Schöner Wohnen am Park: Eine Häusergruppe in der Rosenau
Aktualisiert am 17. September 2018 von Sebastian Gulden
Um 1900 lebten an den Rändern des Rosenauparks die Reichen und Mächtigen. Viele ihrer prachtvollen Häuser gingen im Zweiten Weltkrieg unter. Für das Eckhaus Bleichstraße 2 indes wurde hochwertiger Ersatz geschaffen.
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Sechszimmerwohnung mit Parkblick gefällig? Anno 1895 hätten Bauunternehmer Franz Müller und Zimmermeister August Rottenbacher da ein verlockendes Angebot direkt gegenüber des Rosenauparks in petto gehabt – zu einem angemessenen Preis, versteht sich.
Müller hatte 1893 die beiden Grundstücke Bleichstraße 2 und Hochstraße 3 angekauft. Mit dem schlichten Bestandsgebäude, einem klassizistischen Wohnhaus mit Werkstatt, das Maurermeister Johann Conrad Höfler und Zimmermeister Johann Michael Lindstadt 1865 für den Bleistiftarbeiter Georg Heger errichtet hatten, konnte er nichts anfangen. Ihm schwebte eine hochwertige Neubebauung mit luxuriösen Wohnungen vor, und so musste der „alte Kasten“ weg. Der hohen Kosten wegen nahm er Rottenbacher mit ins Boot, dem bereits die beiden Nachbarhäuser Hochstraße 5 und 7 gehörten.
Luxuriöses Häuserpaar
Architekt Valentin Nickel gab sich alle Mühe, den Neubau in die Reihe hochherrschaftlicher Mietshäuser am Parkrand einzupassen. Das gelang ihm auch sehr gut, wenngleich er und seine Auftraggeber letztlich auf die zunächst geplanten Balkone zur Straße und den Erkerturm mit Welscher Haube und Spitzhelm verzichten mussten. Nickels erster Entwurf im Stil der Neorenaissance verströmte eher das Flair von Paris als von Nürnberg. Beim zweiten Plan bereicherte er die Fassaden um einige Elemente der deutschen Renaissance – um Kastenerker mit Beschlag- und Rankenwerkreliefs, Schweifgiebel mit Obelisken und Dachgauben mit glockenförmigen Helmen. Den Erker an der Ecke Bleich- und Hochstraße versah er im dritten Obergeschoss mit dem Monogramm Franz Müllers und dem Künstlerwappen.
Von außen wirkten die Häuser Bleichstraße 2 und Hochstraße 3 als bauliche Einheit, obwohl sie innen nicht miteinander verbunden waren und unterschiedlichen Eigentümern gehörten. Während Zimmermeister Rottenbacher die Hochstraße 3 als Wertanlage behielt (er wohnte selbst in der Adam-Klein-Straße 51 in Gostenhof), verkaufte Franz Müller die Bleichstraße 2 schon im Jahr der Baufertigstellung an den Kolonialwaren- und Delikatessenhändler Johann Thäter, der im Erdgeschoss seinen Laden einrichtete. Das war äußerst praktisch für die Bewohnerinnen und Bewohner, die damit im wahrsten Sinne des Wortes einen „Nahversorger“ im Haus hatten.
Einige von ihnen werden wohl ihre Hausangestellten zum Einkaufen geschickt haben, denn mit fünf bis sechs Zimmern plus Küche, Garderobe, Kammer, privatem Bad und Toilette gehörten die Wohnungen allesamt dem gehobenen Preissegment an. Entsprechend betucht waren die Mieterinnen und Mieter, darunter die Hopfenhändler Ernst Heidenheimer (mit Ehefrau Paula und den Söhnen Eugen, Leo und Max), Emil Rosenbaum und Karoline Weilheimer, die Rittmeisterswitwe Babette von Beulwitz und der königlich-bayerische Amtsrichter Dr. Hugo Rose.
Zweieige Zwillinge
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Häuser Bleichstraße 2 und Hochstraße 3 bei einem Luftangriff völlig zerstört. Bis 1955, als die Malergeschäftsinhaberin Marie Geis eine Garage auf dem Grundstück errichten ließ, blieb das Anwesen eine innerstädtische Brache. Es dauerte aber nicht mehr lange, bis das Eckhaus von Neuem erstand. Der moderne Entwurf übersetzte die Ideen von Architekt Nickel in die Formen der Wiederaufbauzeit: An der Straßenecke erhielt die Fassade einen dreieckigen, die Baumasse belebenden Einschnitt. Balkone lösten die Kastenerker von einst ab, ein vorstehendes Flugdach ersetzte Gauben und Giebel der alten Dachlandschaft.
Während schon das Haus selbst zu den gediegenen Schöpfungen des Wiederaufbaus in Nürnberg zählt, ist der Ladeneinbau im Erdgeschoss ein wahrer Schatz: Hier blieben die Schaufenster mit filigranen Rahmen, die Haus- und eine der Ladentüren mit schräg montierten Griffen und die Verkleidung aus glänzenden Keramikfliesen in Schwarz und Elfenbeinfarbe erhalten. Ein Anblick, der leider Seltenheitswert hat in einer Zeit, da die Zeugnisse der 1950er und 1960er noch immer wenig gelten.
Das Nachbargrundstück Hochstraße 3, das nach dem Krieg in den Besitz des Arzneimittelkonzerns Sandoz überging, blieb noch bis 1977 eine Brache. Der Neubau des Nürnberger Büros Kappler & Nützel ist mit seinen Fassaden aus Sichtklinker und Waschbeton ein typisches Kind seiner Zeit. Der Kontrast zu dem leichtfüßigen Eckhaus nebenan könnte kaum größer sein, und so macht das zweieige Häuser-Zwillingspaar völlig vergessen, dass an dieser Stelle einst zwei Gebäude mit ein und derselben architektonischen Handschrift standen.
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