Einkaufsader der Nürnberger Altstadt: Die Karolinenstraße

Aktualisiert am 16. Januar 2017 von und Stefan Schwach
Karolinenstraße

Die Karolinenstraße im Wiederaufbau, 1952. Foto: © anonym (cc)

Kaufen, kaufen, kaufen! Seit Jahrhunderten ist die Karolinenstraße im Schutze der Lorenzkirche eine der wichtigsten Geschäftsmeilen Nürnbergs. Ihre Bebauung hat sich vielfach gewandelt.

Heute zeigen wir gleich drei Fotos der Karolinenstraße, die 1810 nach der Gattin von König Maximilian I. von Bayern benannt wurde. Vorher hieß die Straße „Am Fischbach“. Der Fischbach, von Süden kommend, fließt durch die Lorenzer Altstadt durch die heutige Karolinenstraße zur Pegnitz. Seit dem 19. Jahrhundert ist er allerdings nicht mehr sichtbar, sondern verläuft unterirdisch in einer Art Kanal.

Blick durch die Karolinenstraße zur Lorenzkirche, 1890, 1952 und 2016.

Blick durch die Karolinenstraße zur Lorenzkirche, 1890, 1952 und 2016. Fotos: © Verlag Dr. Trenkler (1890) – anonym (1952) – Sebastian Gulden (2016) (cc)

Im ersten Foto sind noch etliche mittelalterliche Häuser zu sehen, die in der Gründerzeit oftmals durch prächtige Häuser im Stile der Belle Époque ersetzt wurden. Das „Hotel zum Strauß“, seinerzeit erstes Haus am Platze, wurde später zum ersten Nürnberger Kaufhaus, dem „Grand Basar zum Strauß“ umgebaut. Das Gebäude überstand die Bombennächte des Zweiten Weltkrieges, ebenso wie seine Nachbargebäude, leider nicht. In den Nachkriegsjahren entstand an gleicher Stelle das durch Paul Bode geplante „Atlantik-Kino“ mit Ladenpassage, seinerzeit größtes Nürnberger Filmtheater. In den 1970er Jahren wurde dieses Kino dann abgebrochen, und ein Einkaufszentrum mit der Bezeichnung „Grand Basar“ entstand an dieser Stelle. In dem Gebäude waren neben etlichen Läden und Gastronomie auch die Atlantik-Kinos mit Namen wie Dixie, Candy, Smoky etc. untergebracht. Auch diese Nutzung ist mittlerweile Geschichte. Vor einigen Jahren wurde das Gebäude komplett umgebaut und beherbergt nun Büros und Arztpraxen neben einem Einzelhändler im Erdgeschoss.

Bis zum U-Bahn-Bau 1978 war die Karolinenstraße eine vielbefahrene Verkehrsader, wo unter anderen bis zu sieben Straßenbahnlinien verkehrten. Die Karolinenstraße wurde beim Wiederaufbau etwas begradigt, um einen besseren Blick auf die Lorenzkirche zu bekommen und mehr Platz für Straßenbahn und Individualverkehr zu schaffen.

Das Haus Karolinenstraße 34, aufgenommen zwischen 1905 und 1909.

Das Haus Karolinenstraße 34, 1905/1909. Fotos: © anonym (1905/1909) – Sebastian Gulden (2015) (cc)

Gegenüber dem früheren Grand Basar im Anwesen Nr. 34 war bis vor einigen Jahren die „Karolinenpost“ untergebracht. Der Ausbau des Telefonnetzes führte 1901 bis 1905 zum Neubau dieses Postamtes in der Lorenzer Altstadt. In der Architektur des imposanten Baus verbanden die Planer Andreas Roth und Ludwig Ullmann Formen des Barock und Jugendstils.

Für den gewaltigen Prachtbau, der gewiss auch als „Duftmarke“ des königlich-bayerischen Zentralstaates gedacht war, bezahlte das alte Nürnberg einen hohen Preis: Das Karmeliterkloster, die Salvatorkirche und der Ebracher Hof mussten dafür weichen. Von Letzterem sind allein Teile der Hauskapelle im Germanischen Nationalmuseum erhalten; der ebenfalls gerettete Barocksaal wurde 1973 mit dem so genannten Königsstiftungshaus des Museums zugunsten des Ausbaus der Grasersgasse vernichtet.

Auch dem prachtvollen Postgebäude in der Karolinenstraße erging es kaum besser: Zwar setzte man es nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg zunächst provisorisch in Stand; die Abrissbirne ließ aber nicht lange auf sich warten. Heute steht ein schwäbisches Bekleidungshaus an seiner Stelle. Immerhin: An der Adlerstraße blieb ein Teil der historischen Fassade erhalten (Wir danken Martina Stoerl und Michael Metzner, die uns Informationen über die historischen Gebäude an Stelle des Postamtes haben zukommen lassen).

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