst nehmend anspielt.
Wie seht ihr das? Schaut ihr bayerisches Regionalfernsehen? Wünscht ihr euch mehr Inhalte aus Franken? Gibt es eine Gleichberechtigung für fränkische Inhalte? Schreibt es doch unten in die Kommentare oder auch gern bei Facebook.