Winterblue(s). Ein letztes Mal...
Aktualisiert am 04. Februar 2019 von Peter Budig und Ina Niederlich mit Bildergalerie
Eine letzte Wohnmobil-Nacht gönnen wir uns. Zum Abschied. Von Italien. Von Espresso Doppio, Pizza, Pasta, Rotwein. Von großen Städten, ländlicher Idylle, einsamen Sandstränden, felsigen Buchten, dschungelartigen Wäldern. Vom südländischen Lebensgefühl. Von der Freiheit, sich treiben zu lassen, dort anzuhalten, wo es schön ist. Vom Globebus.
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Ausgesucht haben wir dafür die Seiser Alm im Luftkurort Völs am Schlern, mitten in den Dolomiten, den Südtiroler Hausbergen. Über steile Straßen geht es nach oben. Um uns nur Dunkelheit. Zum Glück! Hätte ich gesehen, an welchen Abgründen ich das treue Reisemobil vorbei manövriere – ich wäre auf der Stelle stehen geblieben. Und mein Herz dazu! Peter übernimmt am nächsten Morgen das Steuer. Auf dem Beifahrersitz fühle ich mich ein kleines bisschen wie in der Achterbahn. Wer auf dem Nürnberger Volksfest einmal in der „Wilden Maus" gesessen ist, weiß, was ich meine.
Dem Himmel ganz nah
Zurück zum Campingplatz, auf dem Erholungsuchende ganzjährig Unterkunft finden: Hier gibt's alles, was das Camper-Herz begehrt. Peter: „Wie wohnen im Hotel.“ Versprochen wird auf der Homepage „4-Sterne-Camping in traumhafter 5-Sterne-Umgebung“. Das ist nicht übertrieben. Einzigartig ist der Blick auf die gewaltigen grauen Berghänge, das schneegezuckerte Schlernmassiv, UNESO Weltnaturerbe. In 950 Metern Höhe – der Himmel zum Greifen nahe – verbringen auch viele andere Wohnmobilfans ihren Urlaub. Darunter einige Deutsche. Und, Peter freut's, ein Paar mit Hund aus Fürth. Die Welt is a Dorf!
Das Waschhaus, „Dolomiten Bad“ genannt, gleicht einem Wellness-Tempel. Gut beheizt (Fußbodenheizung!), wohl duftend, geräumig. Sogar ein Mädchentraum wird erfüllt. Ein eigener Schmink- und Frisierraum. Spiegel an allen Wänden, kleine Hocker, Föhn, Ablagefläche für Puder, Make-up und Wimperntusche, in der Mitte ein leise plätschernder Zierbrunnen. Und es gibt Haken! Für Handtuch, Kleidung, Waschbeutel – Haken in Hülle und Fülle. Das ist was Wert! Anderorts mussten wir mit rostigen Rohren, Türklinken, Heizungsreglern oder dreckigen Fußböden vorlieb nehmen. Wo hängen Italiener beim Campingduschen ihre Sachen hin?
Um die Reise gebührend abzuschließen, genießen wir ein letztes Abendessen im Restaurant. „Zur Quelle“ heißt das modern-bäuerlich eingerichtete, runde tiroler Kuppen-Stüberl, das zum Campingplatz gehört. Der Rotwein aus dem Fass wird zusammen mit einer Karaffe hauseigenem Quellwasser serviert. Wir entscheiden uns für die Südtiroler-Käseplatte, im Hauptgang dann Spinatroulade auf Tomaten. Ein Gedicht! Nur Budig soddert: Er hat „die letzten 500 Kilometer von Tiroler Schlutzkrapfen geträumt – die gab’s nicht. Trotzdem: diese Spinatroulade, „meine Verehrung“ an den Koch!
Bummeln in Bozen
Früh verlassen wir am nächsten Morgen unsere Betten. Vor der Heimreise haben wir noch ein letztes Ziel: Bozen, die Landeshauptstadt von Südtirol. 28,50 Euro hat uns die Nacht gekostet – nicht viel für „4-Sterne-Camping in 5-Sterne-Umgebung“. Der freundliche junge Mann an der Rezeption, der ein ganz entzückendes Südtiroler-Deutsch spricht, erlässt uns die Gebühr für Strom und Internet. Wir haben nicht viel verbraucht. Noch schnell das Abwasser entsorgen, die Toilette leeren, den Globebus aufräumen. Dann geht's wieder hinunter ins Tal.
16 Kilometer sind es bis Bozen. Souverän meistert Peter die kurvenreiche, enge Bergstraße. Deutlich schwieriger gestaltet sich die Parkplatzsuche in der Universitätsstadt. Parkhäuser – davon gibt es reichlich – sind tabu. Mit dem Wohnmobil passen wir nicht mal durch die Einfahrt. Straße um Straße, keine Lücke, in die das über sechs Meter lange Fahrzeug passt. So lernt man die Stadt auch kennen.
Hinter dem Siegesdenkmal werden wir schließlich fündig. Der mächtige Triumphbogen ist Zeugnis des Faschismus in Italien und über Jahrzehnte heftiger Streitpunkt verschiedener Parteien und Sprachgruppen in Südtirol. Der „Duce“ Benito Mussolini hatte es bei seinem Lieblingsarchitekten Marcello Piacentini in Auftrag gegeben. Eingeweiht wurde das an antike Bauten erinnernde Monument im Jahr 1928 als Denkmal für die „Märtyrer des 1. Weltkriegs“. Die Inschrift spricht für sich: „Hic patriae fines siste signa. Hinc ceteros excoluimus lingua legibus artibus – Hier an den Grenzen des Vaterlandes setze die (Feld-)Zeichen. Von hier aus bildeten wir die Übrigen durch Sprache, Gesetze und Künste.“ Inzwischen ist in der Krypta unter dem Denkmal ein Dokumentationszentrum eingerichtet, was den andauernden Debatten ein Ende gesetzt hat.
Das Siegesdenkmal im Rücken schlendern wir hinein in die Innenstadt. Es ist Markt. Südtiroler Spezialitäten, Obst und Gemüse, würziger Bergkäse, kleine Naschereien werden – mal auf Italienisch, mal auf Deutsch – feilgeboten. Auf der Suche nach Schnäppchen ist man hier vergeblich. Trotzdem lassen wir uns zu ein paar Mitbringseln für die Daheimgebliebenen hinreißen. In einer Bäckerei besorgen wir Proviant für die Fahrt, bummeln noch ein wenig durch die belebten Straßen.
Etwa 450 Kilometer liegen vor uns. Deswegen verlassen wir Bozen gegen Mittag. Allerdings nicht ohne einen letzten Cappuccino und einen Espresso Doppio. Dann geht's auf die Autobahn. Für Deutschland ist Sturmwarnung ausgegeben. Orkan Elon fegt mit aller Macht übers Land. Rund um München macht er uns ein bisschen zu schaffen. Das Wohnmobil ist in seiner Größe doch etwas windsensibel. Es schüttelt uns gehörig durch. Aber es geht. Am frühen Abend erreichen wir die Heimat – etwas erschöpft, ein bisschen wehmütig. So viel haben wir in den letzten beiden Wochen erlebt. Wie im Flug – jeder kennt's – ist die Zeit vergangen. Was bleibt, sind die Erinnerungen!
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