Winterblue(s). Abschied von der Adria. Fahrt nach Rom. Ein Lob dem Globebus

Aktualisiert am 04. Februar 2019 von und Ina Niederlich mit Bildergalerie
Rush Hour Rom

Alle Wege führen nach Rom. Die Rush Hour kann uns nicht aufhalten. Foto: © Ina Niederlich / Nürnberg und so

Montag, 16:23 Uhr. Wir erreichen Rom. Solange diese Reise noch Kopfgeburt und Planung war, war klar, dass sie weit in den Süden führen müsste. Der Gargano, Basilikata, Kalabrien, das war der Traum. Eine Nacht in Bari, Brindisi, Catanzaro? Der wilde Süden. Aber wir haben umdisponiert. Um nicht immer die gleiche Campinggeschichte zu erzählen, hätten wir dort kleinteiliger werden müssen. Mehr ins Land und zu den Leuten. Dazu fehlt die Zeit. Also rüber. Die andere Seite. Und dann, logisch, Rom mitnehmen! Ina, alte Rom-Liebhaberin, schwärmt schon die ganze Reise davon. Dass der Abschied schnell entschieden war und leichtfiel, hatte auch mit der Adria selbst zu tun.

Die Zerstörung eines Idylls

Bauten am Strand

Foto: © Peter Budig / Nürnberg und so

Seit Jahren nagt diese Enttäuschung an mir. Wie jede Ent-Täuschung ist sie wohl ebenso selbstgemacht wie auch systemisch. Es ist der Abschied von einem Idyll, vom Mythos Strand. Nur wenige Kilometer Meeresufer in Europa sind wohl verschont geblieben. Was einst Fischerdorf, einsamer Strand, Naturereignis war, ist jetzt ins Gegenteil verkehrt: Die Architektur, die Bebauung entlang der Strandpromenaden, die Wege, die längst asphaltierte Rennstecken sind, sind Mahnmale. Grenzenlose Gier und billige Geschmacklosigkeit haben gesiegt. Nur dort, wo gleich nach dem Strandufer steile Hänge in ein bergisches Hinterland führen, wie etwa bei Sirolo, hat ein Rest von Authentizität eine Chance, ist diese kilometerlange Scheußlichkeit durchbrochen. Die Adriastrände aber leiten meist in flache Ebenen über, und die Discount-, Großmarkt- und Ferienwohnsilo-Architekten haben sich über viele Kilometer ausgetobt. 30, 40, 50 Meter Kiesel-, Fels- oder Sandstrand vom Gehweg zum Meeresufer reichen, um im Sommer Zehn-, Hunderttausende Urlauber anzulocken. Sie werden in überfüllten Wohnbaracken, auf trostlosen Campingplätzen zusammengepfercht, um tagsüber am Strand zu brutzeln und abends in die schäbigen Holzhütten einzufallen, die sich Restaurant oder Pizzeria nennen. Jetzt, im Winter, leer und offengelassen, wird das ganze Elend noch sichtbarer. Eine Schäbigkeit, die sich wie permanente Selbstverletzung ausnimmt, die Weigerung, es auch nur ein bisschen nett haben zu wollen, alles nur auf schnellen Billig-Nepp ausgerichtet: Das ist, was die Zerstörung der Strandlandschaften schmerzlich macht. Der Abschied fiel nicht schwer.

Schriftzug Winterblues Sand

Foto: © Peter Budig

Und wenn Menschen sich im Urlaub schon einpferchen lassen, dann ist es auch naheliegend, sich mit Tieren zu füttern, die unter ähnlichen Bedingungen zur Schlachtreife gequält wurden. Tierhaltung, Monokulturen, Fastfood, Adriaurlaub. Seiten einer Medaille. So kommt’s, wenn eine der wichtigsten Eigenschaften des Menschen, seiner urwüchsiger Unternehmens- und Schaffensdrang, entgleist. Genug!

Großes Fahrvergnügen, mobiles Heim

Es ist höchste Zeit, unseren Globebus von Dethleffs zu loben. Das ist zunächst einmal der kompakte Bus-Charakter, der uns gefällt. Trotz seiner stattlichen Länge von 6,30 Meter (2,15 breit; 2,62 hoch) lässt er sich wie ein normaler Transporter chauffieren, handlich und mit erstaunlich kleinem Wendekreis. Er ist übersichtlich und mit 109 KW-Diesel-Motor (etwa 150 PS) ausgesprochen flott unterwegs. Im Inneren gibt es vier Schlafplätze. Ob vier Erwachsene allerdings ohne Koller länger hier klar kämen, wie sie ihr notwendigstes Gepäck unterbrächten, das ist zweifelhaft. Doch für eine Familie mit zwei Erwachsenen/zwei Kindern ist er optimal.

Wohnmobil mit Ina Niederlich und Peter Budig

Foto: © Berny Meyer

Si fueris Rōmae, Rōmānō vīvitō mōre…

Tisch mit Sekt und Bechern

Getränk des Tages: Wir gönnen uns den leckeren Silvestersekt, den wir wegen zu viel „James“ vernachlässigt haben. Foto: © Ina Niederlich / Nürnberg und so

Sagt der Lateiner, oder: When in Rome, do as the Romans do. Auf gut Deutsch: Passe dich den landläufigen Gepflogenheiten an: Da wir so richtig schön im Feierabendverkehr ankommen, noch dazu vor einem Feierabend, hat man im Stau genug Möglichkeiten, in Ruhe Beobachtungen anzustellen. Der römische Autofahrer fährt immer einhändig, weil er mit der anderen Hand sein Handy bedienen muss. Während er im Internet surft, führt er aber auch noch ein Telefongespräch – niemals über eine Freisprechanlage, sondern IMMER über Headset. Von der Lenkradhand ruht der Daumen IMMER auf der Hupe, um sofort und ständig laut zu geben, zu protestieren. Du darfst niemals blinken, wenn Du die Spur wechseln willst, weil das das Signal ist, jeden Millimeter freien Platz sofort zuzufahren. Und das sind noch die Autofahrer, das entschieden kleinere Übel, verglichen mit den Trilliarden von Motorrollern, die ständig Spur wechselnd, immer automatisch Vorfahrt, einfordernd ihr Leben aufs Spiel setzen.

Luxus Camping mitten in der Stadt

Nachdem wir mit der Kette „Elite Club Vancanze“ in Florenz beste Erfahrungen gemacht hatten, fällt die Wahl leicht. Der „Camping Village Roma“ ist bestens organisiert, besitzt schöne, durch Hecken abgetrennte Stellplätze UND ein Badehaus aus Stein. Beheizt! Blitzsaubere Duschen, einen eigenen Sanitärbereich für Kinder, hübsch gefliest. Das hat seinen Preis: Zwei Nächte, zwei Leute, 83 Euro. In Porto Recanati an der Adria hatten wir zuletzt 24 Euro für zwei Tage gezahlt. Gammellook ohne Dusche. Wifi mit geringer Sendestärke. Nicht Rom.

Nächste Etappe: Wir bleiben am Dreikönigstag in Rom. Am Mittwoch geht es wieder Richtung Norden, die Westküste entlang.

Der Reise weiter folgen

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